Der Pass - Mi. 29.09. - 3sat: 22.25 Uhr

Leichenkunst vor Wald und Bergen

26.09.2021 von SWYRL/Eric Leimann

Die erste deutsch-österreichische Sky-Serie "Der Pass" war 2019 ein wuchtiger XXL-Thriller mit unfassbar guten Bildern und großem Schauspiel. Dafür gab es 2020 den Grimmepreis wie auch den Deutschen Fernsehpreis. 3sat wiederholt das Werk - etwas zeitzerdehnt - über acht Mittwochabende.

Exakt auf Höhe des Grenzsteins zwischen Deutschland und Österreich findet man eine grausam inszenierte Leiche. Entsprechend quälen sich zwei Ermittler in die verschneite Bergwelt. Die jüngere Ellie Stocker (Julia Jentsch) aus Berchtesgaden ist sehr motiviert, denn es ist ihr erster Fall, den sie eigenverantwortlich leitet. Dagegen gibt Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek), der von Wien nach Salzburg strafversetzt wurde, ein gegensätzlich Bild ab. Der ungepflegte Ösi-Cop ernährt sich von Zigaretten, Alkohol und viel Zynismus. Was für Fans der dänisch-schwedischen Serie "Die Brücke" wie das vierte Remake des Stoffes klang, war im Januar 2019 tatsächlich einer der besten deutschsprachigen Krimis seit Jahren. Ein bärenstarkes Alpen-Epos in acht Teilen, das 2020 den Grimmepreis und den Deutschen Fernsehpreis gewann. Weil die Serie ihre Free TV-Premiere beim ZDF feierte, kommt nun eine Wiederholungs-Verwertung beim assoziierten Kultursender 3sat zum Zuge.

Warum ist die Serie so gut? Durchaus im Wortsinne "gewaltig" leuchtet "Der Pass" das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und all die Tragik dazwischen aus. Zwei gegensätzliche Ermittler aus zwei Ländern, die gemeinsame Sache machen müssen. Ein Serienkiller, der spektakulär inszenierte Leichen an schmucken Orten zurücklässt. Das Böse der Welt, welches den Zuschauer auf unheilvoll dräuende, aber auch seltsam ästhetische Art erschreckt. All diese Qualitäten, die das dänisch-schwedische Thrillerepos "Die Brücke - Transit in den Tod" (2011 bis 2018) über vier Staffeln der TV-Kultur schenkte, finden sich nun auch in "Der Pass" wieder. Trotzdem ist die meist grauweiß verschneite Sky-Serie kein weiteres Remake, wie die US-Variante mit Diane Kruger ("The Bridge - America", zwei Staffeln 2013 und 2014) oder der englisch-französische Ableger "The Tunnel" (drei Staffeln, 2015 bis 2017) es waren.

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"Der Passe", Staffel zwei, im kommenden Winter?

Der vom deutschen Kreativduo Cyrill Boss und Philipp Stennert geschriebene und inszenierte Achtteiler dringt nicht nur tief in die sich über die Folgen stark verändernde Psyche der Ermittler ein, sondern verfolgt auch noch eine dritte Hauptfigur: die des Mörders. Weil das Drehbuch ihn zu Beginn aber noch im Verborgenen hält, soll diesbezüglich nichts verraten werden. Außer dem Umstand, dass man auch mit dieser Figur, die logischerweise nicht entdeckt werden will, mitgeht - was bei einem derart bösen Charakter schon ein wenig Selbsthinterfragen beim Zuschauer auslöst.

Als vierten Hauptdarsteller darf man die winterliche Bergwelt des Salzburger Landes nennen, die Kameramann Philip Peschlow ("Eine gute Mutter") subtil und bedrohlich in Szene setzt. Oft wirken Täter, Opfer und Ermittler erschreckend klein in diesem Szenario, was die bösen Taten vor den großen, stummen Zeugen Wald und Bergen noch niederträchtiger erscheinen lässt. Trotzdem ist "Der Pass" kein sarkastisches, ironisch gebrochenes Drama wie die ähnlich von ihrer winterlichen Landschafts-Atmosphäre geprägten "Fargo"-Serie beziehungsweise ihr Ursprungsfilm der Cohen-Brüder.

Nicht unerwähnt, weil essenziell zur großen Qualität der Serie gehörend, sollen die Hauptdarsteller Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek bleiben. Jentsch, die zwar schon als Jungstar ("Die fetten Jahre sind vorbei", 2004) überzeugte, hat mit den Jahren noch mal einiges an Präsenz zugelegt. Und Nicholas Ofcarek? Der wuchtig-expressive Ösi-Star spielt seit über 25 Jahren am Wiener Burgtheater, ist einer der besten österreichischen Schauspieler seiner Generation. "Der Pass", Staffel zwei, ist übrigens abgedreht und soll noch im kommenden Winter 2021/22 bei Sky Premiere feiern.

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