"heute-show"

"heute-show": "Laschet ist wie Jogi Löw - eine Schlaftablette!"

24.04.2021 von SWYRL/Jürgen Winzer

Einmal mehr war das "Gemetzel des Kanzlerkriegs" in der Union zentrales Thema der "heute-show" (ZDF). Armin Laschet hat gewonnen, aber ist er wirklich ein Siegertyp? Oder wird Annalena Baerbock Kanzlerin? Robert Habeck, grüner Verzichter, trocknet derweil seine Tränen. Und wurde gefeiert.

Die "heute-show" wird Freitagnachmittag aufgezeichnet. Von Freunden des dunklen Humors, deren Lächeln so scharf ist wie die stählernen Zahnreihen des legendären "Beißers" aus zwei James-Bond-Filmen. Als also die ZDF-Satiriker ihr Werk veredelten, schwappte eine Welle der Entrüstung durchs digitale Land. 53 Schauspieler hatten sich in einer konzertierten Aktion unter dem Hashtag "allesdichtmachen" auf satirische - viele sagen: zynische - Weise zu den Corona-Beschränkungen geäußert.

Die "heute-show" wurde wohl in die Aktualitätsfalle gespült. Mehr als zwei grammatikalisch ungerade Sätze war Oliver Welke und seinen grübelnden Kollegen die umstrittene Aktion der Darstellergilde nicht wert: "Kunstfreiheit", meinte Oliver Welke, "gilt genauso für Schauspieler, die aus berechtigter Angst um die Kultur total danebene Videos produzieren. Muss man wohl alles aushalten." Fehlte die Zeit, fehlten die Ideen? Wie auch immer: schade, da wäre mehr möglich und wohl auch fällig gewesen.

Aber bissig wurde es trotzdem: Die meisten Wunden trug Armin Laschet davon. Aber der Mann ist blaue Flecke gewöhnt. Schließlich hat er gegen Markus Söder - und seine eigene Partei - gekämpft. Und überlebt. Vorerst.

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Sebastian Puffpaff: Laschet ist stinkelangweilig, Söder ein Egomane ohne Prinzipien

"Armin Laschet", lobhudelte Welke den CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten der Union, "ist der erste lebende Mensch, der einen Söder bezwungen hat." Und das unter schwersten Bedingungen, denn "ein Viertel des eigenen Parteivorstands wollte ihn nicht wie auch weite Teile der Fraktion und viele Landesverbände", wie Welke meinte. "Alle hassen Armin", vermittelte ein Einspieler, der als Werbung für Laschets Nehmerqualitäten diente. Denn: "Einstecken kann der Armin", so Welke.

Auch Sebastian Puffpaff kommt als Motivator des CDU-Wahlkampfteams an seine Grenzen, jetzt, da man "den Söder um Sackhaaresbreite verpasst" habe. "Sicher, keiner wollte den Armin." Und: "Konnte ja keiner ahnen, dass der sich durchsetzt. Das ist ja, wie wenn der SV Meppen Real Madrid schlägt."

Aber Puffpaff sieht auch Vorzüge: "Laschet ist kommunikativ, teamfähig, kompromissbereit. Oder, wie man in der PR-Branche sagt: stinkelangweilig." Zwar sei es "völlig wurscht", wer Kanzlerkandidat der Union sei, da weder der eine noch der andere für Inhalte stehe - weil es in der Union gar keine gebe. Aber ein bisschen trauerte Puffpaff Markus Söder schon nach: "Ein Egomane ohne Prinzipien - das ist doch ein Marketing-Traum!"

Klare Sache: Laschet wird Kanzler, Ralf Moeller Ministerpräsident!

Was der Sinn des "Kanzlerkriegs von 2021" war, dieser "tagelangen Zangengeburt ohne Betäubung" (Welke), ist Welke nicht ganz klar. Das Ergebnis schon: "Es ist nicht mehr viel Union in der Union." Der Spaltpilz wuchert weiter. Und die Basis ist verunsichert. Viele meinten ohnehin, dass beide Kandidaten nicht das Optimum bieten. Eine Bürgerin meinte; "Der eine will den dicken Mann raushängen lassen, der andere wirkt wie ein Clown." Dieser Meinung schloss sich Welke an: "Die CDU/CSU hatte zweieinhalb Jahre Zeit, einen geeigneten Nachfolger für Frau Merkel zu finden. Und da sind die beiden das Beste? Ernsthaft?"

Viele glauben jedenfalls nicht, dass es Laschet ist. Ein Befragter auf der Straße meinte: "Laschet ist wie Jögi Löw - eine Schlaftablette. Vom Erscheinungsbild ein gepflegter und interessanter Mann, klar, aber er redet und redet und setzt nichts um."

Immerhin, ein Promi macht sich für Laschet stark - und das heißt was, denn der Mann hat Wums: Ralf Moeller, "unser Mr. Haialarm auf Mallorca, unser Mr. Gladiator" (Welke), sagt "Über meinen Freund Armin wird nicht gelästert!" Außenreporter Fabian Köster traf den Hollywood-Hünen und fühlte ihm auf den Bizeps. Moeller sieht "Potenzial als Kanzler" in Laschet und verkündete den Clou: "Wenn Armin als Kanzler nach Berlin geht, stehe ich als Ministerpräsident zur Verfügung." Da ist sicher der andere Freund von Moeller Inspiration: Arnold Schwarzenegger ging auch erfolgreich in die Politik.

Baerbock ist Kanzlerkandidatin, Habeck eine "Legende der Frauenbewegung"

Aber ob der Ministerpräsidentenposten in NRW überhaupt vakant wird? Schließlich surft die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auf einer Erfolgswelle, was Umfragewerte angeht. Das ist wiederum Robert Habeck zu verdanken, der für sie den Weg zur Kandidatur kavalierlike frei machte. Welke: "Die Grünen pflegen die klassischen bürgerlichen Tugenden: den Damen den Vortritt lassen, gegenseitigen Respekt zeigen."

Deshalb, und weil Habeck still seine Tränen über den "schmerzhaftesten Tag seiner politischen Laufbahn" trockne, anstatt (wie Söder bei Laschet) die Kontrahentin zu mobben, wurde er von der "heute-show" als "der größte Feminist, der je gelebt hat" und als "Legende der Frauenbewegung" gefeiert. Zu loben sei er auch aus rein wirtschaftlichen Gründen: "Er spart uns viel Geld, denn ein männlicher Bundeskanzler würde natürlich viel mehr verdienen."

"Besser nie als spät": Die Bundesnotbremse ist da!

Apropos Geld: Die Bundesnotbremse, von Welke "zärtlich" die "neueste Kompromissgeburt" genannt, sei ja nun auch da. Und wie immer komme "nach wochenlangen Debatten was Arschteures raus, das keiner versteht - und das natürlich nicht reicht." Ein entlarvendes Detail der Notbremse sei die Regelung, wonach Schulen ab einer Inzidenz 165 schließen müssten. Warum 165? Welke zitierte den SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese, wonach die 165 deshalb genommen wurde, weil "am Montag der Durchschnittswert aller 16 Bundesländer beim Inzidenzwert bei ungefähr 165 lag." Welke kopfschüttelnd: "Die haben nicht mal mehr Bock, sich ne halbwegs logische Begründung für irgendwas auszudenken."

Dafür durfte sich Welke über einen ganz besonders erhellenden Versprecher eines anderen SPD-Mannes freuen. Johannes Fechner frönte der Wortverwechselei und meinte zur Notbremse: "Besser nie als spät." Welke grinste: "Schöner kann man das Pandemie-Management nicht zusammenfassen."

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