Höllental - Mo. 29.04. - ZDF: 00.10 Uhr

Der Mordfall Peggy als True Crime-Elegie

25.04.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Wer "True Crime" hört, denkt an die reißerische Aufbereitung spektakulärer Kriminalfälle. Nicht so die für Grimme- und Deutschen Fernsehpreis nominierten Doku-Serie "Höllental". Sie erzählte 2021 den Mordfall der neunjährig ums Leben gekommenen Peggy Knobloch auf ungewöhnlich eindringliche Weise.

Am 7. Mai 2001 verschwindet die neunjährige Peggy Knobloch spurlos in ihrem Heimatort, der kleinen nordbayerischen Stadt Lichtenberg. Bis heute ist der Fall ungeklärt, auch wenn ein Pilzsammler im Juli 2016 - 15 Jahre später - die sterblichen Überreste des Mädchens in einem Wald findet. Zuvor und danach verfolgten offizielle Ermittler, Angehörige, Journalisten und Hobbydetektive zahlreiche Spuren, die vielversprechend klangen, aber ins Nichts führten. Ein geständiger Täter saß wohl zehn Jahre unschuldig in Haft, doch der kognitiv eingeschränkte Mann wurde wieder freigelassen. Der Fall Peggy Knobloch gilt als einer der mysteriösesten Kriminalfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Viele interessierte, ja bewegte Menschen verfolgen seine nunmehr 20-jährige Geschichte. Im Herbst 2020 wurden die Ermittlungen offiziell eingestellt, der Mord an Peggy Knobloch wurde zum "Cold Case". "Höllental", 2021 für einen Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Doku-Serie" nominiert, zeigt über sechs mal etwa 45 Minuten die ganze Entwicklung des Falles. Die Teile eins bis drei zeigt das ZDF nun noch einmal im Nachtprogramm. Die Episoden vier bis sechs laufen eine Woche später, am 6. Mai, ab 0.20 Uhr.

Vielleicht ist es die tragisch mysteriöse Geschichte, das labyrinthhafte Ermitteln, die vielen offenen Enden, welche die Menschen so an den Fall fesseln. Dass etwas Schlimmes geschehen ist und ungelöst bleibt, jagt jedem, der sich damit beschäftigt, einen Schauer über den Rücken. Für die Angehörigen, aber auch für die etwa 1.200 Bewohner der Gemeinde Lichtenberg in einem felsrauen fränkischen Waldgebiet, muss es die Hölle sein. Dokumentarfilmerin Marie Wilke ("Staatsdiener"), geboren 1974 in Berlin, bereitete den Fall für die Redaktion "Kleines Fernsehspiel" auf. Es ist eine Kriminal-Elegie der Erinnerungen, Fährten und Widersprüche, die den Zuschauer mit hypnotischen Bildern tief in die Erzählung hineinzieht.

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"Geschichten, die sich ineinander verschränken, widersprechen und im Kreis drehen"

Marie Wilke nutzt für ihr ungewöhnliches True Crime-Format vor allem die Elemente Interview und Originalschauplatz. Während ihre Protagonisten aus dem Off erzählen, schwenkt die Kamera über Waldwege, Straßen und Häuserecken, um irgendwann zu den Menschen hinter der Stimme zurückzukehren. Original-Filmmaterial aus den unterschiedlichen Ermittlungsphasen wird nur sparsam eingesetzt. Die Regisseurin setzt ganz auf die Kraft der Erzählung. Vor allem Journalisten, die sich dem Fall seit Beginn gewidmet haben und Ermittler kommen zum Einsatz.

Interessant sind auch jene Gedanken, die Wilke über die Konzeption ihres Slow-Motion-Doku-Krimis teilte: "Von Anfang an war der Fall Peggy ein Medienspektakel. Auch als Kontrapunkt dazu wollte ich die audiovisuelle Gestaltung der Serie reduziert und klar halten. In der Serie sind neben Material wie Fotos und Akten nur Originalschauplätze zu sehen. Wir zeigen diese Orte in einer von Menschen und Fahrzeugen entleerten Hyperrealität. Die Form der Serie mit ihrer fortlaufenden Erzählung eignet sich besonders dafür, diesen komplexen Kriminalfall zu erzählen, in dem sich die Geschichten ineinander verschränken, sich gegenseitig widersprechen und im Kreis drehen."

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