Sky-Serie "The Rising"

Das Mordopfer, das zum Geist wird

24.05.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Die britische Sky-Serie "The Rising" folgt einer reizvollen Idee: Neve (Clara Rugaard) bemerkt, dass ihre Umwelt nicht mehr auf sie reagiert. Sie wurde ermordet. Nun wandelt Neve als Geist durch die englische Provinz und will ihren Fall aufzuklären. Erfunden wurde dieser Plot allerdings in Belgien.

Fände man es reizvoll, nach dem Ableben in der eigenen Hinterlassenschaft umherzuspazieren? Sozusagen in "Mein Leben ohne mich", wie der Titel eines wunderbar traurigen, aber erzählerisch anders gelagerten Films mit Sarah Polley 2003 lautete. Damals ging es um eine junge Frau, die wusste, dass sie bald sterben würde und die ihren kleinen Kindern Kassetten mit Botschaften für alle kommenden Geburtstage bis zum Erwachsenwerden besprach. In der achtteiligen britischen Sky-Serie "The Rising", die ab 27. Mai immer freitags ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen zu sehen oder dann komplett auf Abruf verfügbar ist, liegt der Fall etwas anders.

Neve (Clara Rugaard), eine junge Frau aus der englischen Provinz, wacht nach einer Party ohne Erinnerung im See auf. Als sie in ihr altes Leben zurückspaziert, muss Neve feststellen, das die Menschen nicht mehr auf sie reagieren. Tatsächlich wird sie bald tot im See gefunden, denn Neve wurde ermordet. Als die Verblichene mit Ermittlungen in eigener Sache beginnt, stellt sich heraus: Nicht für alle Menschen ist Neve ein Geist. Einige, so wie ihr Vater Tom (Matthew McNulty) oder die geheimnisvolle Alex (Nenda Neururer) können mit ihr kommunizieren. Doch warum gerade sie?

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Entdecke Manchesters "Lake District"!

Dass Hit-Serien, die aus Fernsehmärkten mit eher begrenztem internationalen Potenzial kommen, ein englischsprachiges Remake erfahren, war früher gang und gäbe. Man denke an US-Adaptionen der dänischen Fiction-Kracher "Die Brücke" und "Kommissarin Lund" oder auch an jene des französischen Mystery-Hits "Les Revenants". Seit man, siehe "Squid Game" (Südkorea) oder "Haus des Geldes" (Spanien), auch mit nicht englischen Produktionen ein großes internationales Publikum erreichen kann, scheint die Praxis des "Nachmachens" weniger populär zu sein, was die Fiction-Strategen von Sky aber nicht davon abhielt, mit "The Rising" ein ziemlich originalgetreues Abbild der belgischen Serie "Beau Séjour" zu drehen, die in Deutschland unter dem Namen "Zimmer 108" lief.

In "Zimmer 108", das aktuell wieder in der ARTE Mediathek zu streamen ist, erwacht die 19-jährige Kato (Lynn Van Royen) in einem Hotelzimmer, um sich im nächsten Moment als verstorbene Doppelgängerin in der Badewanne vorzufinden. Die große Stärke des flämischen Überraschungshits von 2017 war die sehr gelungene Genre-Fusion von Mystery und einer fast schon dokumentarischen Milieuschilderung aus der muffig-öden Provinz. Auch die britische Adaption spielt auf dem Lande und setzt sich mit Langeweile und Träumen einer engen Kleinstadt-Gemeinschaft auseinander. Gedreht wurde "The Rising" in der Gegend von Manchester und dem nahen "Lake District", der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

Besser zum belgischen Original greifen?

Dennoch ist die britische Adaption schwächer als das belgische Original, weil sie in ihrer Machart gewöhnlicher und näher am Krimigenre orientiert ist, als es "Beau Séjour" war, das 2016 auf dem Serienfestival "Séries Mania" in Paris den Publikumspreis gewann. Während in der Benelux-Vorlage Atmosphäre und Sozialrealismus das Mystery-Genre auf links drehten, setzen die Briten (Drehbuch: ein fünfköpfiges Autorenteam um Pete McTighe, Regie: Ed Lilly und Thora Hilmarsdottir) mehr auf schöne Landschaftsbilder, einen wuchtigen Pop-Score und klassische Krimi-Elemente mit besonderen Twists.

Schlecht ist das Sky-Streamingprodukt deshalb nicht. Wer jedoch das Original kennt oder es bei ARTE kennenlernen möchte, wird dem Remake nur schwer eigene Reize abgewinnen können.

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