"Maischberger. Die Woche"

Hat Omikron "der Himmel geschickt"? Aufregung um Mediziner-Aussage bei Maischberger

03.02.2022 von SWYRL

Während Dänemark als erstes EU-Land sämtliche Corona-Beschränkungen aufgehoben hat, halten in Deutschland die Diskussionen über weitere Maßnahmen wie eine Impfpflicht an. Im ARD-Talk von Sandra Maischberger rangen zwei Fachleute um die richtige Strategie - und stritten auch um Worte.

Seit Dienstag ist in Dänemark das, worauf viele in Deutschland im Moment nur hoffen können, Realität geworden: Der "Freedom Day" markierte die Aufhebung sämtlicher Corona-Einschränkungen. Lediglich eine viertägige Quarantäne für infizierte Personen erinnert noch daran, dass ein potenziell tödliches Virus die Welt seit knapp zwei Jahren in Atem hält.

Bei derartigen Lockerungen im nördlichen Nachbarland trotz einer 7-Tage-Inzidenz weit über 5.000 drängt sich derweil hierzulande - in Deutschland liegt die Zahl am Donnerstag bundesweit bei 1.283 - die Frage auf: Was macht Dänemark anders? Und wann wird auch hier eine Rückkehr zur Normalität möglich? Darüber sprach Sandra Maischberger in ihrem ARD-Talk am Mittwochabend mit zwei Experten - deren Standpunkte jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Dahmen: Deutschland und Dänemark sind wie Äpfel und Birnen

So erklärte Janosch Dahmen, Arzt und Gesundheitspolitiker von den Grünen, wer hierzulande Lockerungen wie in anderen EU-Ländern fordere, der vergleiche "Äpfel mit Birnen". Der dänische Weg beudeutete für Deutschland mit seiner geringeren Impfrate momentan "ein zu hohes Risiko, das wir vermutlich mit einem hohen Preis bezahlen müssten", warnte der Mediziner, der im ARD-Talk als Ersatz für den stark erkälteten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingesprungen war.

Für Dahmen gebe es zwar "Anzeichen für Hoffnung", doch Maischbergers Nachfrage, ob COVID-19 durch die mildere Omikron-Variante seinen Schrecken verloren habe, verneinte er. Zudem mahnte er: Der vielfach thematisierte "mildere Verlauf" bei Omikron bedeute besonders für Ungeimpfte nicht, dass die Erkrankung symptomfrei verlaufe.

"Wann wollen wir diesen Varianten, die uns ja eigentlich der Himmel geschickt hat, mehr Lauf lassen?"

Hoffnungsvoller gab sich Lungenfacharzt Thomas Voshaar, der am Mittwochabend live ins Studio bei "Maischberger. Die Woche" zugeschaltet war. Zwar appellierte auch er, nicht auf Nachbarländer zu blicken und betonte, dass Dänemark "nicht inspirierend" sei. Nichtsdestotrotz solle man auch in Deutschland über Wege aus der Pandemie sprechen.

Man habe in der Medizin "viel dazugelernt" in den vergangenen Monaten, meinte der Präsident des Verbands Pneumologischer Kliniken. Er könne "verbindlich sagen", dass die Zahlen der Patienten, die derzeit mit Corona auf Intensivstationen betreut würden, deutlich "heterogener" sei, als noch vor Kurzem angenommen.

Wichtig sei, sich nun von der Vernunft, nicht von der Angst treiben zu lassen, stellte Voshaar fest: "Wir brauchen mehr Optimismus." Mit Omikron sei endgültig die Strategie gescheitert, "das Virus zurückzudrängen". Eine Durchseuchung mit einer weniger gefährlichen Variante des Virus könne nun den Weg in ein normales Leben ebnen, behauptete der Chefarzt der Lungenklinik Moers: "Wann wollen wir diesen Varianten, die uns ja eigentlich der Himmel geschickt hat, mehr Lauf lassen?"

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

"Das Spiel könnte sich zu unseren Ungunsten drehen"

"Das sind die falschen Worte angesichts so vieler Menschen, die krank werden", entgegnete Unfallchirurg Janosch Dahmen sichtlich entsetzt. Er warnte davor, dass sich Deutschland im Kampf gegen die Omikron "noch nicht mal in der Halbzeitpause" befinde und sprach von "möglicherweise ähnlich starken Belastungen wie in der Delta-Welle".

In den nächsten 30 Tagen sei mit einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen in den Krankenhäusern, besonders bei älteren, ungeimpften Menschen, zu rechnen. "Das Spiel könnte sich zu unseren Ungunsten drehen", so Dahmen. Einen konkreten Zeitpunkt für mögliche Lockerungen zu nennen, schloss der Grünen-Politiker deshalb aus. Er warb stattdessen für die allgemeine Impfpflicht ab 18 als Teil einer Gesamtstrategie, um die Pandemie zu besiegen.

Thomas Voshaar: Nicht möglich, Corona "wegzuimpfen"

Wieder Widerspruch vom Studiobildschirm: Thomas Voshaar hält dies nicht für eine adäquate Lösung. "Ich glaube, wir müssen eingestehen, dass wir Gruppen, die sich nicht geimpft haben, zwar unter Druck gesetzt, aber nicht erreicht haben", kritisierte der Mediziner. Auch sei es nicht möglich, das Virus "wegzuimpfen". Während Dahmen die Impfpflicht als "Mosaikstein, der uns vor einem weiteren schlimmen Winter bewahren kann" bezeichnete, sprach sich Voshaar abermals für eine Durchseuchung der Bevölkerung aus.

Eine "stabile Grundimmunisierung" durch die Impfung sei zwar wünschenswert und eine Basis für den "Übergang in eine Endemie", doch eine Impfpflicht sei schlichtweg nicht durchsetzbar. Zudem müsse man sich mit der Existenz Coronas abfinden, wie Voshaar unterstrich: "Einen Atemwegsvirus kann man niemals besiegen. Es kommt immer wieder und es wird immer weiter mutieren." Aus diesem Grund sei es nun an der Zeit für einen natürlichen Ausweg aus der Pandemie, so der Lungenklinik-Leiter.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL