"Markus Lanz"

Autor provoziert bei Lanz: Söder und Aiwanger sind "nicht so weit von der AfD entfernt"

05.10.2023 von SWYRL/Natascha Wittmann

In seinem Buchbesteller beschäftigt sich Dirk Oschmann mit der Frage nach den gesellschaftlichen Gräben zwischen Ost- und Westdeutschland. Bei "Markus Lanz" eckte der Autor mit seinen provokanten Thesen gleich mehrfach an.

Mit seinem Buch, das den provokanten Titel: "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" trägt, sorgte Autor Dirk Oschmann landesweit für Schlagzeilen. Auch im ZDF-Polittalk "Markus Lanz" nahm der Leipziger am Mittwochabend kein Blatt vor den Mund und offenbarte, warum in seinen Augen vor allem der Westen an dem immer tiefer werdenden Graben schuld zu sein scheint. Der Buchautor eckte im Laufe der Sendung mit seinen teils überspitzten Thesen immer wieder bei dem ZDF-Moderator an, während Grünen-Politikerin Steffi Lemke versuchte, 33 Jahre nach der Wiedervereinigung das große Ganze zu betrachten.

Die Bundesumweltministerin stellte mit Blick auf den Feiertag am 3. Oktober zunächst klar, dass es sich hierbei um "eine Erfindung des Westens" handle. Der Tag der Deutschen Einheit sei ihrer Meinung nach nicht dazu da, "an die friedliche Revolution, an die Leistung der Ostdeutschen" zu denken, die unter Einsatz ihres Lebens "die Freiheit, Demokratie für sich errungen, erkämpft haben".

Laut der Grünen-Politikerin sei es jedoch gerade heutzutage enorm wichtig, "dass wir uns bewusst machen, dass die deutsch-deutsche Geschichte von diesem Freiheitskampf der Ostdeutschen getragen ist". Für Lemke sei es daher "eine Unverschämtheit, dass denjenigen, die die Mauer eingerissen haben" jetzt vorgeworfen werde, "sie hätten irgendwie keine Ahnung von Demokratie und wären in diesem Land irgendwie eigenartig".

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Steffi Lemke: Die AfD versucht, "Menschen zu instrumentalisieren, die schwere Jahre hinter sich gehabt haben"

Markus Lanz wollte daraufhin wissen: "Wieso fällt die AfD im Osten auf so fruchtbaren Boden?" Dazu sagte Steffi Lemke zunächst, dass Bundesländer wie Thüringen und Sachsen von AfD-Funktionären wie Björn Höcke gezielt ausgesucht werden, um "Menschen zu instrumentalisieren, die schwere Jahre hinter sich gehabt haben". Dirk Oschmann ergänzte, dass es "einen braunen Boden im Osten gegeben" habe, den Parteien wie die AfD nun gezielt zu mobilisieren versuchen.

Doch nicht nur in den neuen Bundesländern hat die AfD hohe Zustimmungswerte. Selbst in Bayern komme die Partei laut Umfragen auf fast 16 Prozent, meinte Oschmann, "obwohl es da die Freien Wähler" und auch die CSU gebe. Lanz entgegnete mit fragendem Blick: "Was soll das heißen? Die CSU ist keine rechtsradikale Partei und die Freien Wähler auch nicht." Oschmann gab zurück: "Nein, aber natürlich sind da Argumentationen zu beobachten, wenn sie Herrn Aiwanger sehen und auch Herrn Söder, wo man sagen würde: So weit von der AfD ist das nicht entfernt!"

Steffi Lemke stimmte dem zwar teilweise zu, stellte jedoch auch mit Nachdruck klar, dass das Thema Rechtsextremismus ein gesamtdeutsches Problem sei. Auch Dirk Oschmann machte mehrmals deutlich, dass man den Osten generell nicht "als homogenen Block betrachten" könne. Um dieses "Schema" aufzubrechen, habe er sich dazu entschieden, sein Buch zu verfassen und den Westen "unter die Lupe zu legen". In seinem Buch stellt Oschmann unter anderem die Forderung nach einer "Quote Ost" bei der Besetzung von Führungskräften. Der ZDF-Moderator gab daraufhin fassungslos zu: "Da kommt man in Wallung, wenn man das spätnachts liest."

Lanz fragte in Richtung Steffi Lemke, ob sie eine "Quote Ost" auch für notwendig halte. Die Politikerin wiegelte ab: "Nein, ich halte das für kein Instrument, was heute funktionieren würde." Laut Lemke hätte man in den 90er-Jahren über ein vergleichbares Instrument reden können, doch heutzutage sei dies nicht mehr sinnvoll. Dirk Oschmann blieb dennoch bei seiner Meinung und erklärte, dass es "ein hartes politisches Instrument" brauche, "um bestimmte Dinge einfach durchzusetzen".

Dirk Oschmann: Ein Ostdeutscher wird im Westen als "Repräsentant des Zurückgebliebenen" gesehen

Markus Lanz zitierte daraufhin weiter aus Oschmanns Buch, der unter anderem schreibt, dass "Osten vor allem Hässlichkeit, Dummheit, Faulheit" bedeute, aber auch "Rassismus, Chauvinismus, Rechtsextremismus und Armut". Mit Blick auf den fassungslosen ZDF-Moderator erklärte der Autor nüchtern, dass selbst Ostdeutsche, die in den 2000-ern geboren wurden, immer noch mit gewissen Vorurteilen zu kämpfen haben.

Laut Oschmann liege das vor allem daran, "dass der Osten offenbar in der allgemeinen Wahrnehmung (...) nach rechts gerückt ist, dass er demokratiefeindlich ist". Wer laut des Autors aus dem Osten komme, werde im Westen häufig als "Repräsentant des Zurückgebliebenen" gesehen. Eine Aussage, die Lanz so nicht unterschreiben konnte. Er sprach daraufhin große Tech-Firmen wie Intel an, die im Osten an "Technologien der Zukunft" arbeiten.

"Dieses Gefühl: Da ist etwas völlig Abgehängtes, Hinterwäldlerisches - ich teile das in keinster Weise", betonte Lanz energisch. Der Buchautor blieb davon jedoch unbeeindruckt und fragte stichelnd: "Sind das auch Firmen, wo dann auch Ostdeutsche in den Spitzenpositionen adäquat repräsentiert sind? Das ist ganz sicherlich nicht so!" Ein Fakt, dem auch der ZDF-Moderator kleinlaut zustimmen musste.

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