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Paul Simon und sein Traum von den sieben Psalmen: Das sind die Musik-Highlights der Woche

19.05.2023 von SWYRL/John Fasnaugh

Kesha, Fatoni und Paul Simon, der vor vier Jahren einen seltsamen Traum hatte und darauf aufbauend ein ganzes Album fabrizierte: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

Gesegnet der, der so träumt: Vor vier Jahren wurde Songwriter-Legende Paul Simon in der Nacht mehrmals wach. Was ihm den Schlaf raubte? Die Idee zu einem neuen Album, das von Traum zu Traum mehr Form annahm. Das Ergebnis dieses Prozesses nennt er "Seven Psalms". Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Kesha und Fatoni.

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Paul Simon - Seven Psalms

"Ein neues Album, aber ..." - Wenn Paul Simon, einer der größten Songwriter des 20. Jahrhunderts, seine nächste Platte aufnimmt, ist das immer ein Ereignis. Mit der Ankündigung von "Seven Psalms" war allerdings schon klar, dass das hier kein neues "Graceland" werden würde. Ein Konzeptalbum mit spirituellem Unterbau, die Idee dazu sei ihm im Schlaf gekommen. Nun kann man das Ergebnis endlich hören. "Seven Psalms" ist das erste neue Album des 81-Jährigen seit "In The Blue Light" (2018, mit neu interpretierten Klassikern) und das erste mit neuem Material seit "Stranger To Stranger" (2016).

Im Januar 2019 habe ihm eine Stimme im Traum zugeflüstert: "Du arbeitest an einem Stück, das 'Seven Psalms' heißt." Diese nächtliche Eingebung sei so intensiv gewesen, erklärt Paul Simon in einem YouTube-Video, dass er direkt aufgestanden sei, um mit der Arbeit zu beginnen. Weitere schlaflose Nächte, mehr seltsame Träume, immer neue Notizen. Stück für Stück setzte Paul Simon dann all das zusammen, was ihm da auf so mysteriöse Weise zugeflogen war. Gut vier Jahre später ist daraus nun ein Album von 33 Minuten geworden.

33 Minuten, bestehend aus sieben Sequenzen und trotzdem zusammengefasst in einem einzigen Track: "Seven Psalms" sei eine "Reise", auf der Paul Simon seinen jüdischen Glauben mit sich selbst verhandle, und wenn, dann solle man dieses Album als Ganzes hören. Er singt vom "Lord" ("Herr"), von Liebe und von Vergebung. Auch vom Ende. Im Hintergrund hört man Klangschalen, Chöre, Akustikgitarren, nichts Elektronisches. Da geht es nicht um Hits, auch nicht unbedingt um schöne Melodien, sondern um sehr viel größere Dinge. Er mag es nicht so geplant haben, aber letztlich hat Paul Simon hier wohl doch eines der persönlichsten Alben seiner Karriere aufgenommen.

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Kesha - Gag Order

"Happy" heißt der letzte Song, eine hochemotionale Schlussnote. Aber von echtem Glück oder von Freude kann keine Rede sein. Die amerikanische Sängerin und Songwriterin Kesha, die bis vor wenigen Jahren noch mit Trallala-Songs nach Bauart ihres Nummer-eins-Hits "Tik Tok" für Stimmung sorgte, hat als Privatperson viel durchgemacht und als Künstlerin einen extremen Wandel hinter sich. Sie litt unter Bulimie und stritt vor Gericht mit ihrem ehemaligen Produzenten. Die Musik wurde zeitgleich sehr viel ernster und schwermütiger. Wo die 36-Jährige heute steht, hört man auf ihrem fünften Langspieler "Gag Order".

Ist Kesha seelisch wieder auf dem Weg der Besserung? Eher nicht. Auf dem sehr befremdlichen Cover sieht man die US-Musikerin, ihr Kopf ist eingewickelt in eine Plastiktüte. Kesha singt von Selbstzweifeln, Weltflucht, Depressionen, emotionaler Ausbeutung, der Suche nach Wahrhaftigkeit und vom Tod. Inhaltliche Lichtblicke gibt es nur selten, konventionelle Pop-Titel noch seltener. "Gag Order", aufgenommen mit Produzenten-Legende Rick Rubin, ist geprägt von düsteren Ambient-Stücken mit dröhnenden Synthesizern und relativ sperrigen Elektro-Tracks. 13 Titel insgesamt, minimalistisch und schwer zu verdauen, aber auch unheimlich intim.

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Fatoni - Wunderbare Welt

Die Welt sei "wunderbar", na also! Oder ist das doch nur eine Finte und am Ende genau umgekehrt gemeint? Nein. Fatoni hat große Fragen an das Leben, grundsätzliche und existenzielle Fragen, und er weiß inzwischen, dass er auf manche davon nie eine Antwort erhalten wird. Er gibt auf "Wunderbare Welt" trotzdem seinen Senf dazu, mit feinen Reimen und dem ihm eigenen spitzbübischen Witz. Charmant, smart und wortgewandt: Der 39-Jährige Münchener liefert ordentlich ab, mal wieder. Unter anderem arbeitete er für die neue Platte mit Musikgrößen wie Danger Dan, Max Herre und Deichkind; auch ein Kollabo-Track mit Tristan Brusch ("Du wartest") ist dabei.

Corona, Krieg und einmal in jedem Quartal der nervige Zahnarztbesuch: Fatoni legt inhaltlich weite Wege zurück und zeigt dabei deutlich an, wo überall der Schuh drückt. Lösungen hat er nicht und retten kann er mit dieser Musik auch niemanden, aber eine gewisse Leichtigkeit und "Euphorie" will er sich trotzdem nicht nehmen lassen. "Wunderbare Welt", der Nachfolger zu seinem letzten Soloalbum "Andorra" (2019), sei eine Mischung aus "Drama, Komödie und Roadmovie", heißt es im Pressetext. Und die funktioniert. Für Hipster und Bessergebildete, aber auch für all diejenigen, die einfach nur keine Lust haben auf Deutschrap-Proleten und Babo-Gehabe. Tipp: Auch die aktuellen Musikvideos, die voller popkultureller Querverweise stecken, sind äußerst sehenswert.

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