ZDF-Talk "Markus Lanz"

Provokanter Tempolimit-Vorschlag bei "Lanz": "FDP-Mitglieder haben eh genug Geld ..."

27.05.2022 von SWYRL/Christopher Schmitt

Die FDP spricht sich gemeinhin gegen ein Tempolimit aus, dies gilt auch für Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. "Die Zahlen liegen doch auf dem Tisch", widersprach bei "Markus Lanz" der Meteorologe Mojib Latif. Blogger und Kolumnist Sascha Lobo überraschte die Runde mit einem sarkastisch angehauchten Vorschlag.

Eigentlich war Klimaforscher und Meteorologe Mojib Latif am Donnerstag bei "Markus Lanz" zu Gast, um am Ende der Sendung sein neues Buch vorzustellen. Als die Talkrunde im ZDF, bestehend aus FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, der Journalistin Ulrike Herrmann sowie Autor Sascha Lobo, jedoch auf das Thema Tempolimit zu sprechen kam, schaltete sich Latif ein. Djir-Sarais Ausführungen zum Thema wollte er offensichtlich nicht unkommentiert stehen lassen. "Die Zahlen liegen doch auf dem Tisch", stellte Latif bezüglich eines möglichen Tempolimits klar. "Wir müssen nicht um den heißen Brei herumreden."

Das Bundesumweltamt habe genau ausgerechnet, was ein Tempolimit bringe - jeweils bei einer Begrenzung auf 100, auf 110 oder 130 Stundenkilometer auf deutschen Autobahnen. Dies könne man nicht "einfach wegwischen". Grundsätzlich fehle es laut dem Meteorologen "an der Ernsthaftigkeit der Debatte". Dann zählte er die Vorteile auf, die ein Tempolimit mit sich bringen würde.

Zum einen seien das Vorteile beim Klimaschutz, durch das Einsparen von CO2. Auch für den Verkehr sei eine Geschwindigkeitsbegrenzung förderlich, "weil es Staus verhindert oder Staus reduziert". Drittens sorge ein Tempolimit für weniger Unfälle - was Bijan Djir-Sarai verneinte. Der Meteorolge beharrte: Jedes verhinderte Todesopfer sei jemand, "für den ist es wert, ein Tempolimit einzuführen".

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Viele Möglichkeiten "sich selbst zu entlasten"

Der vierte Punkt ärgere ihn jedoch am allermeisten. Der Klimaforscher betonte die Bedeutung der sozialen Frage und erklärte, es werde viel über Entlastungspakete debattiert. "Aber wir diskutieren nie darüber, was es eigentlich finanziell jetzt bringt, wenn man nur einen Liter auf 100 Kilometern weniger verbraucht", sagte Latif - und lieferte den Service gleich mit: "Ich hab's mal ausgerechnet."

Sein Rechenbeispiel: Wenn eine Pendlerin oder ein Pendler 20.000 Kilometer pro Jahr fahre, bei einem Benzinpreis pro Liter von zwei Euro, könne er bei 100 Stundenkilometern 400 Euro im Jahr sparen. "Diese Diskussion höre ich nie." Dabei gebe es "viele Möglichkeiten, die jeder Einzelne auch tun kann, um sich selbst zu entlasten".

Stattdessen - wie zuvor in der Sendung - über das Fotografieren von Essen und Verkehrsschilder zu reden, sei "einfach unseriös in gewisser Weise und wird einfach der Herausforderung, vor der wir stehen, überhaupt nicht gerecht". Latifs Hauptaugenmerk lag allerdings nicht auf dem Einzelnen, sondern auf der Politik: "Wir reden immer über die Energiewende, wir brauchen auch eine Verkehrswende."

Die Mehrheit der Deutschen ist für ein Tempolimit

Auch stellte Mojib Latif einen Zusammenhang zwischen Tempolimit und Elektroautos her. "Wenn Sie auf der Autobahn nur 100 fahren, haben Sie einen Riesengewinn an Reichweite", erläuterte der Forscher im Hinblick auf die Ladefähigkeit der E-Auto-Batterien. Der Strom zum Aufladen müsse schließlich auch erzeugt werden, ergänzte er.

Eine provokante Idee brachte in dem Zusammenhang der Blogger und "Spiegel"-Kolumnist Sascha Lobo auf: ein Tempolimit, das nur für Autos mit Verbrennungsmotor gilt. "Die FDP-Mitglieder haben eh genug Geld, um sich morgen einen Elektro-Porsche zu kaufen, die sind also überhaupt nicht betroffen", argumentierte Lobo sarkastisch. "Ausleben" könne das Tempolimit dann der Rest der Bevölkerung. In der Mehrheit seien die Menschen in Deutschland im Übrigen für eine Geschwindigkeitsbegrenzung, wie Journalistin Ulrike Herrmann bereits zuvor betont hatte.

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