17.03.2023 von SWYRL/Eric Leimann
In der eigentlich sechsteiligen Doku "Wir können auch anders" fragen sich Prominente wie Anke Engelke, Bjarne Mädel, Axel Prahl und Annette Frier durch Aspekte der Klimakrise. Es geht um Mobilität, Wohnen und Co. In der linearen Ausstrahlung läuft das Format als Kurzversion erst zu später Stunde.
"Wir können auch anders" muss man sich ein bisschen vorstellen wie "Die Sendung mit der Maus" für Erwachsene - und das ist durchaus positiv gemeint. Anke Engelke und Bjarne Mädel, "Hosts" einer in der linearen Ausstrahlung auf 90 Minuten gekürzten Dokureihe von eigentlich sechsmal etwa 30 Minuten (zu sehen ebenfalls ab Montag, 20. März in der ARD Mediathek), fragen sich als engagierte Laien durch Aspekte der Klimakrise. Sie wollen wissen, wie wir nachhaltiger, gesünder und gerechter leben können. In der Mediatheken-Version werden dabei die sechs Kapitel "Mobilität", "Wohnen", "Ernährung & Landwirtschaft", "Energie", "Natur" und "Wirtschaft" unterschieden. Der linear ausgestrahlte, etwa um die Hälfte gekürzte Dokumentarfilm läuft erstaunlicherweise erst zu nachtschlafender Zeit - obwohl er sich vom Info- und Unterhaltungsaspekt, den beteiligten Stars und seiner durchweg positiven Ausstrahlung auch als Mainstream-Programm um 20.15 Uhr eignen würde.
Das von Regisseur Lars Jessen ("Für immer Sommer 90") und Laura Lo Zito erdachte Format geht bei der Recherche einen besonderen Weg. Trotz des ernsten Themas wurde nämlich ein stets "positiver Ansatz" gewählt: Welche Städte haben mit welchen Verkehrskonzepten Erfolg? Wie können wir dringend benötigten Wohnraum schaffen, ohne dabei auf den Klimakiller Beton oder überhaupt reine Neubauten zu setzen? Auf welche Weise können wir uns nachhaltig und trotzdem lustvoll und gesund ernähren? Wie lässt sich unsere gestresste Natur befrieden, auf welche Weise lässt sich Energie sinnvoll nutzen, und müssen wir nicht überhaupt unser auf Wachstum gebürstetes Wirtschaftssystem modifizieren, um all diese Ziele zu erreichen?
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Ist "Wir können auch anders" wichtiger als "Der Schwarm"?
Neben Engelke und Mädel führen auch die anderen Promipärchen wie Axel Prahl und Annette Frier ("Wohnen") oder Schauspielerin Pheline Roggan und Comedian Aurel Mertz ("Ernährung & Landwirtschaft") durch eigene Bereiche. Das alles inklusive prominenter Gäste wie Rennfahrer Sebastian Vettel, der in Zürich nach neuen Verkehrskonzepten fahndet. Die "Hosts" stellen den Expertinnen und Experten dabei durchaus naive Fragen, die man vielleicht auch selbst stellen könnte (würde man sich das trauen!), und sie sind stets auf der Suche nach kreativen und Mut machenden Projekten wie dem nordfriesischen Ort Sprakebüll, der sich in Eigeninitiative und mit Bürgerbeteiligungen am Dorf-eigenen Wind- und Solarpark klimaneutral gemacht hat.
Zum Schluss erklärt im Kapitel "Wirtschaft" die Politökonomin Maja Göpel, warum unser aktuelles Wirtschaftssystem keine Zukunft hat und warum wir trotzdem mit einigen Änderungen weiterhin ein gutes Leben führen könnten. "Wir können auch anders" versucht, konstruktiv, humorvoll und dennoch ernst gemeint auf ein komplexes Thema zu reagieren, es zu erforschen und Lösungen anzubieten. Ein Thema, vor dem der Mensch immer noch gerne die Augen verschließt.
Ein Projekt wie "Wir können auch anders" hätte vielleicht auch linear und sinnvoller in die Primetime gepasst, als kurz zuvor das vier Abende füllende menschliche Untergangs-Szenario "Der Schwarm" im ZDF, das ja durchaus ähnliche Themen beackert oder sollte man besser sagen: "verwässert"?