"Helgoland 513"

Dystopie im Jahr 2039: Mit "Helgoland 513" debütiert das letzte deutsche Sky-Serienoriginal

10.03.2024 von SWYRL/Julian Weinberger

Letzte Klappe bei Sky: Mit "Helgoland 513" schickt die Serienschmiede ihr letztes deutsches Fiction-Original an den Start. Die Tristesse des Endzeitszenarios passt zur Abkehr des Produzenten vom Serienfach.

Vor sieben Jahren kam ein Hauch von Hollywood in die deutsche Fiction: Ein derartiges Hochglanz-Produkt wie "Babylon Berlin" hatte man bis dato noch nicht gesehen in der hiesigen Serienlandschaft. Und noch eine andere Hoffnung erfüllte sich für 2017 mit dem opulent bebilderten und virtuos erzählen Sittenbild Berlins in den 1930er-Jahren. Neben nationalem Renommee in Form unzähliger Auszeichnungen startete die Eigenproduktion (XFilme, ARD Degeto und Beta Film) auch international durch, gewann etwa den Europäischen Filmpreis.

Der Start von Sky als Koproduzent deutscher Serien - er war mehr als geglückt. Und doch gab Sky keine sechs Jahre später, im Sommer 2023, bekannt, dass man deutschen Serien-Originals den Rücken zukehrt. Mit "Helgoland 513" (ab 15. März) läutet die deutsche Serienschmiede nun ihren Abschied ein.

In sieben Folgen unternimmt die Dramaserie einen recht deprimierenden Ausflug in die Tristesse des Jahres 2039. Ein ominöses Virus, dessen Symptome und Schrecken sich peu à peu entfalten, hat die deutsche Gesellschaft dahingerafft. Nur auf Helgoland hat es der lebensgefährliche Erreger noch nicht geschafft - der rigiden Abschottungspolitik von Insel-Chefin Beatrice Westphal (Martina Gedeck) sei Dank.

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Martina Gedeck verkörpert eine Art dystopische Margaret Thatcher

Doch nicht nur Asylbedürftige von außen werden von der inseleigenen Miliz zur Not mit Waffengewalt ferngehalten, auch auf der Insel garantiert ein bisweilen drakonisches System den exakten Fortbestand der titelgebenden 513. Die Zahl legt den Einwohnerstamm Helgolands fest. So sorgt eine Kindsgeburt zu Beginn der Serie für lange Gesichter, statt für unbändige Vorfreude. Das Ende vom Lied: Der Großvater des Babys opfert sich für die Gemeinschaft und stürzt sich von der Klippe.

Inmitten dieses unwirtlichen Umfeldes liegen viele Hoffnungen auf Arzt Marek (Alexander Fehling). In einem hermetisch abgeschirmten Labor forscht er mit Sohn Linus (Tobias Resch) an einem Impfstoff. Dieser Status erlaubt es ihm auch als einer der wenigen, bei den gemeinschaftlichen und tribunalgleichen Sitzungen das Wort zu erheben und zumindest im Kleinen gegen Beatrice - eine Art dystopische Margaret Thatcher - zu opponieren. Doch deren gemeinsame Vergangenheit inklusive einer weitreichenden Entscheidung, die im Vagen gehalten wird, verbindet und entzweit sie zur selben Zeit.

"Helgoland 513": Eine Insel als Bastion im Kampf gegen ein Virus

Helgoland als Rückzugsort der glückseligen Überlebenden einer Pandemie? Diese Annahme erweist sich in "Helgoland 513" rasch als Irrtum. Zwar mag das Virus auf dem Eiland nicht so präsent sein wie auf dem gefürchteten Festland, dafür hat sich die Inselzivilisation auf anderen Ebenen entmenschlicht. Aus Angst, im Dorfranking abzusteigen, brechen sich Spitzelei und Denunziantentum Bahn. In der siebenteiligen Serie manifestiert sich dieses Leben im Ungewissen vor dem nächsten Regelbruch in einer deprimierenden Grundstimmung voller Missgunst, Resignation und Perspektivlosigkeit.

Inmitten eines zunächst unübersichtlich wirkenden Geflechts aus Abhängigkeiten, Intrigen und lange zurückliegenden Sünden versucht sich Regisseur und Drehbuchautor Robert Schwentke auch an der Beantwortung moralischer Fragen. Was ist richtig und was ist falsch in dieser entrückten Welt des Jahres 2039? Rechtfertigen hierarchische Vorzüge auch eine moralische Überlegenheit? Zumindest zu Beginn von "Helgoland 513" beschleicht einen vor dem Bildschirm das Gefühl, die Serienmacher haben sich damit und in Verbindung mit einigen zunächst lose wirkenden Handlungsfäden zu viel aufgebürdet.

Ein erzählerischer Sog, wie es Sky mit Prestigeproduktionen wie "Babylon Berlin", "Der Pass" und "Das Boot" gelang, mag sich bei "Helgoland 513" nicht einstellen. Dazu kommt, dass angesichts der vielen Pandemie-Szenarien, die nach der Corona-Pandemie die Serien- und Filmwelt überschwemmten, eine gewisse Übersättigung im Dystopiegenre vorherrscht. Insofern bildet die bedrückende Insel-Apokalypse zwar einen soliden Abschluss des recht kurzen Serienzeitalters bei Sky, die Produktion ist aber doch ein gutes Stück entfernt von einem Paukenschlag à la "Babylon Berlin".

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