Moderatorin Sabine Heinrich im Interview

"Privat bin ich auf jeden Fall 'dicke Hose'"

06.07.2021 von SWYRL/Christopher Schmitt

Eine Reise durch die Bundesrepublik: Mit "Das große Deutschland-Quiz" feiert Moderatorin Sabine Heinrich ihre Premiere im ZDF. Im Interview verrät sie, wie eine gute Samstagabend-Show aussehen muss, was sie an Petra Gerster bewundert und warum das Ruhrgebiet die beste Region Deutschlands ist.

Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen, von Aachen bis Dresden darf gerätselt werden: Prominente Vertreterinnen und Vertreter aus dem Norden, Süden, Westen und Osten des Landes messen ihr Wissen bei "Das große Deutschland-Quiz" (Samstag, 10. Juli, 19.25 Uhr, ZDF). Der Anspruch: Zuschauerinnen und Zuschauern die vielfältige Bundesrepublik näherbringen und die eine oder andere Geschichte auszupacken, die Einheimische aus Stadt und Land selbst nicht über ihre Gegend wussten. Für 1Live und WDR-Moderatorin Sabine Heinrich ist die Quizshow die große ZDF-Premiere.

Eine regionale Besonderheit zeigt sich direkt auch im Interview: Menschen aus dem Ruhrpott tragen laut Klischee das Herz auf der Zunge, und so macht auch die in Unna geborene Wahlkölnerin Sabine Heinrich keinen Hehl daraus zu glauben, sie selbst würde in ihrer neuen Quizshow gut abschneiden. Ab Samstag, 7. August, läuft "Das große Deutschland-Quiz" dann in einer längeren Version zur Primetime im ZDF. Was die 44-Jährige sich von der Show erwartet, verrät sie im Interview.

teleschau: Frau Heinrich, was muss eine Unterhaltungsshow am Samstagabend mitbringen?

Sabine Heinrich: Für mich bedeutet eine Samstagabend-Show einmal die Vollverpflegung: mitgucken, Mitraten und etwas Neues erfahren. Unterhaltend muss die Show natürlich sein und inspirierend. Sie darf auch spannend sein, und wenn ich am Ende ein bisschen schlauer bin als zuvor und die Leute gelacht haben, umso besser. Wichtig ist mir, dass sich niemand blöd fühlen muss, nur weil er etwas nicht weiß. So floskelig wie sich das auch anhört, es ist ernst gemeint: Wir können alle nur gewinnen.

teleschau: Glauben Sie, vielen Deutschen wurde erst in der Corona-Pandemie bewusst, was es im eigenen Land alles zu entdecken gibt?

Heinrich: Ich kann nicht für ganz Deutschland sprechen, aber bei mir war es exakt so. Ich bin sehr viel gereist und kann eine tolle Fischbude in Shanghai empfehlen oder einen besonderen Ort in Kambodscha. Aber ehrlich gesagt: Dass ich nur wenige Kilometer von Köln entfernt, im Bergischen Land, eine tolle Landschaft habe und einen Wunschbaum, an den man kleinen Wünsche heften kann, habe ich erst jetzt zwangsläufig erfahren - und finde es ganz toll! Für dieses Land, vor allem für diese Region, habe ich in den letzten Jahren einen ganz neuen Sinn entwickelt.

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"Das Ruhrgebiet steht für mich immer auf Platz eins"

teleschau: Haben Sie hierzulande eine Lieblingsregion?

Heinrich: Ich komme ja aus dem Ruhrgebiet, und das steht für mich immer auf Platz eins. Ich steige auch zum 20. Mal die Tetraeder-Aussichtsplattform in Bottrop hoch und denke mir: "Hier ist es aber schön". Aber ich war erst kürzlich an der Nordsee und für einen Job in Bayern und finde schon cool, wie unterschiedlich die Regionen sind. Ich bin jedes Mal wieder baff, wenn ich feststelle, wie weit ich gefahren und dennoch innerhalb der Grenze bin.

teleschau: Sind Sie Lokalpatriotin?

Heinrich: Ich würde das Ruhrgebiet natürlich immer verteidigen, wenn jemand etwas dagegen sagen würde. Aber ich kenne niemanden, der das Ruhrgebiet blöd finden könnte (lacht). Auch unsere Prominenten im "Deutschland-Quiz" werden für ihre Region antreten: Norden, Süden, Osten oder Westen. Da kommt dann plötzlich nochmal ein anderer Ehrgeiz auf, und ich finde es total gut, den herauszukitzeln.

teleschau: Das heißt, die Promis sind dann Experten für ihre jeweilige Region?

Heinrich: Der Punkt ist, dass man denkt "Ich bin die größte Expertin für meine Region" und dann feststellt, dass man die Frage nicht gewusst hat. Darauf freue ich mich jetzt schon diebisch. Denn wir haben dann doch den ein oder anderen Menschen sowie die ein oder andere Geschichte in der Sendung, die man noch nicht kannte und die auch überrascht. So wie wir die letzten 14 Monate überrascht waren und unsere vorgefertigte Idee von diesem Land nochmal neue Inspiration erhielt. Ist es nicht großartig, wenn man am Ende das Gefühl hat: "Aha, schau an"?

"Ich will immer gewinnen, kann aber gut über mich selber lachen"

teleschau: Wie würden Sie wohl selbst beim "Deutschland-Quiz" abschneiden?

Heinrich: Privat bin ich auf jeden Fall "dicke Hose" und behaupte, alles zu wissen (lacht). Doch dann muss ich irgendwie damit klarkommen, dass das nicht so ist. Auch, wenn ich immer gewinnen will, kann ich dann aber auch gut über mich selber lachen. Da ich selbst so gerne Quizshows gucke, bin ich, glaube ich schon breit aufgestellt. Und wenn ich mal etwas nicht weiß, gilt es, sich so durchzubluffen, dass ich am Ende trotzdem noch gut aussehe (lacht).

teleschau: Im ZDF feiern Sie ihre Premiere. Kürzlich erklärten Sie in einem Tweet, die ausgeschiedene ZDF-Moderatorin Petra Gerster habe Ihnen einen guten Weg geebnet.

Heinrich: Ich finde beeindruckend, wofür Petra Gerster steht. Sie ist ein Vorbild für mich. Wenn ich um 19 Uhr den Fernseher angemacht habe, war da Petra Gerster. Mir war nicht klar, dass sie eine Moderatorin ist, die von der Mattscheibe in den Ruhestand gehen konnte. Ehrlich gesagt, gibt es nicht viele Frauen, die in dem Alter noch so präsent sind und im besten Sinne unaufgeregt. Eine Persönlichkeit, die ganz brillant ihren Job gemacht hat, ohne ein großes Gewese drumherum. Das würde ich mir auch für mich selbst wünschen, auch wenn ich natürlich keine Fernsehnachrichten moderiere.

teleschau: Von welchen Frauen im TV sind Sie noch beeindruckt?

Heinrich: Um noch eine andere große Frau hervorzuheben: Carmen Nebel hat über viele Jahre ganz großartige Unterhaltung am ZDF-Samstagabend gemacht. Außerdem bin ich persönlich wie beruflich Christine Westermann sehr nahe. Auch Bettina Böttinger fällt mir da ein. Das sind Vorbilder für mich und einfach verdammt coole Frauen, die für Kolleginnen wie mich Vorarbeit geleistet haben. In Sachen Gleichberechtigung gehe ich aber fest davon aus, dass in der Programmplanung ein Umdenken stattfindet. Ich würde mich sehr freuen, wenn das Bild im Fernsehen diverser wäre.

"Vor 30 Jahren hat man noch gesagt: 'Oma ist jetzt eben alt'"

teleschau: 2020 starteten Sie den Wissenspodcast "Hirn und Heinrich".

Heinrich: Ja, "Hirn und Heinrich" ist ein Podcast in dem es um - dieses Wort musste ich auch erstmal lernen - neurodegenerative Erkrankungen geht. Demenz ist ein Thema, auch ALS oder Alzheimer. Das sind Erkrankungen, die wir immer mehr in unserem Umfeld erleben, in dem Großeltern oder Eltern erkranken. Das sind Themen, mit denen man sich als junger Mensch leider gar nicht so beschäftigt. Dann kommt plötzlich diese Diagnose, die nicht nur viel für das Leben des Kranken bedeutet, sondern für die ganze Familie. Dieser Podcast war für mich eine sehr gute berufliche Entscheidung, weil ich das Thema so relevant finde und es für mich wahnsinnig Horizont-erweiternd ist.

teleschau: Wer kommt darin zu Wort?

Heinrich: Eine Folge "Hirn und Heinrich" ist immer ein Gespräch zu einer dieser Erkrankungen, beispielsweise Alzheimer. Ich spreche dann mit einer Wissenschaftlerin oder einem Wissenschaftler über dieses Thema. Kürzlich habe ich auch mit einer Frau gesprochen, die vor zwei Jahren ihre Alzheimer-Diagnose bekommen hat. Diese Frau konnte noch gut erklären, was in ihrem Kopf passiert - sehr ergreifend. Doch ich lege da nicht noch ein emotionales Eigengewicht drauf. Aber natürlich, wenn das Gespräch beendet ist, wirkt das nach.

teleschau: Diese Frau ist ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Heinrich: Ja, aber ebenso ein Mann mit ALS. Das ist eine Nervenkrankheit, die dafür sorgt, dass Erkrankte immer weniger können. Bodo Schmidt konnte zum Zeitpunkt unseres Gespräches noch sprechen, schlucken und atmen. Er konnte seinen Kopf nicht mehr bewegen und keine Hand mehr. Wenn eine Mucke sich auf ihn setzt, kann er die nicht wegschlagen. Er eröffnete das Gespräch mit den Worten "Ich habe diese Woche meine Beerdigung fertiggeplant". Das hat mich sehr berührt und geerdet. Und ja, die Spanne zwischen dieser Thematik und Samstagabendunterhaltung ist groß, aber ich bin mir sicher, dass Bodo zuschauen wird.

teleschau: Was macht Hoffnung bei diesen Erkrankungen?

Heinrich: Nunja, das sind Erkrankungen, bei denen es keinen Weg zurück gibt. Aber vor 30 Jahren war zum Beispiel Demenz noch überhaupt keine Diagnose. Da hat man noch gesagt: "Oma ist jetzt eben alt". Heute weiß man, es lässt sich nicht heilen, aber das Leben lässt sich besser gestalten. Wenn ich es schaffe, mit dem Podcast für Verständnis zu werben und vor allen Dingen Angehörigen ein paar Fragen zu beantworten, die sie im Gespräch mit Ärztinnen und Ärzten nicht stellen würden, freut mich das ungemein.

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