ARD Story: Arm und reich vor Gericht - Di. 06.06. - ARD: 22.50 Uhr

Zwei Klassen, zweierlei Maß?

04.06.2023 von SWYRL/Rupert Sommer

Die ARD-Dokumentation "Arm und reich vor Gericht" wirft ein kritisches Licht auf oft ungerecht wirkende Verzerrungen im deutschen Rechtssystem: Wer sich für viel Geld teure Anwälte leisten kann, darf oft mit deutlich geringeren Strafen rechnen.

Eigentlich behauptet das alte Sprichwort ja, dass man sich "vor Gericht" und "auf hoher See" in Gottes Hand befinde und damit sozusagen "gleich", aber eben auch gleichermaßen schutzlos dasteht. Die Realität des deutschen Rechtswesens sieht allerdings oft etwas anders aus, wie die Dokumentation "ARD Story: Arm und reich vor Gericht" von Isabel Schneider und Alex Grantl zeigt.

Wer sich für bisweilen sehr viel Geld - Stundensätze von 400 Euro sind bei Top-Wirtschaftsanwälten keine Seltenheit - die Unterstützung von Rechtshelfern sichern kann, kommt oft mit deutlich geringeren Strafen davon. Und tatsächlich füllen sich deutsche Justizvollzuganstalten immer wieder mit Insassen, die nicht einmal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden. Sie sitzen ein, weil sie aus Armut anstehende Geldstrafen nicht zahlen konnten.

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Wer Strafen nicht zahlen kann, kommt hinter Gitter

Wer sich nicht aus eigenen Mitteln einen Anwalt leisten kann oder über eine entsprechende Rechtsschutzversicherung verfügt, steht oft nahezu ungeschützt und vor allem überfordert vor dem Richter. Pflichtverteidiger kommen Schätzungen zufolge lediglich in zehn Prozent der zu verhandelnden Fälle zum Einsatz - etwa wenn eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr droht.

Andererseits können bestens geschulte Anwälte für ihre Anwälte in der Regel viel bewirken, wie das Beispiel von Nikolaos Gazeas im Filmbeitrag zeigt. Seine Kanzlei in Köln gilt als eine der besten Adressen für Wirtschaftsstrafrecht in Deutschland. Zu den Mandanten von Gazeas zählten Beschuldigte im sogenannten "Cum-Ex"-Strafverfahren über ein komplexes System von Steuertricksereien.

Sein Selbstbewusstsein leitet sich aus seinen Erfolgen ab: Seiner Faustregel nach werden 80 Prozent der von ihm und seinem Kanzlei-Team betreuten Fälle entweder eingestellt oder enden mit einem Freispruch. "Mehr Geld gleich bessere Verteidigung gleich bessere Chancen vor Gericht, das ist in vielen Fällen leider zutreffend", sagt Nikolaos Gazeas.

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