"The Secrets We Keep - Schatten der Vergangenheit"

Jetzt im Kino: Noomi Rapace erforscht die "Schatten der Vergangenheit"

27.05.2021 von SWYRL/Christopher Diekhaus

Der Thriller "The Secrets We Keep - Schatten der Vergangenheit" sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr in den Kinos starten, wurde aber aufgrund der Pandemie kurzfristig verschoben. Nun läuft der Film überraschend an.

"The Secrets We Keep - Schatten der Vergangenheit" (ab 27. Mai im Kino) beginnt mit dem Zerplatzen einer großen Seifenblase - und beschreibt damit auf nicht gerade subtile Weise die baldigen Erfahrungen seiner Hauptfigur Maja (Noomi Rapace, "Millennium"-Trilogie). Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die aus Rumänien stammende Frau mit ihrem amerikanischen Ehemann Lewis (Chris Messina) ein neues Leben in einer beschaulichen US-Vorstadt aufgebaut und glaubt, die Schrecken der Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben. Der deutsche Untertitel von Yuval Adlers Psychothriller kündigt es jedoch schon an: Das Verdrängte kehrt mit aller Macht in ihren geordneten Bilderbuchalltag zurück.

Als Maja eines Tages mit ihrem Sohn auf einer Wiese sitzt und das schöne Wetter genießt, wird sie auf einen Fremden (Joel Kinnaman) aufmerksam. Der Mann - so ist sie sich nach weiteren Begegnungen sicher - muss einer jener SS-Soldaten sein, die sie während des Krieges auf der Flucht vergewaltigt hatten. Von den schrecklichen Erinnerungen eingeholt, macht Maja schon bald Nägel mit Köpfen und entführt den angeblichen Peiniger. Da sie es nicht fertigbringt, ihn zu erschießen, sperrt sie ihn kurzerhand in den Keller ihres Hauses - was Ehemann Lewis nicht verborgen bleibt.

Der israelische Regisseur und Drehbuchautor Yuval Adler, der zuletzt mit "Die Agentin" ein erfrischend unaufgeregtes Agentendrama um eine Spionin zwischen den Fronten vorgelegt hat, taucht mit seinem neuen Film in die oft grell überzeichnete Welt des Selbstjustizthrillers ab. "The Secrets We Keep" erinnert stark an Roman Polanskis Kammerspiel "Der Tod und das Mädchen". Von dessen Ambivalenz ist Adlers Racheerzählung aber ein ganzes Stück entfernt.

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Reißer von der Stange

Schon nach rund zehn Minuten zeichnet sich deutlich ab, welche Richtung die Handlung einschlagen wird. Majas verstörte Blicke, wenn ihr der Unbekannte über den Weg läuft, und die nicht gerade sehr elegant eingeflochtenen Hinweise auf ihre Kriegsvergangenheit geben die Marschroute vor. Eine Marschroute, die der Film leider nicht mehr verlässt.

Der Regisseur und seine Hauptdarstellerin sind zwar bemüht, Majas psychische Verfassung zu beschreiben. Als eindringliche Traumageschichte taugt "The Secrets We Keep" allerdings nicht, weil das Interesse für das zuweilen blutige Katz- und-Maus-Spiel zwischen der Protagonistin und ihrem Gefangenen dann doch spürbar größer ist. Je länger der Film dauert, umso mehr bestätigt sich ein unschöner Eindruck: Die an Majas Beispiel skizzierte Verfolgung der Sinti und Roma während der NS-Zeit dient bloß als Staffage für eine platte Eskalationsspirale.

So sehr sich die Musik anstrengt, permanenten Nervenkitzel zu erzeugen - auch in puncto Spannungsaufbau hapert es gewaltig. Schuld daran sind das wenig plausible Verhalten einiger Figuren und manch arg bequemer Drehbuchzufall. Lewis etwa lässt sich erstaunlich leicht zum Mittäter machen, obwohl ihm seine Frau Lügen über ihre Familie und ihre Kriegserlebnisse aufgetischt hat. Seine Zweifel an ihr und ihrem Verdacht könnten sich zu einer massiven Belastung für ihre Beziehung entwickeln, haben tatsächlich jedoch nur wenig Gewicht. Seine eigene Glaubwürdigkeit unterläuft der Film vor allem in einer Szene, in der Maja und ihr Mann unangekündigten Besuch von der Polizei bekommen. War das Geschrei aus dem Keller vorher im Erdgeschoss stets gut zu vernehmen, dringt ausgerechnet in diesem Moment kein Mucks nach oben. "The Secrets We Keep" wäre gerne ein packender, doppelbödiger Thriller, ist aber doch nicht mehr als ein hübsch ausgestatteter Reißer von der Stange.

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