07.12.2025 von SWYRL/Elisa Eberle
Im 24. "Zürich-Krimi" hadert Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund) mit seinem eigenen Grundsatz: Kanzlei-Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) verteidigt einen Neonazi, der mutmaßlich für einen Brandanschlag auf ein jüdisches Kulturzentrum verantwortlich ist ...
Jeder Beschuldigte hat das Recht auf die bestmögliche Verteidigung - egal, was er oder sie getan hat. Das ist seit jeher der Grundsatz von Thomas Borchert (Christian Kohlund). Im 24. "Zürich-Krimi", der den Episodentitel "Borchert und die Glut des Bösen" (Regie: Roland Suso Richter) trägt, wird dieser Glaubenssatz allerdings auf eine harte Probe gestellt. In einem jüdischen Kulturzentrum wurde ein Brand gelegt. Vor Ort finden Hauptmann Marco Furrer (Pierre Kiwitt) und sein Kollege Urs Aeggi (Yves Wüthrich) außerdem eine Leiche: Judith Stein (Leonille Wittgenstein) war eine Studentin aus Tel Aviv. "Sie hat hier in Zürich an ihrer Dissertation gearbeitet", erklärt die Rabbinerin Rivka Lehmann (Hannah Ley) ihrem Freund Borchert. Besonders tragisch: Judiths Großmutter Rahel Stein (Lena Rothstein) hatte als kleines Mädchen als einzige aus der Familie den Holocaust überlebt.
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Borchert sucht einen Mörder
Unter Verdacht gerät der 17-jährige Bruno Zumthor (Casper von Bülow). Vor wenigen Wochen erst hatte er Hakenkreuze an die Fassade des Kulturzentrums gesprayt. Ausgerechnet ihn will Borcherts Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) als Anwältin vertreten. Borchert ist außer sich, vor allem als er hört, wie Brunos Mutter (Barbara Sotelsek) ihren Sohn mit fadenscheinigen Argumenten verteidigt: "Mein Sohn hatte keine leichte Kindheit", erklärt sie: "Ich bin Unternehmensberaterin und alleinerziehende Mutter. Wir sind die ganze Zeit umgezogen. Er hatte einfach keine Chance, Wurzeln zu schlagen." Bei seinem Engagement in einer Gruppe namens "Die Völkische" sei es ihm doch nur um bezahlbare Wohnungen gegangen. Zur Tatzeit, so behauptet sie weiter, sei er außerdem bei seinem Großvater in Bern gewesen.
Borchert bleibt skeptisch: "Dominique, ich glaube, dass Sie eine brillante Anwältin sind, die durchaus in der Lage ist, einen Nazi vor seiner verdienten Strafe zu bewahren", erklärt er seiner Chefin: "Ich dagegen werde jetzt alles daran setzen, dass der Tod dieser Studentin nicht ungesühnt bleibt."
Ein Blick in die Vergangenheit
"Der Zürich-Krimi - Borchert und die Glut des Bösen" ist ein kluger, wenn gleich auch sehr erschreckender Krimi. Die Drehbuchautorin Catrin Lüth und ihr Ko-Autor Florian Hanig greifen ein düsteres Kapitel aus der Schweizer Geschichte auf: Dreh- und Angelpunkt ist, ohne zu viel zu verraten, die Tatsache, dass jüdische Vermögen nach Ende der NS-Zeit von Schweizer Banken veruntreut wurden. Gleichzeitig macht der Film aber auch den in europaweit stärker werdenden Antisemitismus zum Thema.
Ein wichtiger Schritt, wie Hauptdarsteller Christian Kohlund findet: "Ich habe mich viel mit dem Dritten Reich und dem Holocaust beschäftigt und bin gut informiert", erklärt der 75-Jährige im Senderinterview: "Ich bin heute noch zutiefst erschüttert, warum das passieren konnte. Vieles, was heute passiert, hängt damit zusammen, dass viele Menschen kein Geschichtsbewusstsein haben." Ähnlich sieht es auch seine Kollegin Ina Paule Klink: "Es ist großartig, dass wir in 'Borchert und die Glut des Bösen' diese Geschichte erzählen und den Menschen damit einen möglichen kleinen Eindruck geben können. Der Film wurde mit großartigen jüdischen Kolleg:innen besetzt, und es hat mich sehr berührt, mit diesen wunderbaren Menschen arbeiten zu dürfen."
"In den Drehpausen haben wir tiefe Gespräche geführt"
Eine dieser Kolleginnen ist die österreichische Schauspielerin Lena Rothstein, die 1943 in Glasgow geboren wurde. Die Lebensgeschichte der heute 82-Jährigen weist viele Parallelen zu der der von ihr dargestellten Rahel Stein im Film auf. Zwar haben ihre Eltern den Holocaust überlebt, jedoch viele Verwandte verloren: "Diese Trauer um all die Ermordeten berührt mich noch heute - so war die Beziehung zu meiner Rolle als Rahel natürlich durch diese Erfahrungen geprägt", sagt sie: "Die Dreharbeiten waren durch das Mitgefühl für das Schicksal von Rahel und Judith von allen Beteiligten getragen. Die Katastrophe von damals und diejenige im Drehbuch hat das Team zusammengeschweißt, in den Drehpausen haben wir tiefe Gespräche geführt und kamen uns persönlich sehr nahe."
In der ARD Mediathek steht "Der Zürich-Krimi: Borchert und die Glut des Bösen" bereits ab Montag, 8. Dezember, zum Abruf bereit. Zwei weitere Filme aus der Reihe "Der Zürich-Krimi" befinden sich derzeit in der Entwicklung.



