"heute-show"

"Total abhängig": "heute-show" kritisiert deutsches "Buckeln vor China"

08.05.2021 von SWYRL/Jürgen Winzer

Nach dem Karlsruher Urteil gegen das Klimaschutzgesetz können sich die "Ökobratzen" laut "heute-show" freuen - wenn auch lieber nicht zu früh. Aufs Korn nahm Oliver Welke in der Sendung außerdem die Abhängigkeit von China: Dessen Geld sei wie eine Droge - "und Deutschland ist der größte Junkie".

Die "heute-show" (ZDF) kann richtig konsequent sein: Als hätten sich die Gagschreiber verschworen, schwiegen sie erneut zur Causa um über 50 Kulturschaffende, die sich unter dem Motto "Alles dicht machen" zur Corona-Situation geäußert hatten und dafür von vielen Kritikern abgewatscht wurden.

Womit wir - Stichwort Ohrfeige - beim Hauptthema sind, mit dem sich die "heute-show"-Redaktion unter Hauptschreiber und Moderator Oliver Welke beschäftigte: die schallende Backpfeife, die das Verfassungsgericht der Politik verpasste, indem sie Teile des Klimaschutzgesetzes für verfassungswidrig erklärte. Einer der Gründe: Die C02-Reduktion werde zu sehr auf die nachfolgenden Generationen abgewälzt. Welke: "Ja, aber war das nicht die Idee: Wir Alten legen fest - und die Jungen überlegen, wie sie das schaffen wollen?"

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"Ökobratzen" feiern Urteil mit fair gehandelter Rhabarberschorle

Während die "Ökobratzen" von der Fridays-for-Future-Bewegung den Erfolg ihrer Klage feierten (Welke: "Wahrscheinlich stoßen sie mit fair gehandelter Rhabarberschorle an"), sei vor allem die Reaktion der Politiker auf diese Demütigung erstaunlich. Die, die das Gesetz so verbrochen hätten, feierten nun geradezu enthusiastisch die Karlsruher Entscheidung dagegen. Welke: "Schämen die sich nicht? Wie kann Altmaier das Gesetz so feiern? Ausgerechnet Altmaier, der persönlich den Ausbau der Windenergie ausgebremst hat." Welke weiter: "Wahrscheinlich haben die heimlich schon immer 'Fridays for Future' unterstützt und haben heimlich mitdemonstriert."

Das Karlsruher Urteil sage deutlich aus, dass es, so Welke, "total assi" sei, "auf Kosten der kommenden Generationen zu leben." Es sei eine Mahnung zur Anwendung von intergenerationaler Gerechtigkeit. Wohl nicht zu Unrecht: Wo doch gerade die Jungen in der Corona-Krise am meisten zurücksteckten, könnten ihnen die Alten ja mal beim Klima was zurückgeben.

Mit dem Problem beschäftigte sich auch Ulrich von Heesen (Dietrich Hollinderbäumer) - während seiner dreiwöchigen Kreuzfahrt auf der "Adria Astrazenca". Seine Erkenntnis: "Das ist 'ne gearschte Generation: Erst baden sie Corona aus und später müssen sie meinen Schuldenberg abbezahlen von der Rente, die sie nicht mehr kriegen." Von Heesen verstand auch die Klima-Wut der "Kids": "Drei Grad Erderwärmung klingt natürlich bedrohlich." Andererseits: "Gerade abends auf dem Oberdeck denk ich mir schon mal: 'Ach, jetzt drei Grad mehr und es wär perfekt.'"

"Geld von China ist wie eine Droge - und Deutschland ist der größte Junkie!"

Noch eine "Sensationsmeldung": Deutschland hat das Handelsabkommen mit China, laut Welke das "Lieblingsprojekt von Angela Merkel", auf Eis gelegt. Angesichts der Tatsache, dass China mit einem Handelsvolumen von 212 Milliarden Euro (2020) der wichtigste Handelspartner Deutschlands sei, durchaus mutig. Denn: "Deutschland ist total abhängig von China." Da sei dann auch Kritik am Partner kaum mehr möglich. Es habe sich ein Ritual entwickelt: "Wir sagen 'Menschenrechte', und die Chinesen sagen 'Schiebt sie euch dahin, wo bei der Peking-Ente die Füllung hinkommt."

Volkswagen erledige 42 Prozent seiner Produktion in China. Mercedes Benz erziele 36 Prozent seiner Umsätze in China. Welke: "Geld aus China ist wie eine Droge. Und Deutschland ist der größte Junkie von allen." Da sei das "Buckeln vor China" (Welke) verständlich: "Wer muckt schon gegen seinen besten Kunden?"

Kritik an China, etwa an der Behandlung der muslimischen Minderheit der Uiguren, sei da gar nicht so einfach. "Aber wenn die Chinesen anfangen, Kritik an ihrer Politik bei uns zu verbieten, dann muss eigentlich irgendwann Schluss sein." Welke verwies auf den Boykott Chinas gegen Konzerne wie H&M und Adidas. Welke: "In einer Welt, in der H&M plötzlich zu den Guten gehört, ist 'ne Menge schiefgelaufen."

Mahnung an Musk: "Die polnischen Arbeiter brauchen wir für die Spargelernte!"

Auch in Brandenburg läuft es gut, aber nicht alles glatt: Die Produktion in Elon Musks größter E-Auto-Fabrik der Welt kann erst nächstes Jahr anlaufen. Dabei sei es erfreulich, dass der "Technoking of Tesla" Großteile der Firma überhaupt schon habe bauen können. Denn er hat, so Welke, gar keine ordentliche Baugenehmigung. Immerhin wurde Musk für sein Bauvorhaben von der Trinkwasserschutzverordnung befreit - obwohl das Projekt mitten im Trinkwasserschutzgebiet entsteht.

Die Tesla-Fabrik und die nun dazu geplante größte Batterieproduktion der Welt soll, so wird geschätzt, einmal 400.000 Liter Wasser pro Stunde verbrauchen - so viel wie eine Stadt. Welke: "Aber ob der Wald nun wegen Musk stirbt oder wegen dem Borkenkäfer?" Egal. "Wat musk, dat musk!"

Natürlich: Es gibt Vorbehalte. Musk halte nichts von Gewerkschaften und Tariflöhnen, viel dagegen von Überstunden und schlechter Bezahlung. Valerie Niehaus, die Musk als "Unternehmer des Jahres" ("Er ist ein Musk-have für Brandenburg!") ehrte: "Wenn das mit den 8,70 Euro Stundenlohn für polnische Arbeiter stimmt, dann wäre das ein bisschen illegal." Außerdem mahnte sie: "Bitte dran denken: Die polnischen Arbeiter brauchen wir für die Spargelernte."

Fabian Köster fährt auf ein Bier nach Holland

Beinahe wäre die "heute-show" diesmal sogar eine coronafreie Sendung gewesen. Dass es nicht so kam, liegt an Holland. Die Regierung des Nachbarlandes öffnete, trotz einer Inzidenz von über 300, die Grenze. Zumindest ein bisschen: Deutsche dürfen bis zu 30 Kilometer tief ins Land reisen und dort bei negativem Impftest shoppen und Bistros besuchen. Fabian Köster erfuhr von einer besorgten holländischen Bürgermeisterin: "Sie haben ein frisches Bier und ich habe die Sorgen. Unsere Krankenhäuser sind immer noch voll."

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