Iris - Die Wahrheit - So. 25.02. - ZDF: 22.15 Uhr

Die Toten schlafen nicht

10.02.2024 von SWYRL/Tobias Köberlein

Ihre Rolle als autistische Ermittlerin Saga Norén in der Krimiserie "Die Brücke" machte Sofia Helin international zum Star. In "Iris - Die Wahrheit" spielt die Schwedin erneut eine Polizistin mit schwierigem Charakter. Kann das gutgehen?

Eine Frau flieht vor ihrer Vergangenheit. Die Urne mit der Asche des Geliebten und Kollegen im Arm, geht es für Iris Broman (Sofia Helin) von Stockholm in Schwedens Süden. Dort, wo schon Henning Mankells Kommissar Wallander gedankenschwer aufs Meers blickte, soll Iris einen neuen Posten antreten - als Leiterin der Abteilung für ungeklärte Fälle bei der Kriminalpolizei von Malmö. Neuer Job, neues Glück? Nicht, wenn wie bei Iris die Toten nicht ruhen. Der Weg scheint also bereitet für einen würdigen Nachfolger der immens erfolgreichen Krimserie "Die Brücke - Transit in den Tod", in der die Schauspielerin Sofia Helin vier Staffeln lang als Ermittlerin Saga Norén brillierte.

Wieder eine Serie, der Kritiker das Etikett "Nordic Noir" anheften könnnen? Düster, bedrohlich, gerne auch politisch - so war "Die Brücke" und so ist - das sei gleich gesagt - "Iris - Die Wahrheit" ganz und gar nicht. Der vom ZDF koproduzierte Sechsteiler (ab 25. Februar jeweils sonntags, ab 22.15 Uhr, in Doppelfolgen, ab 10. Februar in der Mediathek) konfrontiert die Zuschauer mit einer schwer traumatisierten Ermittlerin, die das rätselhafte Verschwinden eines Heranwachsenden vor fast 20 Jahren aufklären soll und der dabei die eigene Vergangenheit im Weg steht.

Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Trauma der Ermittlerin ist das eigentliche Thema der Serie

Die verfolgt sie bis in ihre (Alb)träume. Bei einem Einsatz in Stockholm wurde ihr Kollege und Lebensgefährte Christian (Peter Gardiner) erschossen. Die Kugel sollte eigentlich Iris treffen. Immer wieder durchlebt sie in Gedanken die schreckliche Szene, sieht die jugendlichen Täter wegrennen und glaubt sie irgendwo auf der Straße wiederzuerkennen.

Das Trauma der Ermittlerin ist dann auch das eigentliche Thema der Serie. Kein Wunder, denn der Fall des vermissten Jungen trägt nicht über sechs Teile und tritt in einigen Folgen sogar komplett in den Hintergrund. Drehbuchautorin Camilla Ahlgren (war auch für die Bücher von "Die Brücke" mitverantwortlich) entwirft eine Palette an nicht immer stimmigen Charakteren, die als Tatverdächtige in Frage kommen - unter anderem ein Bauuntnehmer mit nicht ganz so reiner Weste, eine alleinerziehende Lehrerin, deren Schüler der Verschwundene vor Jahren war und ein Kleindealer, der zu wissen scheint, warum sein Vater angeschossen wurde und seitdem im Rollstuhl sitzt.

Saga Norén bleibt unerreicht

Weit mehr als es für die Handlung dienlich ist, werden Iris' private Probleme ausgebreitet. Plötzlich taucht auch noch ihre jüngere Schwester Kattis (Hedda Stiernstedt) mit ihren Kindern auf. Das Verhältnis der Schwestern ist seltsam distanziert, was vor allem an Iris liegt, die derweil im Job dumme Dinge tut, etwa einen Tatverdächtigen während des Verhörs angreift und sich einen One-Night-Stand mit einem Ex-Kollegen leistet. Sex spielt ohnehin eine mitunter merkwürdige Rolle in der Serie, sei es als lustvolle Masturbation in Erinnerung an den toten Geliebten oder als seelenloses Hotelzimmer-Gerammel.

Sie habe lange überlegt, ob sie die Rolle der Iris annehmen solle, hat Sofia Helin im Interview gesagt. Verständlich, denn so faszinierend die Rolle einer traumatisierten Ermittlerin sein mag, so unbefriedigend fällt die Krimihandlung aus. Die geradezu legendäre Saga Norén bleibt unerreicht.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL