STILL: A Michael J. Fox Movie

"Ich konnte nicht still sein": Michael J. Fox erzählt sein ganzes Leben

08.05.2023 von SWYRL/Eric Leimann

80er-Superstar Michael J. Fox leidet seit 32 Jahren an Parkinson. Im bewegenden Apple-Dokumentarfilm "STILL: A Michael J. Fox Movie" erzählt der 61-Jährige sein Leben, ungewöhnlich und furios von Oscar-Preisträger Davis Guggenheim inszeniert. Der wahrscheinlich letzte große Michael J. Fox-Auftritt.

Michael J. Fox war alles andere als ein designierter Superstar Hollywoods. Mit seiner Körpergröße von 1,63 Meter könnte man es in jungen Jahren als sein Pfund bezeichnen, dass er mit 16 Zwölfjährige spielen konnte. Der junge Kanadier, aufgewachsen auf einem Armeestützpunkt in der Nähe von Vancouver, war nicht nur klein, sondern er sah auch etliche Jahre jünger aus. Das half. Dabei verfügte er über einen schnellen Verstand und ein sensationelles Comedy-Timing, das ihn Anfang der 80-er kometenhaft in der TV-Sitcom "Family Ties" (zu Deutsch: "Familienbande") aufstiegen ließ. Weil das Publikum Fox' verblüffende Komik und Präsenz schnell erfasste, wurde der kleine Kanadier schnell fürs Hollywood-Kino interessant: "Zurück in die Zukunft" (drei Filme zwischen 1985 und 1990), "Teen Wolf" (1985) oder "Das Geheimnis meines Erfolges" (1987) hießen die großen Kassenschlager von Everybody's Darling Michael J. Fox. 1990, mit gerade einmal 29 Jahren, erhielt Fox die niederschmetternde Diagnose, dass er an Parkinson leidet. Eine degenerative neurologische Erkrankung, gegen die es kein Gegenmittel gibt. Im bewegenden Dokumentarfilm "STILL: A Michael J. Fox Movie" (ab 12. Mai, Apple TV+) von Davis Guggenheim (Dokumentarfilm-Oscar für "Eine unbequeme Wahrheit") erzählt ein schwer angeschlagener, aber immer noch erstaunlich präsenter Michael J. Fox sein Leben.

Er sei immer gerannt, solange er denken kann, sagt Fox im Film. Und die Mashup-Technik, die immer wieder Interviewpassagen seines Protagonisten furios schnell geschnittenen "Belegen" seiner Worte aus den Filmen und Serien gegenüberstellt, belegt dies. Das Rennen des Michael J. Fox sorgte jedoch nicht nur für Action in den Filmen, sondern auch in seinem jüngeren Leben. "Vielleicht war es so, weil ich klein war. Ich wollte mich als Propeller ausdrücken. Ich konnte nicht still sein, ich konnte nicht in meinem Leben präsent sein. Solange, bis diese Sache passierte, die dazu führte, dass ich in jedem Moment meines Lebens präsent war." Gemeint ist die Krankheit, die er mit großer Disziplin sieben Jahre lang geheim hielt. Nur seine Frau Tracy Pollan, die er bei "Family Ties" kennenlernte und mit der er vier Kinder hat, wusste vom Leiden ihres Mannes.

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Stürze mit Knochenbrüchen gehören für Fox zum Alltag

In "Still: A Michael J. Fox Movie", den der Star mithilfe von aktuellen Interviews, Kommentaren zu Filmszenen und auch einigen mit Schauspielern nachgestellten Szenen selbst erzählt, geht es im Subtext darum, wie ein unverbesserlicher Optimist, ja ein Glückskind, mit seinem schweren Schicksal umgeht: Stürze mit Knochenbrüchen gehören für Fox zum Alltag, er hat chronische Schmerzen. Und doch ist Michael J. Fox eine Ikone des amerikanischen Optimismus - und diesen interessanten Widerspruch thematisiert das gut anderthalbstündige Werk deutlich im Subtext.

Mehrmals sieht man Fox beim Training mit seinem Physiotherapeuten. Da verrät der Patient in einem schwachen Moment, warum er sich nicht gehen lassen möchte: "Es ist mein Michael J. Fox-Selbst. Die Leute sagen mir immer, dass sie sich durch mich besser fühlen. Das ist eine sehr mächtige Kraft - und viel Verantwortung für mich. Ich will das nicht kaputt machen." Darauf der Physiotherapeut weise: "Es ist okay, manchmal nicht Michael J. Fox zu sein."

Für den Film lassen Fox, seine Frau und die Kinder Filmemacher Guggenheim - übrigens Ehemann von Elizabeth Shue ("Karate Kid"), die mit Fox in den beiden "Zurück in die Zukunft"-Fortsetzungen spielte - erstaunlich nahe an sich heran. Doch auch, wenn erwähnt wird, wie der Star nach seinem Krankheits-Outing bis vor wenigen Jahren immer wieder Gastrollen spielte, die selbst neurologische Erkrankungen hatten und er mittlerweile fast eine Milliarde Dollar mit seiner Parkinson-Stiftung gesammelt hat - der Film macht nicht den Fehler, ein eindimensionales Heldenlied auf den vielleicht positivsten Typen der 80-er zu singen. Auch Fox' langjährige Alkoholsucht, sein Davonrennen von Problemen und das Hadern mit dem Schicksal kommen in den langen Interviewpassagen zur Geltung.

Und obwohl Michael J. Fox in Sprache, Mimik und Bewegungen schwer von der Parkinson-Krankheit gezeichnet ist, wirkt der Mann immer noch sehr einnehmend und lebendig. Man hängt dem 61-jährigen Parkinson-Patienten Michael J. Fox geradezu an den Lippen, wenn er retrospektiv, aber auch durchaus auf die Gegenwart bezogen, von seinem Leben erzählt. Einer der sehenswertesten biografischen Dokumentarfilme des Jahres.

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