20.05.2025 von SWYRL/Jens Szameit
Ulrike C. Tscharre und Misel Maticevic glänzen in einem fabelhaften rheinischen Noir-Krimi in ihren Paraderollen.
Stephan Wagners "Lösegeld" ist ein geradezu altmodisch schnörkelloser Polizeifilm gehobener Güteklasse. Im April 2012 veredelte der Neo-Noir-Film den Mittwochabend im Ersten (4,98 Millionen Zuschauer). Merke: Die aufregendsten Krimis sendet die ARD nicht zwingend am "Tatort"-Sonntag. ARTE zeigt den Film nun erneut - jetzt zur Primetime am Freitagabend.
Liefe dieser Film unter der "Tatort"-Dachmarke, würde montags mit Sicherheit seitenlang im Boulevard diskutiert, ob man zwei Stars wie Misel Maticevic und Ulrike C. Tscharre derart oft und derart unverblümt beim Sex zeigen darf. Und vermutlich wären nicht wenige Zuschauer darüber verstört, dass der Film mit der Handlung dort einsetzt, wo sie im Krimi normalerweise wieder aufhört. Eine Geiselnahme ist zu Ende gegangen. Das entführte Kind ist zum Glück wohlauf. Nur der Täter ist mit dem "Lösegeld" - Diamanten im Wert von zwei Millionen Euro - entwischt. Da kommt es nachts im Wald zu einer schicksalhaften Begegnung.
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Eine klassische Thriller-Konstellation
Nina Hausen (Tscharre), Chefin einer Escort-Service-Agentur, führt gerade ihren Hund Gassi, als sie dem gesuchten Kidnapper in die Quere kommt. Sie kann dem skrupellosen Kerl mit Mut und Geschick entkommen, indem sie ihn mit dem Wagen über den Haufen fährt. Während der Gangster verletzt zurückbleibt, hat er seine Beute in ihrem Auto gelassen. Nina wird den Vorfall der Polizei melden, die Sache mit den Diamanten wird sie aber verschweigen. Schließlich bietet sich die Chance ihres Lebens: Die attraktive Lady träumt schon lange davon, nach Costa Rica auszuwandern.
Die Unbeteiligte, der der Zufall ein gefährliches Vermögen zuspielt: natürlich ist das eine klassische Thriller-Konstellation. Und es bleibt klassisch. Der ermittelnde Kommissar Lysewski (Maticevic) verfällt den Reizen der alleinstehenden Geschäftsfrau, die sein Kollege Weber (Simon Licht) verdächtigt, in der Entführungssache mit drinzustecken. Weber, ein offenherziger Kumpeltyp, der Nina aus ihrer Zeit im horizontalen Gewerbe "näher" kennt, will dringend die Karriereleiter hinauf. Lysewski, der sich mit dem Polizeipräsidenten einen persönlich motivierten Kleinkrieg liefert, hat sich jedoch verliebt. Und so steuert der ruppige Bulle von Frühlingsgefühlen beflügelt mitten rein ins vorgezeichnete Dilemma.
Fantastisch aussehende Klischees
Die Geschichte ist sicher nicht neu - aber sie ist eben auch von altersloser Klarheit. Entscheidend ist ohnehin, wie Grimme-Preis-Träger Stephan Wagner sie erzählt. Viele deutsche Filmemacher fallen einem nicht ein, die das Neo-Noir-Genre so kunstvoll beherrschen. Die Lichter von Düsseldorf bei Nacht. Eine Großraumdisko, eine Altbierkneipe, das Rheinufer, ein Wohnblock. Darüber schwebend ein erlesener Jazz-Score. Eine gemähte Wiese für die beiden Hauptdarsteller, die in diesen wunderbaren Kulissen das darstellen dürfen, was kaum einer so gut kann wie sie. Ulrike C. Tscharre als sexy-verruchte Schönheit. Misel Maticevic als einsamer Großstadtwolf. Es sind Klischees. Aber sie sehen verdammt noch mal fantastisch aus.