"Oktoberfest 1900"
Mit der Eventserie "Oktoberfest 1900" wagt das Erste ab Dienstag, 15. September, 20.15 Uhr, einen Rückblick auf die Vergangenheit der Wiesn um die Jahrhundertwende. Aber wie war das größte Volksfest der Welt damals eigentlich? Gehen die Rollen auf reale Vorbilder zurück? Und wie reagierten die heutigen Wiesnwirte auf die Serie? Unsere Galerie sorgt für Aufklärung.
© BR/Zeitsprung Pictures GmbH/Dusan Martincek"Oktoberfest 1900"
Ein Franke bläst zur Revolution auf dem Münchner Oktoberfest: Der Nürnberger Großgastronom Georg Lang, das historische Vorbild für die Serienfigur Curt Prank (Mišel Matičević), sorgte 1898 für eine Revolution auf der Wiesn. Nachdem sich Lang über Strohmänner fünf Budenplätze gesichert hatte, errichtete er eine "Bierburg" für 6.000 Menschen.
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Damit legte Georg Lang den Grundstein für das Massen-Event Oktoberfest, wie man es heute kennt. Die Bierbuden, die bis dahin nicht mehr als 50 Gäste beherbergen konnten, hatten fortan einen schweren Stand. Das Foto zeigt das Festzelt Georg Lang der Augustinerbrauerei im Jahre 1907. Lang war zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre tot.
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Auch musikalisch hinterließ Georg Lang, die Inspiration für die Serienfigur Curt Prank (Mišel Matičević), seine Spuren beim Oktoberfest. Er etablierte das Lied "Ein Prosit der Gemütlichkeit", das bis heute als Bierhymne auf dem Oktoberfest zelebriert wird. Außerdem war Lang der erste Wiesnwirt mit einer eigenen Kapelle: die "Original Oberlandlern".
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Das historische Oktoberfest wurde auf dem Areal eines alten Güterbahnhofes in Prag nachgebaut - samt eines "skurrilen Kabinetts der Außergewöhnlichkeiten", wie Hauptdarstellerin Martina Gedeck schwärmt. Die Umrisse von München wurden später digital eingefügt. Auch eine leerstehende Brauerei befand sich nahe des Bahnhofs - ein Glücksfall für die Produzenten.
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Biermadln wurden auf dem Oktoberfest von einst von den Wirten nicht bezahlt und lebten ausschließlich vom Trinkgeld. Dementsprechend hart traf die Kellnerinnen die Bierpreiserhöhung um die Jahrhundertwende. "Dann kam es zu den Streiks der Biermadln", wie die Darstellerin Brigitte Hobmeier zu berichten wusste.
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Nachdem das Biermadl Coletta Möritz um die Jahrhundertwende für den Maler Friedrich August von Kaulbach Modell stand, kannte sie plötzlich ganz München. "Sie wurde gewissermaßen das erste bayrische Pin-up-Girl", beschrieb Produzent Alexis von Wittgenstein. Die Serienmacher nahmen die Geschichte von Möritz, auch bekannt als "Schützen-Lisl", als Inspiration für Colina Kandl (Brigitte Hobmeier).
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Nur vom Trinkgeld alleine konnten viele Kellnerinnen auf dem Oktoberfest ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. "Wenn ein Groschen mehr dazugelegt worden ist, ist man in den Schuppen gegangen und hat den Herren noch mit anderen Sachen bedient", erklärte Brigitte Hobmeier mit Blick auf das "halbprostituierte Milieu".
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Roman Hoflinger (Klaus Steinbacher) führt in "Oktoberfest 1900" mit seiner Familie die Traditionsbrauerei Deibel Bräu, die ums Überleben kämpft. "Im Jahre 1900 hatte München noch 180 Brauereien, zehn Jahre später waren es noch 15. Es war eine dramatische Zeit", blickt Regisseur Hannu Salonen zurück.
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Anatol Stifter (Maximilian Brückner) setzt sich in der Serie als Mitglied des Bierkartells dafür ein, dass die Münchner unter sich bleiben. "Wir haben alles, was damals politisch oder im Kunstbereich Münchens interessant war oder die Großfamilien, das Magistrat und das liberal-republikanische Dasein anging, recherchiert und daraus unsere Geschichte entwickelt", so Drehbuchautor Ronny Schalk.
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Beim Dreh von "Oktoberfest 1900" ging es laut Brigitte Hobmeier zünftig zu: "Wir waren zu Hunderten in den Zelten drinnen, haben geschwitzt und getanzt und gesungen." Schon bei einem Settermin im August 2019 hatte Regisseur Hannu Salonen seine Ambitionen wie folgt ausgedrückt: "Der Film muss nach etwas schmecken, nach etwas riechen, man muss das Derbe spüren."
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Frauen hatten um 1900 Männern zu gehorchen. Taten sie dies nicht, war Gewalt an der Tagesordnung - bestärkt durch den immensen Bierkonsum. "Was das an Gier, Brutalität und Gewalt ausgelöst hat, ist irre, glaube ich", so die Einschätzung von Brigitte Hobmeier. Dann sei es auch egal gewesen, wenn eine Frau vergewaltigt wurde, so die 44-Jährige.
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Neben der tschechischen Hauptstadt Prag wurde "Oktoberfest 1900" auch in mehreren tschechischen Dörfern gedreht. Als Kulisse für die Wirtsstube des Deibel-Bräu diente dagegen eine alte Gaststätte in Deutenhausen bei München, wo bereits für die "Eberhofer"-Krimis gedreht wurde.
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"Kannibalen der Südsee", "Mohren aus Feuerland", "Hotten-totten": Auf sogenannten Völkerschauen wurden auf dem Oktoberfest über viele Jahrzehnte Menschen aus exotischen Ländern und Völkern vorgeführt. Oft kamen sie aus deutschen Kolonialgebieten - wie auch die samoanischen "Kannibalen" in "Oktoberfest 1900".
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Besonders umtriebig vermarktete Carl Gabriel die "Menschenzoos" - unter anderem mit der Schaubude zur Völkerschau "Tripolis". Der Drehbuchautor von "Oktoberfest 1900", Ronny Schalk, befand im ARD-Interview: "Auffällig ist, dass diese Dinge gerade zu Beginn der Moderne so gefragt waren - ein Ausdruck von kolonialistischer Überlegenheit, aber auch Entfremdung."
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Die ersten Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest gab es schon 1818: ein Karussell und zwei Schaukeln. Die Aufnahme stammt von 1910. Neben einem Schießstand und einem kleinen Riesenrad ist im Hintergrund auch der Toboggan zu sehen - eine Turmrutschbahn, die bis heute ihren Platz auf dem Oktoberfest hat. Übrigens: Heute gibt es jedes Jahr etwa 100 Fahrgeschäfte auf der Wiesn.
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Eine wesentliche Rolle in "Oktoberfest 1900" spielt der Bierkrieg, den Curt Prank (Mišel Matičević) gegen die alteingesessenen Münchner Brauer führt - samt Intrigen und ohne moralischen Skrupel. Bei den heutigen Wiesnwirten führte diese Darstellung zu heftigem Protest. Christian Schottenhamel prangerte gegenüber der "Bild" "rufschädigendes" Verhalten an.
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Von Franziska von Reventlow über Thomas Mann bis Rainer Maria Rilke: Im Künstlermilieu Schwabings wurden um die Jahrhundertwende gesellschaftliche und sexuelle Konventionen hinterfragt - samt rauschenden Partys mit Alkohol und Drogen. In "Oktoberfest 1900" verdreht der Maler Gustav Fierment (Vladimir Burlakov) dem Brauersohn Ludwig Hoflinger (Markus Krojer) ordentlich den Kopf.
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