"Raue - Der Restaurantretter"

Überraschung: Pleite-Koch besiegt "Restaurantretter" Tim Raue bei Blind-Verkostung

06.08.2024 von SWYRL/Rupert Sommer

Ein verzweifelter Wirt. Eine Familie, die kurz vor dem Zerbrechen steht. Und ein Sternekoch, für den es im brandenburgischen Hinterland plötzlich um die Ehre geht. Tim Raues neuer Rettungseinsatz dreht sich diesmal vor allem um Wildfleisch-Gerichte - und um einen Wettstreit um die beste Bratwurst.

Der "Fortschritt", den die gleichnamige Gaststätte im brandenburgischen Rathenow im Namen trägt und der so auch auf dem Verkehrsschild einer nahe gelegenen Bushaltestelle steht, hat sich in dem von Familienvater Ralf betriebenen Lokal schon länger nicht mehr blicken lassen. Tatsächlich ist es Tim Raue, der RTL-"Restaurantretter", der am ersten Besuchstag seiner neuen Gastro-Überlebensmission als einziger Gast weit und breit im Gastraum sitzt. "Gespenstisch ruhig", stöhnt der Sternekoch auf.

Gähnende Leer herrscht in dem Restaurant, das Ralf und seiner Gattin Claudia, einer Bilanzbuchhalterin, schon länger große Sorgen macht. Es fehlen die Gäste, die Ausgaben wachsen Ralf über den Kopf. Schon seit anderthalb Jahren kann er sich kein Geschäftsführergehalt mehr ausbezahlen.

Schlimmer noch: Die "Gaststätte Fortschritt" befindet sich auf rasanter Fahrt in Richtung Pleite. Weil der Betrieb regelmäßig Miese macht, muss Claudia aus ihrem eigenen Beruf Geld zuschießen. Außerdem lebt Ralf von finanziellen Zuwendungen seiner Eltern. "Es kratzt an meiner Ehre", sagt der zunehmend verzweifelte Pleite-Unternehmer. "Wir verbrauchen gerade unser Erbe", sagt Claudia.

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Erster Geschmackstest: "Es ist bieder."

"Mein Mann ist ein Träumer", sagt sie über Ralf und seine oft hochfliegenden, selten durchgerechneten Pläne. "Das ist nicht immer gut." Freizeit mit seinen beiden Söhnen hat er schon lange nicht mehr verbracht. Und an Familienurlaub ist gar nicht erst zu denken. Es ist eine verfahrene, triste Situation, die Tim und Katharina Raue, seine Gattin, die beim Inneneinrichtungskonzepten oft solche Wunder bewirken kann, in der etwas abgelegenen Provinzstadt vorfinden.

Und doch gibt es Anlass zu Hoffnung - und Potenzial im "Fortschritt", das Tim Raue schnell erkennt. Immerhin steht Ralf für einen originellen gastronomischen Ansatz, der sich - mit einigen beherzten Eingriffen - mittelfristig bezahlt machen kann. Der Gastro-Unternehmer ist passionierter Jäger, sitzt meist schon in aller Früh vor der Arbeit im Lokal auf dem Ansitz. Die Tiere, die er schießt, verarbeitet der gelernte Fleischermeister selbst in einem Wildfleisch-Betrieb weiter, um es an Konsumenten und Gastro-Kunden zu verkaufen. Und natürlich dominiert Wild die Speisekarte in seinem Restaurant.

Dort gibt es Wild-Gulasch, Wild-Burger und natürlich Wild-Bratwürste: Alles Gerichte, die Tim Raue gleich mal ausprobiert und im Prinzip sogar für gut befindet. Allerdings: "Es ist bieder", urteilt der Geschmacksprofi. Was Ralf und sein Koch Maik anbieten, ist solide Kost, der allerdings oft der gewisse Pfiff und vor allem Würz-Raffinesse fehlen. Doch auch in Maik sieht Tim Raue Potenzial: Der gelernte Koch, der bislang Rathenow kaum verlassen hat, hat das Zeug dazu zu lernen. Und Raue hilft ihm, seinen Horizont zu erweitern.

Mehr Mut zum Würzen

"Hier tanzt nichts", meint der Kenner etwa über den Wildpreiselbeer-Curry-Dip zur Bratwurst in der "Gaststätte Fortschritt". Raue schlägt neue Würz-Varianten vor - etwa eine Senfsoße. "Es muss lebendiger werden", meint er und warnt Betreiber Ralf schon mal vor: "Du hast dir mit mir jemanden geholt, der immer aromatisch provoziert." Maik dagegen wirkt nicht erschrocken. Im Gegenteil: Er ist zwar nervös und sieht der Zusammenarbeit mit dem Sterne-Koch mit Anspannung entgegen. Aber Maik möchte so viel wie möglich von Tim Raue lernen.

Schnell wird klar: Womit Ralf und Maik künftig punkten sollten, ist nicht mehr der trübsinnige Alltagsbetrieb mit der frustrierenden Gästeflaute. Stattdessen schlägt Tim Raue vor, in Zukunft voll auf Events zu setzen - etwa einen Wild-Schnitzel-Tag oder ein Wild-Barbecue. Und dafür werden nun die Rezepte verfeinert.

Katharina Raue gestaltet derweil - innerhalb von nur vier Tagen - mit ihrer Helfer-Truppe den Gastraum radikal um. Er soll auch optisch dem Wild-Motto gerecht werden und Wald-Romantik ausstrahlen. Mit Ralfs Gattin Claudia freundet sich Frau Raue schnell an: "Es ist Wahnsinn, was die reißt", sagt sie über die resolute Buchhalterin.

Zwei-Männer-Showdown auf dem Marktplatz

Hinter den Kulissen entbrennt dabei ein Wettstreit: In Maik ist alter Ehrgeiz erwacht. Und er freut sich zwar über viele Vorschläge, möchte allerdings an seinem Heiligsten lieber doch nichts verändern lassen. Anders als Tim Raue, dem künftig eher eine etwas gefälligere, "fluffigere" Bratwurst vorschwebt, möchte Ralf bei seiner eher grobkörnigen, festen Wildbratwurst festhalten. Zwei Meinungen - eine Lösung: ein Wurst-Wettbewerb!

"Dann fragen wir doch die Leute", schlägt Tim Raue vor. Und schon schlagen die zwei Wettstreiter auf dem Marktplatz von Rathenau für eine Ein-Tages-Werbeaktion ein Grill-Zelt für eine Wurst-Verkostung auf - mit zwei Wildbratwurst-Varianten. "Die Frage ist nur, ob Tim mit 'nem zweiten Platz klarkommt", scherzt Jäger Ralf. Frech! Aber genau so kommt es: In der Gunst der Passanten schneidet seine Original-Wurst knapp besser ab. Koch Maik nimmt's mit Schmunzeln. Er wäre auch mit einem Unentschieden einverstanden gewesen. Und natürlich möchte er weiter von Tim Raue lernen.

Noch vor wenigen Tagen wirkte - so Tim Raue im Scherz - Maiks Küchenreich noch so, als ob dort ein Bär Winterschlaf halten würde. Nun ist Maik erwacht - und voller Experimentierfreude. Und Raue ermuntert ihn weiter. Er will Maiks Selbstbewusstsein aufbauen - und seine Risikobereitschaft. "Mut ist beim Würzen für mich elementar", sagt der Sternekoch.

"Nur Schmatzen und kein Murren"

Und dann ist auch schon der Tag aller Tage gekommen: Fortschrittlich in eine hoffentlich besser Zukunft soll es mit einem ersten (von dann vielen weiteren) Koch-Events gehen - einem Wild-Grilltag vor staunenden Gästen. Denen schmecken nicht nur die neuen Gerichte sehr gut. Das Grill-Buffet ist im Nu leergegessen. Auch der komplett umgestaltete Gastraum ist eine Wucht. "Genialer Auftritt", jubeln Ralf und Gattin Claudia. "Wir sind total überwältigt". Und Maik freut sich: "Man hört nur Schmatzen und kein Murren."

Der Erfolgskurs sollte sich also verfestigen, was auch sechs Wochen später der traditionelle Wiedersehensbesuch der Raues belegt. Da platzen sie in einen Irland-Thementag hinein - und treffen einen glücklichen Wirt Ralf und einen strahlenden Koch Maik an. Und der "Fortschritt" ist tatsächlich angekommen: Ralf schreibt schwarze Zahlen. Zudem widmet er sich mehr seiner Frau und den Söhnen. "Wir haben jetzt die Zeit", freut er sich. "Wir nehmen uns die Zeit." Ein Kampf um die Wurst - mit glücklichem Ende!

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