ZDF-"Morgenmagazin"

"Wir haben einen sehr kritischen Winter vor der Nase": Habeck sieht Deutschland vor großer "Kraftanstrengung"

22.08.2022 von SWYRL

Deutschland steht vor einer Energiekrise - zu wenig Gas gebe es aber nicht, erklärt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montag im ZDF-"Morgenmagazin", allein die Infrastruktur fehle. Dennoch: Bürgerinnen und Bürger müssten sich für den Winter auf Gas- und Stromsparen einstellen.

Weniger duschen, Hände mit kaltem Wasser waschen und wo es geht, Strom sparen - ist das der Weg aus der Gaskrise? Darüber sprach Mirjam Meinhardt am Montag im "Morgenmagazin" des ZDF mit Robert Habeck. Der Bundeswirtschaftsminister befindet sich aktuell zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz im kanadischen Montreal, um dort über eine "Energiepartnerschaft für die Zukunft" zu verhandeln, also die Lieferung von Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien hergestellt wird.

Allerdings, so der Einwand von Meinhardt, sei das keine kurzfristige Lösung für die aktuelle Krise. Müssen sich Deutschlands Bürgerinnen und Bürger trotzdem auf einen schwierigen Herbst und Winter einstellen? Habeck klärte zunächst einmal auf: Deutschland habe kein Problem der Verfügbarkeit von LNG, also Flüssigerdgas. "Das wird immer wieder berichtet, das ist aber nicht der Fall." Vielmehr habe man hierzulande ein Problem mit der Verfügbarkeit "einer alternativen Infrastruktur zu den russischen Gaspipelines", erläuterte der Wirtschaftsminister. "Wir bauen jetzt Provisorien und dann feste Terminals - und für diese gibt es Gas." Es sei also nicht die Frage "Wo kommt unser Gas her?", sondern viel eher "Wie kommt das Gas ins Land?". Deutschland brauche also zunächst einmal eine Infrastruktur, die es unabhängig von Russland mache. "Alles, was wir brauchen, haben wir, wenn wir die Voraussetzung schaffen, dass es ins Land kommt."

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Robert Habeck: "Wir müssen uns da alle richtig anstrengen"

Wenn es also genug Gas gibt - ist dann das Thema Energiesparen gar nicht mehr das vorrangigste? "Wir haben immer noch einen sehr kritischen Winter vor der Nase", stellte der Grünen-Politiker klar. "Wir müssen damit rechnen, dass Putin das Gas weiter reduziert." Die vollen Speicher werden aber einen Sicherheitspuffer bieten. Auch werde an alternativen Wegen gearbeitet.

Allerdings bleibe "gemessen an den Verbräuchen des Vorjahres bei den erwarteten Gasflüssen eine Differenz, ein Delta". Durch sparsames Wirtschaften und durch Einsparungen müssten wir es hinbekommen, "dass wir dieses Delta nicht zu einer Krise werden lassen". Es werde eine politische und als gesellschaftliche Kraftanstrengung sein, "wir müssen uns da alle unterhaken und richtig anstrengen".

Energiesparverordnung soll 20-Prozent-Ziel erreichbar machen

Um das Sparen der Energie in die richtige Richtung zu lenken und das Ziel von 20 Prozent Einsparung zu erreichen, werde es außerdem eine Energiesparverordnung geben. "20 Prozent ist viel, das muss man sich klarmachen und das bedeutet, dass alle, wo sie können, einen Beitrag leisten. Die Politik tut das auch." Die Verordnung werde bestimmte Vorgaben machen, beispielsweise sollen öffentliche Gebäude nicht mehr zu repräsentativen Zwecken beleuchtet, Denkmäler nicht angestrahlt und Schaufensterreklame in den Innenstädten zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ausgeschaltet werden.

Auch ein drittes Entlastungspaket für die Bürgerinnen und Bürger wird aktuell diskutiert, scheitert aber noch an der Uneinigkeit der Koalitionspartner. Wie soll man da zusammenkommen, wollte Moderatorin Mirjam Meinhardt wissen. "Indem wir unsere verschiedenen Pläne nebeneinander legen und uns einigen", lautet Habecks Lösung. Es müsse ein sozialer Ausgleich geschaffen werden. "Und das heißt für mich, dass diejenigen, die weniger verdienen, stärker unterstützt werden, als diejenigen, die viel verdienen."

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