"Kunst, Albert! Kunst!"
"Kunst, Albert! Kunst!", freute sich Horst Lichter in der Montagsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares". Erst als er die Grafik als moderne Kunst erkannte, schwand seine gute Laune mit einem enttäuschten Seufzer. Und so nahm das Unglück seinen Lauf - bis in den Händlerraum, wo das Bild weit unter Wert verkauft wurde.
© ZDFAb ins Land der Wissenden
"Ich hoffe, du holst mich in das Land der Wissenden", scherzte Lichter. "Das ist schwierig da", kokettierte der Moderator mit seiner notorischen Abneigung gegen abstrakte Gegenwartskunst. Albert Maier wollte sich "größte Mühe geben", aber vorher kam die Verkäuferin selbst zu Wort.
© ZDFDruckgrafik im Abo
Inge Hueber aus Köln war stolz auf ihre Grafik, die sie auf ganz besondere Art und Weise erworben hatte: "als Abo für 30 DM in der Frankfurter Galerie Lüpke!" Jeden Monat konnte man sich eine neue Grafik aussuchen. Die Verkäuferin entschied sich, das Druckblatt des italienischen Designers Marcello Morandini von 1969 zu behalten.
© ZDFBlatt von Marcello Morandini
"Ich habe immer noch nicht den Sinn dieser Grafik verstanden", gestand Lichter auch nach dieser Ausführung. Experte Maier kam ihm zu Hilfe: das Bild zeigte in 25 Quadraten eine dynamische Bewegung im Uhrzeigersinn. "Das ist wie eine Uhr, Horst. Die Stunde bleibt, nur die Zeiger drehen sich", erklärte der Experte. "Sehr abstrakt, aber gut gelungen!"
© ZDFGroßer Künstler in Italien
"Zudem ist Morandini ein bedeutender Künstler, der vor allem in Italien für seine Zwei-Ton-Malerei in Schwarz und Weiß sehr bekannt ist. Bereits 1968 hat der studierte Künstler auf der Biennale in Venedig ausgestellt", betonte Maier die Bedeutung des Designers. Lichter war noch nicht vollends überzeugt ...
© ZDF"So wenig?"
Das merkte auch die Verkäuferin, die beim Wunschpreis nun zögerte. "Ich weiß, dass es nur 30 DM gekostet hat, aber wie viel soll es jetzt werden?", fragte Lichter skeptisch. "50, 80, 100 Euro", antwortete sein Gast verlegen, sodass sogar der Moderator erstaunt nachfragen musste: "So wenig?" Und was sagte Profi Maier dazu?
© ZDFNiedriger Wunschpreis
In Italien wäre das signierte Blatt sehr schnell verkauft - auch für mehr Geld. Aber auch für den heimischen Markt taxierte Maier den Wert auf 300 bis 400 Euro. Der Künstler habe eben einen "guten Namen". Selbst Lichter war nun zuversichtlicher und meinte aufmunternd: "Auch unsere Händler haben Ahnung von moderner Kunst!"
© ZDFAm Puls der Zeit?
Im Händlerraum waren die Reaktionen jedoch erst mal verhalten. Steve Mandel suchte vergeblich einen Titel. Immerhin wurde das Symbol der Uhr auf der limitierten Druckgrafik (75/100) von Händlerin Susanne Steiger gleich erkannt. Daniel Meyer bezeichnete die Grafik als "am Puls der Zeit". Doch mehr als 50 Euro bot er zunächst nicht.
© ZDFSchnelle Zustimmung
"Für mich ist es nichts", gab Mandel zu. Nach einigen zaghaften Geboten schien bei 170 Euro von Christian Vechtel vorerst das Ende erreicht zu sein. Das Übrige tat die Verkäuferin. Denn auf die Frage, ob das Preisangebot schon ihrem Wunsch entsprach, sagte sie sofort: "Ja!" Ihren Fehler erkannte sie umgehend.
© ZDFPeinliche Pause
"Geht noch einer drüber?", fragte Vechtel rhetorisch, Meyer antwortete leicht arrogant: "Wenn sie zufrieden ist, ist doch alles gut!" - "Das war jetzt wohl sehr unklug von mir, das sehe ich schon ein", erklärte die Verkäuferin etwas geknickt. Doch auch nach einer peinlichen Pause, kam kein höheres Gebot.
© ZDFDas ABC moderner Kunst
"170 Euro von mir?", fragte Vechtel siegessicher - die Verkäuferin stimmte zu. Zum Abschluss gab Händler Meyer sein geballtes Fachwissen preis: "Es geht bei Gegenwartskunst nicht um einen hohen Preis oder eine Bewertung, es geht darum, Kunst zu kaufen und zu sammeln. Der Preis ist eher Zufall!" Wieder was gelernt!
© ZDFLöwenskulptur
Als weiteres Objekt wurde am Montag bei "Bares für Rares" eine Löwenskulptur aus Kupfer für 380 Euro verkauft. Laut Expertise von Albert Maier war das Objekt von 1920 etwa 200 bis 300 Euro wert.
© ZDFDesign-Wandregal
Das bekannte "Uten.Silo II" der Designerin Dorothee Maurer-Becker wurde in den 1970er-Jahren gefertigt und war laut Sven Deutschmanek zwischen 80 und 120 Euro wert. Der Verkäufer hatte sich 50 bis 200 Euro gewünscht, doch auch Händler Daniel Meyer zahlt nicht mehr als 120 Euro.
© ZDFOhrringe mit Emaille
Ohrringe mit Emaille aus der Zeit zwischen 1860 und 1890 wurden von Wendela Horz auf 80 bis 100 Euro geschätzt. Händler Steve Mandel bezahlte 150 Euro.
© ZDFRechenwalze
Horst Lichter dachte an eine Wäschemangel, aber laut Sven Deutschmanek handelte es sich um eine Rechenwalze von 1920, die "meistens im Buchhaltungswesen genutzt wurde" und bis zu 400 Euro wert sei. Händler Christian Vechtel bezahlte sogar 550 Euro.
© ZDFHalskette und Armband
Der Verkäufer wünschte sich lediglich den Goldwert seines Schmucks: 3.400 Euro. Die Halskette und Armband aus den 1960er-Jahren wurde von Wendela Horz auf 3.600 Euro. Laut Händlerin Susanne Steiger waren Kragencolliers aktuell wieder stark gefragt und deshalb bezahlte sie für das Set aus 585er-Gold sogar 3.800 Euro.
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