"Die Höhle der Löwen"

"Bin auch noch da!" - VOX-"Löwe" Georg Kofler erlöst mit den Tränen ringende Gründerin

26.09.2022 von SWYRL/Rupert Sommer

Selten gab es so viele Flop-Pitches in der VOX-Gründershow: Doch der Südtiroler Georg Kofler, sonst eher auf smarte IT-Gründungen spezialisiert, verblüffte seine Mit-Investoren. Als alle abgewunken hatten, entschied er sich für einen Deal bei einer Hausfrauen-Geschäftsidee - und für Pflanzenliebe.

Es war der große Auftritt der Sabine Wirz-Springe. Ein Auftritt, der der sehr bodenständigen Gründerpersönlichkeit aus Bergisch-Gladbach sichtlich Kraft kostete. Aber der Einsatz - und die Flatternerven, bevor es raus auf die "Höhle der Löwen"-Bühne ging -, lohnte sich für die 58-jährige, rundum sympathische Pflanzenliebhaberin dann doch.

Als Hausfrau und Mutter stellte sie sich vor - und stapelte damit ein wenig tief. Allerdings kam Sabine tatsächlich erst spät dazu, eine Idee umzusetzen, die sie selbst schon seit frühester Jugend umtrieb. "Nachdem die Kinder groß waren, hatte ich so ein bisschen Hummeln im Hintern", sagte sie. Und schon hatte sie zustimmendes Schmunzeln auf ihrem Plus-Konto gebucht.

Was sie in der VOX-Gründershow vorstellte, war keine Weltsensation, aber eine praktische Erfindung, die vielen Hobby-Gärtnern, Blumenliebhabern und Freunden von Küchenkräutern sehr zupass kommen könnte. Sabines "Blattgold"-Unternehmen steht für Düngetücher, die einfach um den Wurzelballen gewickelt werden können - im Beet oder im Blumen- und Pflänzchen-Topf.

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"Super einfach, sauber und kinderleicht in der Anwendung"

Der Vorteil dabei: Der vorab eingefeuchtete Stoff aus einem Aufreiß-Säckchen, wie man sie von Erfrischungstüchern kennt, enthält organischen Dünger aus natürlichem Faserzellstoff. Wer seine Pflanzen so einwickelt, versorgt sie kontinuierlich mit den notwendigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien.

Das Tuch ist biologisch abbaubar und kompostiert nach rund sechs Monaten von alleine. Alles in allem also: "Super einfach, sauber und kinderleicht in der Anwendung", hieß es im Pitch. Wer seinen Pflanzen mit herkömmlichen Flüssigdünger gießt, erzielt in der Regel deutlich schlechtere Ergebnisse, weil die Feuchtigkeit dann oft wegspült wird oder versickert.

"'Blattgold'-Düngetücher versprechen schnelle Erträge und großes Wachstum", sagte Gründerin Sabine und spielte dabei bewusst auch mit BWL-Schlüsselbegriffen, die eigentlich die an soliden Geschäftsentwicklungen interessierten Löwen wachrütteln sollten. Was ebenfalls gut ankam: Die Selfmade-Unternehmerin hatte eine Gründungsgeschichte zu erzählen, wie man sie in der Show üblicherweise liebt.

Ein später Erfolg der Omi: "Sie war die bekannteste Gärtnerin in unserem Dorf"

Immerhin konnte sich Sabine auf die Erfolge ihrer Großmutter berufen, die einst auf die viel beachtete Idee kam, Pferdeäpfel in alte Kartoffelsäcke zu packen und diese so als konzentrierten Dünger in ihren Beeten zu verbuddeln. "Das hatte den riesengroßen Vorteil, dass die Pflanzen kontinuierlich richtig schön mit Dünger versorgt worden sind", blickte die 58-Jährige stolz zurück. "Schon damals gaben die Ergebnisse meiner Omi recht. Sie war die bekannteste Gärtnerin in unserem Dorf."

Was sonst ebenfalls perfekt ankommt: Wenn Gründer nicht maßlos auftreten, sondern in bei ihren Investitionswünschen gegenüber den potenziellen Investoren einigermaßen bescheiden bleiben. Und auch das traf eigentlich auf Sabine zu. Sie hätte gerne einen Deal für 50.000 Euro erzielt - im Gegenzug für 20 Prozent der Anteile an "Blattgold".

Hartes Urteil von Influencerin Diana zur Löwen: "Mir lässt das zu viel Raum für Skepsis"

Doch dann setzten die Nachfragen - und Enttäuschungen - ein. 9,90 Euro sollen zehn Düngetücher im Paket kosten. Allerdings ist der Markt für Düngemittel enorm groß. Und letztlich hat Gründerin Sabine eben doch nur eine neue Darreichungsform entwickelt, die man - etwas Bastel-Bereitschaft vorausgesetzt - zu Hause auch selbst mit Flüßigdünger und Stoff-Fetzen nachmachen könnte. "Das ist mir zu wenig", mäkelte also Löwe Nils Glagau. Er sah keine Innovation und stieg aus dem Bieten aus.

Wenig später verabschiedete sich auch die Gast-Jurorin der Folge, die junge Influencer-Investorin Diana zur Löwen, die ohnehin bei fast allen Themen des Abends sehr zurückhaltend blieb. "Mir lässt das zu viel Raum für Skepsis", meinte sie und verweigerte einen Deal mit Sabine Wirz-Springe. Ähnlich argumentierte Judith Williams, die die Gründerin zwar klasse fand, aber nicht wirklich davon überzeugt wirkte, dass "Blattgold" die Zukunft des Düngens bedeuten könnte. "Ich sehe momentan das Außergewöhnliche nicht", sagte auch Dagmar Wöhrl. Und Sabines Gesichtszüge versteinerten sich. Sie wirkte den Tränen nahe!

"Wenn wir kein Corona hätten, würde ich Sie jetzt küssen"

Doch dann schlug die Stunde des Gelegenheits-Charmeurs aus Südtirol: "Nicht traurig sein, ich bin ja noch da", säuselte Georg Kofler, der man oft schon so ungnädig und eher grantig erlebt hatte. "Ich bin nämlich ganz anderer Meinung", sagte er. "Ich finde das toll", beteuerte der Investor, der in der Show auch seinen diesmal nicht anwesenden Kollegen Ralf Dümmel mitvertrat. Beide sind bekanntlich mittlerweile enge Geschäftspartner und in einer Firma verbunden.

"Das ist eine ganz einfache Lösung für Millionen von Menschen, die Pflanzen lieben", meinte Georg Kofler. Zur Erinnerung: Dass er besonders "grün" denkt, wusste man von dem bekennenden Unterstützer der FDP bislang noch gar nicht. Und tatsächlich scheint Kofler auch kein Gärtner zu sein. Aber auch er hat einen Basilikum-Topf, weil er damit gerne seine Pasta veredelt. Und "Blattgold"-Tücher sollen in seiner Fantasie für eine schier endlose Versorgung mit jeweils frisch nachwachsendem Basilikum sorgen. "Ich glaube daran, dass man sich das Leben einfach machen kann."

Wichtiger noch: Er sagte Sabine zu - und zwar exakt zu ihren Bedingungen. "Ich glaube daran, dass das Produkt ein großer Erfolg sein kann", meinte Kofler und stellte der bereits etwas reiferen Gründerin die geballte Vertriebsmaschinerie aus dem Gemeinschaftshaus Kofler/Dümmel in Aussicht. Für die 58-Jährige aus Bergisch-Gladbach brach plötzlich der Frühling an. "Herr Kofler, wenn wir kein Corona hätten, würde ich Sie jetzt küssen!"

Magere Löwen-Beute: Drei Pitches enden ohne Deal!

Tatsächlich war dies der erste und einzige Höhepunkt der Montagsshow - abgesehen von einem Zuschlag bei der ebenfalls resoluten Selfmade-Torten-Unternehmerin Elina Hoffman aus Walldorf, die das Süßwaren-Unternehmen "Clever Cakes" gegründet hatte und ebenfalls einen Deal mit Kofler einfädelte. Nur zwei Gründerinnen machten diesmal nämlich einen Stich.

Die Präsentationen von "Meminto Stories" mit personalisierten Erinnerungsbüchern, der Schweizer Gründung "Gatepresse" für ein gezieltes Beckenbodentraining sowie für die zwar ambitionierte, aber eben auch noch sehr unausgereift wirkende Finanz-App "GetMoBie" liefen allesamt ins Leere. Gleich dreimal hieß es: Danke, kein Deal!

Und dann doch die Überraschung bei zwei Themen - Gärtnern und Backen -, die eigentlich so gar nicht dem sonst auf eher auf IT-Geschäfsideen spezialisierten Beuteschema des Social-Media-Löwen entsprachen. Wer hätte das gedacht: Georg Kofler rettete den Abend!

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