Der Irland-Krimi: Familienbande - Do. 29.09. - ARD: 20.15 Uhr

Tristesse, die man aushalten muss

26.09.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Zum fünften Mal tritt Désirée Nosbusch als Psychologin Cathrin Blake im irischen Galway an. Der nicht gerade heitere Fall "Familienbande" zeigt eine arg toxische Gruppe Menschen sowie die Alkohol-Dämonen der Therapeutin. Ob ein neuer Mann Rettung verspricht? Nächsten Donnerstag folgt Film sechs.

Die 2019 in der westirischen Hafenstadt Galway gestartete Krimi-Reihe hat innerhalb der exotischen, weil im meist im pittoresken Ausland spielenden ARD-Krimis, wie man sie aus Barcelona, Portugal oder der Bretagne kennt, durchaus ein Alleinstellungsmerkmal: In Galway peitschen nicht nur hohe Wellen gegen die Steilküste schroff grüner Signature-Hügel, sondern auch Plots und Charaktere sind dort düsterer als anderswo: Psychologin Cathrin Blakes Ehemann, ein Polizeiermittler, wurde vor Jahren auf brutale Art ermordet. Die Überlebende ertränkte ihren Kummer im Alkohol und auch mit dem mittlerweile erwachsenen Sohn (Rafael Gareisen) läuft es nicht immer gut. Weil zudem die Fälle der alleinstehenden Frau in den 50-ern alles andere als heiter sind, muss man diese "Irland-Krimi"-Stimmung am Donnerstagabend schon mal in ihrem Grund-Setting ertragen können, bevor man sich tiefergehenden Fragen wie dem Geheimnis einer jeden Folge hingibt.

Im ersten von zwei neuen Filmen - "Der Irland-Krimi: Preis des Schweigens" läuft am Donnerstag, 6. Oktober, 201.5 Uhr - kämpft Cathrin um ihren guten Ruf als psychologische Gutachterin: Abbie Campbell (Luisa-Céline Gaffron) sitzt wegen Mordes im Gefängnis, sie hat ihren schlafenden Mann erstochen. Niemand kennt das Motiv, die junge Frau verweigerte jede Aussage. Dennoch hat Cathrin über die Dauer der Haft Vertrauen in ihre Patientin gefasst und erstellt ein Gutachten, dass dazu führt, dass die verurteilte Mörderin Hafturlaub erhält, um ihre kleine Tochter Maisie (Molly McCann) zu besuchen. Das Kind lebt bei Abbies jüngerer Schwester Erin (Shauna Higgins), deren Ehemann (Muiris Crowley) sowie ihrer Mutter Kate (Denise McCormack).

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Lichtschimmer am traurigen Horizont des "Irland-Krimis"?

Abbies Wiedersehen mit Maisie findet im Heim ihrer Mutter statt. Die ist ziemlich unterkühlt und hat für ihre Tochter nur Ablehnung übrig. Beim Besuch kommt es zur Katastrophe: Abbie flüchtet mit ihrer Tochter Maisie. Fortan hat Cathrin nicht nur Schuldgefühle, sondern sie versucht mit ihrem Polizei-Kollegen Sean Kelly (Declan Conlon) fieberhaft, die Entkommenen zu finden und das Geheimnis dieser arg toxisch wirkenden "Familienbande" zu lösen. Dabei hat Cathrin auch privat nicht wirklich viel zu lachen. Ihr Sohn möchte ausziehen, und auch ihre junge Polizeikollegin Emma (Mercedes Müller) will die Stadt verlassen. Figuren, die man aus den ersten vier Filmen kennt. Auch ein anderes Motiv wird wieder aufgegriffen: Cathrins Kampf gegen ihre Alkoholsucht, die sie in dieser Folge zum Besuch bei den Anonymen Alkoholikern führt. Dort spricht sie nicht nur den berühmten Satz: "Ich bin Alkoholikerin", sie trifft auch einen charmant wirkenden Mann im besten Alter (Thomas Sarbacher), der Cathrin den Hof zu machen scheint. Ein kleiner Lichtschimmer am traurigen Horizont des "Irland-Krimis"?

Stammten die ersten vier Filme (2019 und 2021, dazwischen gab es wohl eine Corona-bedingte Pause) allesamt aus der Feder des Autorenteams Christian Schiller / Marianne Wendt und wurden von Züli Aladağ inszeniert, hat das Kreativteam hinter der Kamera mit diesem Film gewechselt. Das Drehbuch stammt von Sebastian Andrae ("Magda macht das schon!"), Regie führte Matthias Tiefenbacher ("Tatort: Spieglein, Spieglein"). An den gedeckten Farben - sowohl im Bild wie auch der Geschichte - hat dies wenig geändert. Im "Irland-Krimi" geben deutsche Darstellende Iren, spielen aber auch mit Deutsch synchronisierten echten Iren zusammen. Das dürfte Zuschauer, die aufmerksam Lippen und Tonspuren verfolgen, irritieren, doch diese etwas überholte, Untertitel-scheuende Produktionstechnik scheint bei den "Europa"-Krimis der ARD in Stein gemeißelt.

Ansonsten führen jene harten Themen-Bretter, die Nosbusch und ihre Macher in Galway bohren, nicht unbedingt zum Zuschauer-Boom wie beispielsweise beim sehr viel "touristischeren" Bretagne-Krimi ("Kommissar Dupin"): Zwischen 3,9 und 5,7 Millionen Zuschauende verfolgten die Premieren der bisherigen vier Folgen "Irland-Krimi". Eine ordentliche, aber sicher keine Blockbuster-Quote.

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