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Verkehrminister Wissing bei "Maischberger" pessimistisch: Bahn wird erst ab 2030 pünktlicher

12.01.2023 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Schlechte Nachrichten für Pendler: Auch in den kommenden Jahren ist nicht mit weniger Verspätungen bei der Deutschen Bahn zu rechnen. Es sei "schwer, sofort eine Verbesserung herbeizuführen", rechtfertigte Verkehrsminister Volker Wissing bei "Maischberger" seine düstere Prognose.

Wie kommt man in Deutschland am schnellsten von A nach B: mit der Bahn, dem Auto oder dem Flugzeug? - Nein, hierbei handelt es sich nicht um eine etwas missratene Quizfrage bei "Wer wird Millionär?". Nichtsdestotrotz schienen die am Mittwochabend von Sandra Maischberger zur Auswahl gestellten Antwortmöglichkeiten ihren Talk-Gast vor ein Dilemma zu stellen: Es gebe aufgrund der "stark ausgelasteten Infrastruktur" in "allen Bereichen ein Risiko, nicht pünktlich anzukommen", rätselte Volker Wissing entsprechend. Auf Drängen der Moderatorin hin entschied sich der Bundesverkehrsminister letztlich doch für die wohl unverfänglichste Antwort: "Die Bahn ist sicherlich ein sehr gutes und klimafreundliches Verkehrsmittel, das ich Ihnen sehr empfehlen kann."

Und trotzdem: "Die Bahn ist äußerst unpünktlich", musste Wissing einräumen. 2022, wie Maischberger nicht müde wurde zu betonen, fuhren lediglich 63 Prozent aller Züge in Deutschland zum vorgesehenen Zeitpunkt ab. Diese Statistik ließ der Minister für Verkehr und Digitales nicht lange auf sich sitzen: Die Pünktlichkeit über die Weihnachtsfeiertage habe bei etwa 80 Prozent gelegen - eine beachtliche Leistung, wie Wissing befand. Im Alltagsbetrieb sei das Netz jedoch vernachlässigt worden. Es sei "mehr Verkehr denn je", aber die Infrastruktur sei in den vergangenen Jahren nicht ausgebaut und modernisiert worden. "Jetzt haben wir die Misere", resümierte Wissing.

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Pünktlichkeit wie in der Schweiz: "Frühestens in sieben Jahren"

Die Fehler seiner Vorgänger wolle er nun "so schnell wie möglich" aufarbeiten. Er habe die Bahn in einem desolaten Zustand übernommen. Nun sei die Zeit reif für "vorausschauende Infrastruktur-Politik", versprach der FDP-Mann. "Die Schweizer Bahn hat Pünktlichkeitswerte von über 90 Prozent, wann sind wir da?", fragte Maischberger indes. Wissing gab zu: Es werde "schwer, sofort eine Verbesserung herbeizuführen". Zudem belaste der Ukraine-Krieg die Bahn. "Kohletransporte für die Kohlekraftwerke, Mineralöltransporte für die Werften in Leuna und Schwedt, all das kommt natürlich noch dazu", sagte er. Mit einer Pünktlichkeit von 90 Prozent sei insofern "frühestens in sieben Jahren" zu rechnen - also im Jahr 2030. Das sei schon "extrem schnell", behauptete Wissing.

Deutlich früher sei hingegen mit dem 49-Euro-Ticket - oder "Deutschlandticket", wie Wissing das geplante Bahnticket bezeichnete - zu rechnen. "Wir sind im Zeitplan dafür", ließ der Minister verlauten. Es werde derzeit mit Hochdruck an seinem "Herzensprojekt" gearbeitet, das im Frühjahr erhältlich sein soll. Bereits das 9-Euro-Ticket sei gut angekommen, "weil es einfach und unkompliziert war", freute sich Wissing. Maischbergers Einwände, dass spätere Preiserhöhungen das 49-Euro-Ticket aus finanzieller Sicht in weite Ferne des beliebten 9-Euro-Tickets rücken könnten, ließ der Politiker nicht gelten. Etwaige Erhöhungen seien davon abhängig, wie viele Menschen das Ticket benutzen, so Wissing. Er sei "sehr optimistisch", dass es viele Käuferinnen und Käufer geben werde.

Ebenfalls zuversichtlich zeigte sich der Minister im Hinblick auf die Abschaffung der Maskenpflicht im Fernverkehr. "Ich bin sehr dafür, dass sie so schnell wie möglich fällt", erklärte Wissing. Die Maskenpflicht störe nicht nur die Fahrgäste, sondern "es ist auch für das Personal eine große Belastung, das zu kontrollieren", sagte er. Zuvor hatte am Mittwoch bereits Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein vorzeitiges Ende der Maskenpflicht in Fernverkehrszügen in Aussicht gestellt.

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