11.08.2024 von SWYRL
Welpe Bounty leidet unter heftigem Trennungsschmerz und kann noch nicht alleine bleiben. Weil ein Urlaub bevorsteht, müssen sich die jungen Halter etwas einfallen lassen. Doch beim Training stimmt weder Timing noch Belohnung - Martin Rütter weiß Rat.
Bianca und Dennis Schmitt sind seit ihrer Jugend zusammen, seit einem Jahr verheiratet. Jetzt soll das junge Glück mit einem Welpen komplettiert werden. Die Rasse Samojede hat es dem Paar angetan. "Das sind sibirische Schlittenhunde, die aussehen wie Eisbärbabies", erklärt Martin Rütter.
Für Bianca war aber nicht allein die knuddelige Optik ausschlaggebend: "Sie sind vom Charakter her familientauglich. Wir wollen auch einen eher ruhigen Hund, den ich mit ins Büro nehmen kann", sagt sie. Martin Rütter ist skeptisch: "Diese Hunde sind sehr eigenständig. Die haben einen sehr eigenen Kopf", weiß der "Hundeprofi". Außerdem brauchen sie viel Auslastung.
Martin Rütter muss aber noch wegen etwas anderem schmunzeln: "Oft ist ja bei Paaren in dem Alter der Welpe das Übungsprojekt fürs Baby", sagt der 50-Jährige. Völlig in Ordnung aus seiner Sicht - bei ihm selbst war es nämlich nicht anders: "Ich habe ja lang vor dem ersten Kind mit Hunden zu tun gehabt", plaudert der Hundetrainer aus dem Nähkästchen, "da habe ich Geduld gelernt und dass ich manche Dinge einfach aushalten muss. Das hat mir als Vater schon sehr geholfen", gesteht Martin Rütter.
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"Alleine bleiben muss man trainieren, das wird so unterschätzt!"
Ab dem Moment als Welpe Bounty bei den Schmitts einzieht, sind ihre neuen Halter verzaubert von dem kleinen Hundemädchen. Doch die erste Herausforderung steht schon bevor. In vier Monaten wollen Bianca und Michael einen Kurzurlaub machen - bis dahin sollte Bounty entspannt alleine bleiben können. Martin Rütter warnt: "Alleine bleiben muss man trainieren, das wird so unterschätzt!" Für Hunde, die sich im Rudel am wohlsten fühlen, sei allein zu sein "erst mal unnatürlich", erklärt der "Hundeprofi".
Bianca und Dennis nehmen das Training ernst, haben sogar eine Kamera zur Überwachung des Welpen installiert. Eine gute Idee eigentlich, wenn denn auch das Timing stimmen würde. "Bounty ist jetzt aktiv. Training ist aber nur dann sinnvoll, wenn der Hund alle Bedürfnisse gestillt hat", sagt Martin Rütter, sprich: Der Hund war draußen, hat gespielt und gegessen. Doch Bounty ist alles andere als müde, und so dauert der erste Versuch, alleine zu bleiben, nur wenige Sekunden, dann fängt der Welpe an zu winseln.
Beim Zurückkommen macht Frauchen ungewollt noch einen Fehler: Sie streichelt Bounty und redet beruhigend auf ihn ein. "Das machen viele Menschen falsch: Es soll weder eine Verabschiedungs- noch eine Wiedersehensparty geben", stellt der "Hundeprofi" klar, "rein- und rausgehen muss das Normalste der Welt werden." Ob die jungen Hundeeltern das in der kurzen Zeit bis zum Urlaub hinkriegen? Martin Rütter zweifelt daran: "Wenn das Training auf dem Level bleibt, haben wir keine Chance", sagt er.
Martin Rütter entsetzt: "Ganz krass, das haben Sie wirklich noch nicht verstanden"
Das sehen auch die jungen Halter ein: Sie rufen Hundetrainerin Larissa Müller aus Martin Rütters Trainerteam zur Hilfe. Die merkt sofort, was bei der mittlerweile vier Monate alten Bounty und ihren Menschen Sache ist: "Die Besitzer haben es schwer, das Tierchen zu ignorieren, und aufgrund dessen fällt es dem Hund auch unheimlich schwer, eine Distanz zu den Menschen aufzubauen", sagt die Hundetrainerin.
Zuerst baut sie ein Signal dafür auf, dass der Welpe auf die Decke geht und dort auch bleibt "Noch sind beide in der Bestechung", sagt Larissa, denn Bounty bewegt sich nur nach Locken mit Leckerlis auf ihren Platz. Doch nach kurzem, angepassten Training bleibt die kleine Hündin auf der Decke sitzen - auch, als ihre Menschen kurz das Zimmer verlassen. "Sie reguliert sich selbst, das ist sehr aufschlussreich", freut sich Martin Rütter. Sein Tipp: Das Alleinbleiben in kleinen Schritten auf immer längere Strecken steigern: "Wenn der Hund das verstanden hat, ist es von zehn Minuten auf 30 Minuten und von da auf drei Stunden nicht mehr schwierig."
Dann ist es so weit: Die Schmitts checken im Hotel ein. Wird Bounty alleine bleiben können? Bianca und Dennis schleichen sich auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer. Doch dann der Reality-Check: Bounty bellt! Das Paar kehrt direkt zu ihrem Welpen zurück. Martin Rütter wundert sich: "Jetzt gab es noch einen Keks? Fürs Bellen und Zurückkommen? Das ist natürlich ganz krass, das haben Sie wirklich noch nicht verstanden", rügt er die Halter. Damit sich andere Hotelgäste nicht gestört fühlen, bleibt Herrchen bei dem Welpen - anders geht es in diesem Moment nicht. "Vernünftig!", findet auch Martin Rütter.
Babyglück für Welpenhalter - der "Hundeprofi" hatte es geahnt
Drei Monate später hat sich die Situation aber verändert - in vielerlei Hinsicht. Mit Bounty trainieren die jungen Halter weiter fleißig. Bianca und Dennis sind aber auch wegen eines anderen Grundes überglücklich: "Ich bin schwanger!", strahlt die junge Frau. Martin Rütter hatte es ja bereits geahnt: "Wenn schon, denn schon!", sagt er, "aber es ist schon wichtig, dass da noch mal eine Trainerin hinfährt und Finetuning macht", mahnt er zum Thema Alleinbleiben beim Welpen.
Nach neuneinhalb Monaten schicken Bianca und Dennis ein Video: "Wir haben das sehr gut in den Griff bekommen mittlerweile", sagen sie stolz; "bis zu drei Stunden schafft Bounty es jetzt schon, alleine zu bleiben." Beste Voraussetzungen also für ein entspanntes Leben - auch mit dem menschlichen Nachwuchs.