21.01.2022 von SWYRL/Rupert Sommer
Die Dokumentation, die Radio Bremen für den Einsatz im ARD-Hauptprogramm produzierte, beleuchtet ein bislang wenig beachtetes Detail des Horrors in der Frühphase nach der Machtergreifung der Nazis.
Wenn die Schreie der Misshandelten aus dem Nachbarkeller kommen: Die äußerst beklemmende neue Dokumentation "Geschichte im Ersten: Folterkeller im Wohnquartier", die die Filmemacher Susanne Brahms und Rainer Krause für die kleine ARD-Anstalt Radio Bremen recherchierten und die nun im ARD-Hauptprogramm zu sehen ist, berichtet von einem Thema, auf das bislang viel zu selten ein Schlaglicht fiel: Es geht um das allzu rasch etablierte Schreckenssystem der neuen Gewaltherrscher im Land.
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Wegsehen war fast unmöglich
Während "im Nachhinein" oft Schutzbehauptungen vorgebracht wurden, wie wenig angeblich die nach eigenem Beteuern unbescholtenen deutschen Mitbürger von den Gräueltaten, den Verfolgungen Andersdenkender und den Morden an den Juden wussten, spricht dieser sehenswerte Beitrag eine ganz andere Sprache: Die Gewalt fand im Nahbereich statt, und der Horror nahm erstaunlich schnell seinen Lauf. Wegsehen war so fast nicht möglich.
Thema der Dokumentation ist die Gewaltwelle, mit der Anfang 1933 die eben an die Macht gekommenen Nazis das Deutsche Reich überzogen. Gegenspieler aus dem politischen Lager wurden ohne Prozess verschleppt. Geheime Folterkeller entwickelten sich rasch zu einer Vorstufe der späteren Konzentrationslager, in denen das Töten mit eiskalter industrieller Präzesion abgewickelt wurde. Gezeigt wird, dass Tausende dieser schnell entstandenen Terror-Orte sich oft mitten in Wohngebieten deutscher Städte befanden. Erst später wurden die Täter auf perfide Art "diskreter".