24.05.2024 von SWYRL/Eric Leimann
Sie gilt als größte und wahrscheinlich einflussreichste amerikanische Band aller Zeiten: Der Dokumentarfilm "The Beach Boys" (ab 24. Mai bei Disney+) erzählt nun die gesamte Karriere von drei Brüdern, einem Cousin und einem Schulfreund, die die Beatles neidisch machten und die Popmusik neu erfanden.
"Sie hat den kalifornischen Traum mit erschaffen"; sagt der amerikanische Pop-Historiker Josh Khun im Dokumentarfilm "The Beach Boys" (ab Freitag, 24. Mai, bei Disney+) über die vielleicht einflussreichste US-Band überhaupt. Und Produzent Don Was fügt hinzu: "Sie haben mich an diesen Ort geschickt, an dem Mädchen in Bikinis im Auto saßen. Und an dem immer die Sonne schien." Natürlich stehen die 1961 gegründeten Beach Boys bis heute vor allem für unbeschwerten Surf-Sound und das positive Lebensgefühl der frühen und mittleren 60-er. Eine unbeschwerte, ja naive Zeit der Zukunftsgläubigkeit - bevor die Schwere und Düsternis von Vietnamkrieg, Drogen und Rock übernahmen. 100 Millionen Platten soll die Familienband rund um die Brüder Brian, Dennis und Carl Wilson, ihrem Cousin Mike Love und Schulfreund Alan Jardine verkauft haben. Der Mega-Erfolg und die Kreation des Kalifornien-Kults waren den begnadeten Sängern und Mastermind-Komponist Brian Wilson allerdings nicht genug.
Mit zwei Alben, "Pet Sounds" und dem unvollendeten gebliebenen "Smile", erfand Wilson die Popmusik 1966 mit komplexem Satzgesang, neuartigen Harmonien und experimentellem Sound einfach mal neu. Nicht alle Fans und vor allem Plattenfirma-Bosse wollten damals folgen. Doch zumindest in vielen Listen der besten Musikalben aller Zeiten steht "Pet Sounds" auf Platz eins. Ganz nebenbei soll das Post-Surf-Kunstwerk die Beatles zu ihrem kreativen Gegenschlag "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" inspiriert und angestachelt haben. 1966 gilt heute als jenes Jahr, in dem Popmusik zu Kunst wurde. Brian Wilson und seine Band gelten als Initialzündung dieser Musikwende: Die Beach Boys erschufen Pop, der symphonisch, komplex und für die damalige Zeit voller ambivalenter Gefühle war.
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The Beach Boys vs. The Beatles
Im Film erzählt die Band in teils unveröffentlichten Archivaufnahmen und in für den Film gedrehten, neuen Interviews ihre eigene Geschichte. Mit "The Beach Boys" setzt Disney+ sein Angebot in Sachen Erinnerungskultur an Meilensteine der Popmusik fort. Seit 8. Mai findet sich beim Streamingdienst der neu restaurierte Beatles-Film "Let it Be", der 1970 die Auflösung des britischen Pendants der Beach Boys begleitete. Schon 2021 erschien bei Disney+ die mehrfach mit dem Emmy ausgezeichneter Doku-Serie "The Beatles: Get Back" von Peter Jackson.
Wer die Beatles und die Beach Boys verstanden hat, spürt, was Größe und Genialität im Pop bedeutet. Insofern kann man die "amerikanischen Beatles" nun über eine zeitgemäße neue Dokumentation nacharbeiten. Dies dürfte wegen des neuen Materials und altersweiser Erkenntnisse für Fans von Bedeutung sein, aber auch andere jüngere Musikfans begeistern. Wer nicht mehr als ein, zwei flotte Surflieder von den Erfindern des California-Sounds kennt, kann die Geschichte einer der wichtigsten Bands der Popgeschichte über diesen Film nacharbeiten.