08.06.2025 von SWYRL/Susanne Bald
Kein Organ wird in Deutschland so oft transplantiert wie die Niere. Doch es gibt zu wenige postmortale Organspenden. Eine Alternative ist die Lebendspende. Genau dazu hat sich Kirsten entschieden: Sie wird ihrem Mann Philipp eine Niere spenden. Filmemacherin Mica Stobwasser hat die Familie begleitet.
Etwa 11.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Allein um die 8500 davon benötigen eine neue Niere - weitaus mehr, als es Spenderorgane von Verstorbenen gibt. Die Wartezeit auf eine postmortale Organspende beträgt zudem zwischen sechs und acht Jahren, heißt es im neuen Beitrag der Dokureihe "Echtes Leben: Deine Niere für unser Leben", der am späten Dienstagabend im Ersten ausgestrahlt wird. Nicht jeder Betroffene will oder kann so lange warten.
So wie der Unternehmer Philipp, der Protagonist der Dokumentation von Filmemacherin Mica Stobwasser. Der Mittvierziger und seine Frau Kirsten wagen daher einen großen Schritt: Kirsten wird ihrem Mann eine ihrer Nieren spenden. Ihren Weg dorthin, ihre Abwägungen der Risiken, ihre Ängste und Hoffnungen stehen im Mittelpunkt des so interessanten wie eindringlichen Films.
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Nicht jeder ist als Lebendspender geeignet
Alles begann mit einem plötzlich auftretenden schwarzen Punkt in Philipps Auge. Er entpuppte sich als Folge einer eingeschränkten Nierenleistung. Nach einigen Jahren mit medikamentöser Behandlung und ohne größere Beschwerden sackte die Leistung der Niere auf unter zehn Prozent, und Philipps Leben und das seiner Familie änderte sich von Grund auf. Um weiterleben zu können, muss Philipp dreimal in der Woche zur Dialyse, bei der sein Blut von giftigen Stoffen gereinigt wird, weil seine Nieren das nicht mehr leisten können. Kein Dauerzustand für Philipp, Kirsten und ihre drei Kinder. Und so entschied sich Kirsten schließlich, ihrem Mann eine Niere zu spenden.
Risiken sind für die Spendenden vorhanden, aber nicht allzu groß, die Vorteile sind unter anderem im Vergleich zu postmortalen Spenden: Es gibt keine lange Wartezeit, die Transplantation kann gut geplant werden, und das Organ ist in der Regel auch in einem besseren Zustand, weil es keine lange Transportzeit ohne Blutzufuhr von Spender zu Empfänger gibt. Allerdings muss man einen passenden Spender finden, dessen Gewebe-Merkmale mit denen des Empfängers übereinstimmen. Nach dem deutschen Transplantationsgesetz dürfen außerdem nur Verwandte ersten und zweiten Grades, Lebenspartner sowie sehr nahestehende Personen Organe spenden. Damit will man unter anderem das missbräuchliche Geschäft mit Organspenden verhindern. Die Voraussetzungen sind bei Kirsten und Philipp also erfüllt.