02.10.2023 von SWYRL
Seit ihrem Rückzug aus der Öffentlichkeit äußert sich Angela Merkel nur noch selten in der Öffentlichkeit über politische Geschehnisse. Im ZDF sprach die ehemalige Bundeskanzlerin anlässlich des Einheitstags nun unter anderem über ihre eigene Jugend und ihre Beziehung zu Ostdeutschland.
Gerade mal zehn Tage "fehlten" ihr, dann hätte sie länger regiert als Helmut Kohl. Dennoch: 16 Jahre lang war Angela Merkel deutsche Bundeskanzlerin und galt als mächtigste Frau der Welt. Seit ihrem Amtsende im Jahr 2021 zeigt sich die 69-Jährige jedoch nur noch selten in der Öffentlichkeit - und redet noch seltener über ihre Meinung zum aktuellen Weltgeschehen. Für eine ZDF-Dokumentation machte die Altkanzlerin nun jedoch eine Ausnahme.
Die Dokumentation "Am Puls mit Mitri Sirin" wird am Dienstag, 3. Oktober, 19.20 Uhr, im ZDF ausgestrahlt - am Tag der Deutschen Einheit. Anlässlich dieses Tages kam Merkel im Interview auf die DDR zu sprechen, wo sie aufwuchs und später als Physikerin am Zentralinstitut für Physikalische Chemie tätig war.
"Die DDR hat es trotz aller Versuche, Jugendliche immer wieder zu beeinflussen, natürlich nicht geschafft, die Familie zu ersetzen. Man hatte Freunde, man hat gefeiert, wir sind mit den Eltern in den Urlaub gefahren. Das waren ja alles Erlebnisse", erinnerte sie sich zurück.
"Und dann gibt es noch die prägenden Erlebnisse durch den Staat", fügte sie hinzu, "ich meine, die Anwesenheit von Freiheit formt Menschen, aber die Abwesenheit von Freiheit formt sie ja auch." Zudem gebe es Unterschiede "zwischen dem Staat DDR, dessen Überwindung wir natürlich alle begeistert gefeiert haben und einem persönlichen Leben, das ja in jedem Land mehr ist als nur die staatliche Struktur."
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"Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich"
Auch über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan äußerte sich Merkel. Mit ihm habe sie oft darüber diskutiert, wer in Deutschland für die türkischstämmigen Menschen verantwortlich sei, die zum Beispiel in zweiter Generation hier wohnen.
"Und ich habe immer gesagt: 'Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich'", verriet Merkel, "da wir ja jetzt auch in den letzten Jahren sehr viele Menschen haben, die dauerhaft in unserem Land leben und noch nicht immer hier gelebt haben, ist das wieder eine neue Aufgabe, dass wir sie mit aufnehmen." Sie habe sich stets als Bundeskanzlerin aller Menschen gesehen, die dauerhaft in Deutschland wohnen.
Darüber hinaus kam Merkel im Interview auch auf die AfD-Wählerschaft zu sprechen. "Wenn man sich sozusagen auf Kosten anderer Menschen, auch anders aussehender Menschen und Menschen mit anderer Biografie profiliert, dann ist das nichts, wofür ich Verständnis habe", machte sie deutlich. Zwar könne sie nachvollziehen, dass manche über die Regierung verärgert seien. Einen Grund, die Alternative für Deutschland zu wählen, sehe Merkel darin aber nicht: "Da würde ich immer dagegen argumentieren und würde sagen, man kann in dieser demokratischen Gesellschaft auch anders seine Kritik und seinen Ärger zum Ausdruck bringen."