28.09.2024 von SWYRL/Marko Schlichting
Es war eine Überraschung, als Boxweltmeisterin Regina Halmich ankündigte, noch einmal gegen Stefan Raab zu kämpfen. Das Ergebnis: Sie hatte Erfolg, ein paar Blessuren, Gerüchten zufolge eine gute Gage - und ganz viel Spaß. Im "Kölner Treff" berichtete sie aber auch von ungeahnten Auswirkungen.
lSie ist Boxweltmeisterin, Legende und dreifache Stefan-Raab-Bezwingerin. Sie hat in ihrem Leben alles erreicht, was man sich nur wünschen kann. Am Freitagabend war sie Gast in der WDR-Talkshow "Kölner Treff": Regina Halmich. Und sie sei ein wenig erleichtert, wie sie in der Gesprächsrunde von Susan Link und Micky Beisenherz einräumte: "Ich muss sagen, das war schon eine Herausforderung. Auch das ganze Drumherum um dieses Event. Und ich bin jetzt auch froh, dass es wieder vorbei ist", so Halmich.
Ganze 17 Jahre hatte sie nicht mehr geboxt, als sie vor wenigen Wochen bei RTL gegen Stefan Raab angetreten war. Schwergefallen sei ihr das nicht. "Mir hat nichts wehgetan, zumindest an dem Abend nicht", sagte Regina Halmich lachend. Aber die Vorbereitung auf den Kampf sei hart gewesen. "Dieser Showkampf hatte auch etwas Gutes, nämlich, dass ich wieder mit meinem alten Trainer Thorsten Schmitz, mit dem ich mich auch auf die echten Weltmeisterschaften vorbereitet habe, zusammengekommen bin." Er habe sie zunächst für verrückt gehalten, erzählte Halmich. "Als ich den angerufen habe, und meinte: 'Du, Trainer, wir haben da noch was vor', hat er gesagt: 'Regina, du weißt schon, wie alt du bist und wie lange du nicht mehr geboxt hast.'"
Dann haben sich die beiden zu einem Training getroffen, und ihr Coach sei überzeugt gewesen. "Ich habe dann vier Tage die Woche bei ihm trainiert, und das war eine schöne Zeit, und die möchte ich nicht missen." Sie musste vieles wieder neu lernen. Ihr habe die Kondition gefehlt, erzählte sie in der Talkshow, aber sie habe sich schnell wieder in ihren Sport hineingefunden. "Wenn man Talent hat, kommt das ganz schnell wieder. Und wenn jemand kein Talent hat, dann kommt es eben auch nicht gleich." Ohne ihn explizit zu nennen, war klar, wen sie meinte ...
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Halmich über Raab: "Er kann nicht boxen. Das ist das große Glück"
Halmich hat in ihrer Laufbahn 56 Kämpfe gehabt. Nur einen einzigen hat sie verloren. Sie war die Boxerkönigin. "Boxerisch habe ich mir auch keine Sorgen gemacht. Das Einzige, was wirklich nicht unterschätzt werden darf, ist der Gewichtsunterschied", betonte sie. "Ich habe 51 Kilo, Stefan hatte 85 Kilo, und da muss man einfach aufpassen. Boxen ist ein Körperkontakt-Sport, und auch wenn es ein Showkampf ist, kann es immer mal passieren, dass man eine abkriegt. Und ich habe in dem gesamten Kampf von sechs Runden drei Treffer bekommen, Stefan hat sich wahnsinnig gefreut, dass er zwei Flecken im Gesicht hatte. Naja, ist halt so, sowas passiert", lachte Regina Halmich stolz.
Sportlich hatte sie wenig Probleme mit Stefan Raab: "Das ist einfach so: Er kann nicht boxen. Das ist das große Glück. Aber wenn ich jetzt mit einem echten Profi boxen würde, da merkt man schon fünf Kilo Unterschied."
Was auf sie zukommen würde, habe sie aber nicht gewusst. Vor dem Kampf hatte sie Stefan Raab nicht gesehen. "Ich habe ihn erst gesehen, als er eingeschwebt ist wie das siebte Weltwunder. Dann wurde er zwei Stunden lang zelebriert. Er hatte trainiert, aber das war kein Boxtraining. Er wollte gut in Shape sein, er wollte Muskulatur aufbauen, er hat Fett verloren. Er wollte sich nicht blamieren. Und die Show war genial: 51 Prozent Marktanteil, wann schafft man das noch im Fernsehen?"
"Zu Weihnachten gab es dann Boxhandschuhe"
Ihren ersten Boxkampf hatte sie vor knapp 30 Jahren, 1995. Vor 17 Jahren hörte sie mit dem Leistungsboxen auf. Das Training damals muss wahnsinnig hart gewesen sein. In einem Interview hatte Regina Halmich das mal beschrieben, auf ihre Art: "Wenn der Normalbürger kotzt, fangen wir an mit dem Training." Das Schwierigste sei immer gewesen, mit den Schmerzen beim Kampf umzugehen. "Du weißt nie, was passiert und was auf dich zukommt. Und das ist auch die Brisanz des Boxens: Es kann alles passieren, und du musst immer optimal vorbereitet sein. Ansonsten kann es sehr schnell wehtun." Zweimal täglich habe sie trainiert, erzählte sie.
Dabei ging es bei Regina Halmich gar nicht mit dem Boxen los. Sie war Karatekämpferin und kam darüber zunächst zum Kickboxen. Ihre Eltern wussten lange nichts davon. Als ihr Vater über die neue Karriere seiner Tochter erfuhr, war er besorgt. Doch dann fanden sich ihre Eltern damit ab, dass ihre Regina in Zukunft härter zur Sache gehen würde. "Zu Weihnachten gab es dann Boxhandschuhe", erinnerte sie sich im "Kölner Treff".
Als sie mit dem Sport begann, war Frauenboxen noch nicht alltäglich. "Aber es war meine Gabe, mein Talent"." Sie habe sich nie von ihrem einmal eingeschlagenen Weg abbringen lassen, erzählte sie. "Wenn ich auf mein Umfeld gehört hätte, dann hätte ich nie angefangen zu boxen. Dann hätte ich einen anderen Beruf erlernt. Aber ich konnte mit der Unterstützung meiner Eltern meiner Leidenschaft folgen. Und da ist auch das, was ich ganz wichtig finde im Leben: Das man das Talent, das man hat, auch ausleben darf. Und für mich gibt es kein Nein, nur weil ich eine Frau bin", sagte Halmich stolz.
Regina Halmich hat viel für den Frauen-Boxsport getan. Darum hat sie es auch in die Boxing Hall of Fame geschafft. "Heute merken die Leute in meinem Umfeld erst, was ich damals erreicht habe und was ich aushalten musste", sagte Halmich: "Es war eine extrem schwierige Zeit. Aber ich glaube, dass schwierige Zeiten uns auch zu dem machen, was wir sind. Und wenn man durch das Schwierige durch ist, weiß man, das, was toll ist, auch wertzuschätzen."
Heute boxt Regina Halmich nicht mehr. Fast. Denn sie hat sich vorgenommen, wieder einmal die Woche zu trainieren. "Das war jetzt noch einmal, das ich gesagt habe, wir machen nochmal diesen Showfight. Aber das soll es jetzt wirklich auch gewesen sein."