Gespräch über die Lage in Afghanistan

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer im "Moma": "So viele wie möglich rausholen"

17.08.2021 von SWYRL

Nach dem Sieg der Taliban in Afghanistan ist auch die Bundeswehr gefragt, Menschen aus dem Krisengebiet zu retten. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer stand im ARD-"Moma" Rede und Antwort zur prekären Lage.

Die Lage in Afghanistan ist nach dem Sieg der Taliban erschreckend. Gestern gingen dramatische Bilder um die Welt, die zeigten, wie Einheimische verzweifelt versuchten, in ein Flugzeug zu gelangen, das sie aus dem Land bringen könnte. Auch die Bundeswehr ist - für Kritikerinnen und Kritiker deutlich zu spät - im Einsatz, um Menschen aus dem Krisengebiet herauszuholen. Zur prekären Situation äußerte sich Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Dienstagmorgen im ARD-"Moma". Journalist Michael Strempel erklärte einleitend, es seien "sicherlich die schwersten Tage ihrer Amtszeit als Verteidigungsministerin".

Zunächst fasste die CDU-Politikerin die aktuelle Lage in der Hauptstadt Kabul zusammen: "Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen." Man habe es durch eine "halsbrecherische Landung" am Tag zuvor geschafft, die Maschine zu Boden zu bringen. Nun seien - neben den Amerikanerinnen und Amerikanern - auch deutsche Soldatinnen und Soldaten vor Ort, um abzusichern - "damit die Leute, die wir rausfliegen wollen, überhaupt die Möglichkeit haben, zum Flugzeug zu kommen. Das war gestern der Hauptauftrag." Aufgrund von Zeitmangel habe man nur die Leute mitgenommen, die vor Ort waren. Dass lediglich sieben Menschen ausgeflogen wurden, wurde bereits nachdrücklich kritisiert.

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"Wir haben zwei Szenarien"

Über Nacht seien nun weitere Maßnahmen eingeleitet worden. "Die zweite Maschine wartet gerade auf die Freigabe der Amerikaner, dass sie nach Kabul aufbrechen können, damit wir mit den Evakuierungen beginnen können." Doch wie viele Menschen, die flüchten wollen, werden es aus Afghanistan schaffen? "Wir haben zwei Szenarien", erklärte Kramp-Karrenbauer im "Moma"-Gespräch. Das erste wäre, dass der Flughafen nicht lange offen gehalten werden könne - was das bedeuten würde, ließ sie unausgesprochen. Man hoffe also auf Szenario zwei: "Dass wir doch über die nächsten Tage eine richtige Luftbrücke aufbauen können."

Bis zu 600 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr stünden zum Aufbau solch einer Luftbrücke zur Verfügung. Ausgeflogen werden sollen laut Verteidigungsministerin nicht nur deutsche Staatsangehörige, sondern auch Ortskräfte sowie gefährdete Personen. Zusätzlich soll anderen Nationen Hilfestellung gegeben werden. "Der Auftrag der Bundeswehr ist klar: Solange es irgendwie geht, so viele wie möglich rausholen", lautete Kramp-Karrenbauers Fazit.

Überrascht "von der Dynamik der Ereignisse"

Doch warum passiert dies jetzt erst? Teils lägen seit Monaten Warnungen vor - Michael Strempel hakte nach. "Die Bundeswehr hat ihre Ortskräfte ja identifiziert, davon ist ein großer Teil ja schon in Deutschland mit ihren Familien. Die anderen Maßnahmen, etwa die der zivilen Entwicklungshilfe sind ja noch weiter gelaufen." So hätte ein Teil letztgenannter Ortskräfte noch bis in die vergangene Woche gearbeitet, die Mission sei nicht abgeschlossen gewesen.

Grundsätzlich sei man laut der CDU-Poltikerin in Deutschland und weltweit "von den Ereignissen, vor allem von der Dynamik der Ereignisse" überrascht worden. Am Freitagmorgen habe das Verteidigungsministerium dann Maßnahmen wie die Alarmierung sowie die Finalisierung der Planung eingeleitet. Ortskräfte der Bundeswehr hätten Afghanistan teils noch bis in die vergangene Woche mit regulären Flügen verlassen, später habe man ein vereinfachtes Verfahren für Afghaninnen und Afghanen eingeführt, die nicht über alle Papiere verfügten.

Um die Frage, ob sie nicht von den USA, der Biden-Regierung, enttäuscht sei, wand sich die Verteidigungsministerin herum. "Es gibt vieles, was wir auch innerhalb der NATO aufarbeiten müssen", so Kramp-Karrenbauer. "Es wird dann aber auch die Fragen an uns geben, inwieweit wir dann bereit sind, die Konsequenzen zu tragen." Diese Konsequenzen wären Maßnahmen, die man bisher den Amerikanern überlassen hatte.

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