"maischberger. die woche"

Karl Lauterbach bei Maischberger: "Werden uns zehn Jahre lang mit Covid beschäftigen"

17.02.2022 von SWYRL

Panik wolle er nicht verbreiten, erklärte Karl Lauterbach im ARD-Talk mit Sandra Maischberger. Nichtsdestotrotz warnte der Bundesgesundheitsminister vor zu viel Optimismus - und betonte, dass es ein Leben wie vor der Pandemie nicht mehr geben werde.

Wenn man Karl Lauterbach eine Sache nicht vorwerfen kann, dann ist es die Scheu vor der Öffentlichkeit: Sage und schreibe 40 Mal war der Politiker im Jahr 2021 in einer der großen Polit-Talkshows von ARD und ZDF zu Gast. Weil er dabei - wie auch in seinem noch jungen Amt als Bundesgesundheitsminister - meist die Rolle des Mahners einnimmt, wird der SPD-Mann immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, er verbreite Panik. So auch am Mittwochabend bei "maischberger. die woche", wo die "Welt"-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld wetterte: "Er ist der Vater des Worst-Case-Szenarios und ich finde nicht, dass es die Aufgabe eines Gesundheitsministers ist, Worst-Case-Szenarien zu entwerfen!"

Lauterbach, der im direkten Anschluss an diese wenig schmeichelhaften Worte zum Interview mit Sandra Maischberger geladen war, ließ derartige Anschuldigen jedoch nicht lange auf sich sitzen. "Man muss unterscheiden zwischen realistischen Gefahren und Worst-Case-Szenarien", erklärte der Gesundheitsexperte. "Ich gebe mal ein Beispiel: Ich sage, wenn alles wieder öffnet, haben wir mehr Todesfälle. Das ist nicht das Worst-Case-Szenario." Als "Panikminister", wie er häufig bezeichnet werde, sehe er sich nicht. Vielmehr bemühe er sich, keine Übertreibungen zuzulassen: "Ich will es nochmal klar sagen: Es ist nicht alles wahr, was in der BILD-Zeitung steht."

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"Die Welt wird nicht mehr so sein wie vor der Pandemie"

Nichtsdestotrotz ließ es sich Lauterbach auch in diesem ARD-Talk nicht nehmen, mahnende Worte an die Bevölkerung zu richten. Den Begriff "Freedom Day" etwa, mit dem in Dänemark und England eine Aufhebung der Corona-Maßnahmen propagiert wurde, lehne er ab. "Ich benutze diesen Begriff überhaupt nicht und finde auch nicht, dass er angemessen ist", so Lauterbach. Für manche Bevölkerungsgruppen werde es "nie eine wirklich volle Freiheit geben", warnte er. "Ich finde es daher nicht richtig, so zu tun, als wenn es für jeden komplett Normalität gäbe."

Hoffnungen auf ein vollständiges Verschwinden von COVID-19 dürfe man sich derzeit nicht machen, betonte Lauterbach zudem: "Ich glaube, dass wir uns zehn Jahre lang mit Covid beschäftigen werden, aber in abnehmender Intensität." Doch auch danach seien manche Menschen weiterhin gefährdet. "Die Welt wird nicht mehr so sein wie vor der Pandemie", lautete das niederschmetternde Fazit des Ministers.

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Zu wenig Geimpfte? Lauterbach: "Ich bekenne einen Misserfolg"

Einen Ausweg biete nach wie vor lediglich die Impfung: "Wir wissen, dass die Grundimpfung einen so guten Impfschutz hinterlässt, dass damit alle Corona-Varianten, die wir bisher kennen, gut abgedeckt sind." Dass dafür auch eine vierte Impfdosis notwendig sei, schloss Lauterbach nicht aus. Spätestens im Herbst müsse deshalb eine Impfpflicht auf den Weg gebracht werden, ansonsten seien erneut Kontaktbeschränkungen nötig. "Die Debatte, die jetzt keiner mehr hören will, kommt dann erneut, und nur deshalb, weil es hier eine kleine Gruppe in der Bevölkerung gibt, die sich nicht solidarisch einbringt in die Bekämpfung der Pandemie", klagte der Mediziner.

In Anbetracht einer solchen Aussage zeigte sich Sandra Maischberger verwundert über die nur wenige Stunden zuvor beschlossenen Lockerungen, die auch Ungeimpften wieder mehr Freiheiten einräumen. "Sind Ungeimpfte keine Gefahr mehr oder haben sie nur gemerkt, dass sie mit dem Druck auf Ungeimpfte nichts erreichen?", fragte sie. "Ich bekenne einen Misserfolg: Wir kommen an die Nichtimpfwilligen nicht heran", gab Lauterbach zu. Im Moment seien es vor allem Kinder und Jugendliche, die sich impfen ließen, so Lauterbach. "Da muss man sagen, da sind die Jugendlichen vernünftiger als die Erwachsenen."

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