Der letzte Flug - Ein deutsches Geheimnis - Do. 06.10. - ARTE: 22.20 Uhr

Wer saß in der abgeschossenen Ju 52?

03.10.2022 von SWYRL/Wilfried Geldner

Der Krieg war längst entschieden, der Ring der Roten Armee um Berlin geschlossen, als am 20. April 1945 eine Lufthansamaschine vom Typ Junkers 52 etwa 70 Kilometer vor Berlin von den Sowjets abgeschossen wurde. Wer waren die toten Insassen, mit wessen Erlaubnis durften sie fliegen?

Es war der letzte Flug einer Maschine der Deutschen Lufthansa vor dem Kriegsende. Als der Krieg längst entschieden und der Ring der Sowjets um Berlin geschlossen war, schossen die Sowjets eine Zivilflug-Maschine vom Typ Ju 52 unweit Berlins zwischen den brandenburgischen Dörfern Glienig und Buckow ab. 18 Insassen starben an jenem am 20. April 1945, nur einer, ein mitreisender Flugingenieur, überlebte. Unter den Passagieren, meist Militärs, soll auch der Regisseur und Hitler-Günstling Hans Steinhoff ("Hitlerjunge Quex") gewesen sein.

Bis heute sind die Identität der meist uniformierten Passagiere und der genauere Zweck des Fluges weitgehend ungeklärt. Allerdings handelte es sich um einen - den wohl letzten - Lufthansa-Linienflug einer Ju 52. Die Geschichtsdoku "Der letzte FLug - Ein deutsches Geheimnis" von Jan Peter und Sandra Naumann (RBB / ARTE) macht sich in Form eines True-Crime-Thrillers daran, die Hintergründe des Flugzeugabsturzes aufzuklären. Wer konnte so kurz vor dem Kriegsende noch aus dem bereits zerbombten Berlin ausgeflogen werden? Waren es Günstlinge Hitlers, die sich in Richtung "Alpenfestung" und von dort aus in ihre Villen im Salzkammergut absetzen wollten? Gab es große Geldmengen, Schmuck und Wertpapiere an Bord, wie es die ausschweifenden Gerüchte unter den brandenburgischen Einheimischen an der Absturzstelle nahelegen?

Für all das gibt es fast 80 Jahre nach Kriegsende kaum Belege. Immerhin: Ein Gedenkstein erinnert an den Absturz, und noch heute sind offenbar Flugzeugreste im Waldboden zu finden. Es gelang den Machern jedoch, sowohl die damalige österreichische Besatzung des Flugzeugs, vor allem dessen Piloten, ausfindig zu machen. Die Erzählung des Pilotensohnes Lothar Salzberger ist beispielsweise ein ganz eigenes Dokument, das verbale Zeugnis eines kriegsbestimmten Schicksals, wie es anschaulicher gar nicht sein könnte. Salzberger wuchs mit einem Stiefvater auf, lange hatte ihm die Mutter die Einsätze des Pilotenvaters verschwiegen, er galt als im Krieg verschollen.

Aber auch das Schicksal des einzigen Überlebenden, des mitreisenden Flugzeugingenieurs Kurt Runge, ist bewegend. Runge rettete sich kurz vor dem Aufprall aus dem bereits brennenden Flugzeug und kämpfte sich mit mehrfach gebrochenem Arm nach Berlin zu seiner Familie durch. Die niedergeschriebenen Erlebnisse des Vaters rühren dessen Sohn Frank noch immer zu Tränen.

Durch die persönlichen Geschichten der Nachkommen in Brandenburg, vor allem aber am möglichen Zielort Enns in Österreich, der statt Linz angeflogen werden musste, wirkt die Doku bewegend. Während sie zunächst recht spekulativ auf bloße True-crime-Spannung zielt, weitet sie sich zuletzt zu einer Chronik des Kriegsendes aus. Die Flugzeuge am Flughafen von Enns landeten in unmittelbarer Nähe des Konzentrationslagers Mauthausen mit seinen Todeskammern. Die Kinder von damals erinnern sich an die folgenden Todesmärsche, als wäre es gestern gewesen.

Bei ARTE ist zunächst die 90-minütige Dokumentarfilmfassung zu sehen. Die Serie (fünf Teile á 20 Minuten) steht ab 8. Oktober in der ARD-Mediathek bereit.

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