W.E. - Die Romanze des Jahrhunderts - So. 11.08. - ARD: 00.05 Uhr

Madonnas Fanbrief

07.08.2024 von SWYRL/Jasmin Herzog

Mit "W.E." zeigte Popikone Madonna eindrucksvoll, wo ihre Kernkompetenzen liegen - definitiv nicht beim Film. Das Erste wiederholt das historische Drama nun zu später Stunde.

Für ihre Willensstärke muss man Madonna schon bewundern: So oft der Sängerin auch nahegelegt wurde, ihre Filmkarriere an den Nagel zu hängen, Madonna gab lange nicht auf. Zudem versuchte sich die Queen of Pop zuweilen als Regisseurin - ein Weg, der sich als eine Sackgasse zu entpuppen drohte: Nachdem Madonnas Erstling "Filth and Wisdom" 2008 von der Kritik zerrissen wurde, gibt es auch über ihr Historiendrama "W.E." (2011) nicht viel Nettes zu sagen. Das Erste wiederholt ihr enttäuschendes Werk zu später Stunde. Soeht man von einem kleinen Kurzform ab, war der Film auch ihr letzter hinter der Kamera.

Die titelgebenden Initialen stehen für Wallis Simpson (Andrea Riseborough), eine zweifach geschiedene Amerikanerin, und König Edward VIII. von Großbritannien (James D'Arcy), der 1936 abdankte, um besagte Dame gegen den Willen des Parlaments ehelichen zu können. Fraglos einer der größeren Skandale im Rahmen der britischen Monarchie.

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Mehr Berechnung als Liebe

"The King's Speech" rief diese Ereignisse bereits vor einiger Zeit ins Gedächtnis: Edwards stotternder Bruder, für dessen Darstellung Colin Firth 2011 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, ging aus der Affäre als König Georg VI. hervor. Randfiguren waren Wallis und Edward in Tom Hoopers Kassenschlager, und keine besonders sympathischen. Madonna kehrte den Spieß um, degradierte den Stotterer zum Weichei und dessen Frau zur Schlange.

Aber damit erhalten die Eltern von Queen Elizabeth II. in "W.E." zumindest mehr Profil als Edward VIII. Denn Madonna gesteht ihm kaum mehr zu, als der Mann zu sein, durch den Wallis berühmt wird. Die Amerikanerin erobert den Prinzen vor seiner Thronbesteigung so zielstrebig, dass es mehr nach Berechnung als nach großer Liebe aussieht.

Dass ihn diese schlagfertige Frau reizt, lässt sich nachvollziehen, wird sie doch von Andrea Riseborough mit großer Klasse gespielt und von Madonna zum Rockstar ihrer Zeit stilisiert. Nur was, fragt man sich, sieht sie in ihm, außer einem Mann mit großer Bestimmung und noch größerem Vermögen?

Um davon abzulenken, wie wenig der Film über den Herzog und die Herzogin von Windsor zu sagen hat, wie sich das Skandalpaar nach Edwards Abdankung nennen durfte, bauten Madonna und ihr Co-Autor Alek Keshishian eine zweite Zeit- und Handlungsebene ein: Im New York des Jahres 1998 verbringt die unglückliche Wally ihre Tage damit, bei Sotheby's die Besitztümer der Frau zu bestaunen, nach der sie benannt wurde. Abbie Cornish ("Tom Clancy's Jack Ryan") wird in dieser Rolle zur Tatenlosigkeit verdonnert.

Der gewalttätige Ehemann (Richard Coyle), von dem sich Wally emanzipieren muss, erhält hingegen die Aufgabe, die unrühmlichen Verbindungen des Herzogenpaares zu den Nazis anzusprechen - wirklich detailliert wird all dies in Madonnas Ode an Wallis Simpson freilich nicht erwähnt. Sie waren nur naiv, hört man Madonna mit Wallys Stimme sagen, und kann sich nur über die Naivität wundern, mit der die Autorin und Regisseurin das brisante Thema in einem Nebensatz abhandelt.

Wenn irgendwann endlich der Abspann beginnt, erklingt "Masterpiece" - das Lied, für das Madonna 2012 einen Golden Globe erhielt.

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