Chaos der Gefühle
Horst Lichter fand das in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" präsentierte Schmuckdöschen einfach nur "schnuckelig!" Wohl ahnte er schon den geringen Wert der massenhaft produzierten Ware. Dennoch war das Objekt eine Herzensangelegenheit und versprühte einen Hauch von Romantik im Händlerraum.
© ZDFSchmuckdose
Das Kästchen hatte das Verkäuferpaar Birgit und Ralf Kramps aus Kamen von einer Antiquitätenhändlerin aus England erworben. "Ich habe mich wegen des Pariser Eiffelturms in das Deko-Objekt verliebt", schwärmte die Verkäuferin und erinnerte sich an den geringen Preis, den sie damals für das süße Döschen bezahlt hatte: 5 DM!
© ZDFTouristenware
"Das war sicherlich kein Fehlkauf", schmunzelte Horst Lichter. Aber worum handelte es sich bei dem Objekt überhaupt? Laut Expertin Wendela Horz hatte man es mit einem Souvenir zu tun, das einst in hoher Stückzahl hergestellt wurde. Massenware also - und nichts wert?
© ZDFWeltausstellung von 1900
Immerhin stammte das Objekt von 1900, wenngleich der Zustand zu wünschen ließe. "Aber die Geschichte drumherum ist einfach wunderbar", setzte Expertin Horz zur Erklärung an. Das Stück wurde zur Weltausstellung von 1900 mit den damaligen Pariser Wahrzeichen angefertigt: Eiffelturm und das Elektrizitätswerk. "Das war eine faszinierende Zeit", schwärmte die Expertin.
© ZDFVielzahl an Souvenirs
"Damals waren 50 Millionen Besucher bei der Ausstellung. Das war ein wahrer Publikumsmagnet - und dafür gab es natürlich auch eine Vielzahl an Souvenirs", berichtete Horz weiter. Das verwendete Material war demnach nicht gerade hochwertig: facettiertes Glas, vergoldetes Zinkblech und ein verschlissenes Kissen innen.
© ZDFAbsolute Obergrenze
"Diese Souvenirdosen werden schon gesammelt, aber der Zustand ist wirklich schlecht. 50 Euro ist die absolute Obergrenze", dämpfte Expertin Horz die Erwartungen. Die Verkäufer hofften indes, dass die Händler zumindest einen ideellen Wert in dem Objekt sehen würden. Doch mit dem folgenden Schauspiel hätten sie nie gerechnet.
© ZDFHeiratsantrag in Paris?
"Oho!", strahlte Lisa Nüdling schon als sie die Decke über dem Objekt lüftete: "Ein Kästchen mit dem Eiffelturm. Wie süß!" Das französische Schmuckdöschen entfachte bei der Händlerin sofort romantische Vorstellungen von einem Heiratsantrag in Paris. "Und in dieser Dose ist der Ring! Oh Gott! Das wär's doch", strahlte Nüdling.
© ZDFKein Happy End für Lisa?
Fabian Kahl wollte wissen, ob der Antrag der Verkäufer genauso stattgefunden hatte, wurde aber wie Lisa Nüdling enttäuscht. Dennoch startete er mit 15 Euro, die von Nüdling jedoch sogleich überboten wurden. Mit 60 Euro fühlte sich die Händlerin schon siegessicher, wurde dann aber von Steve Mandel herausgefordert.
© ZDF"Ach Mensch, Steve!"
Händler Mandel gab an, viele französische Kunden im Grenzraum Monschau zu haben und trieb den Preis für das Souvenir-Schächtelchen bis auf 100 Euro hoch. Da musste selbst Lisa Nüdling schweren Herzens kapitulieren. "Ach Mensch, Steve, jetzt bin ich echt ein bisschen ...", bekundete die ihrer romantischen Vorstellung beraubte Händlerin ihren Unmut und wurde aber sogleich von Mandel unterbrochen.
© ZDFDoch ein Selbstläufer!
"Das ist Touristenware und passt zu einem touristischen Ort, der international besucht wird. Ist doch super!", erklärte er seine Entscheidung zum Kauf knallhart. Auch seine Händlerkollegen waren etwas überrascht über das forsche Gebot. Die Verkäufer freuten sich indes über ihren unerwarteten "Selbstläufer!"
© ZDFÖlgemälde
Ebenfalls ein neuer Besitzer wurde für ein Ölgemälde des Berliner Künstlers Carl Kenzler gefunden. Fabian Kahl bezahlte 850 Euro für das Bild aus dem Zeitraum 1920 bis 1930. Experte Albert Maier hatte den Wert des Objektes auf 800 bis 1.000 Euro geschätzt.
© ZDFSt. Sava-Orden
Der Verdienstorden von 1883 aus emailliertem Silber war im tadellosen Zustand. Experte Detlev Kümmel taxierte den Wert auf 300 bis 350 Euro. Händler Steve Mandel bezahlte 260 Euro dafür.
© ZDFCollier
Ein Collier aus 750er Gold mit den sogenannten "Königssteinen" Diamanten, Rubinen, Saphiren und Smaragden war laut Expertin Wendela Horz 800 bis 900 Euro wert. Händlerin Lisa Nüdling bezahlte für das Stück aus den 1980er-Jahren am Ende 750 Euro.
© ZDFKeine Händlerkarte!
Die etwas "skurrile und groteske" Porzellanfigur "Till Eulenspiegel" wurde 1929 von Rosenthal gefertigt - ohne großen Erfolg. Die Darstellung war damals alles andere als ein Verkaufsschlager. Albert Maier schätzte den Preis deshalb nur auf 250 bis 300 Euro. Das war dem Verkäufer zu wenig. Er wollte 500 Euro und nahm die Figur kurzerhand wieder mit.
© ZDFDesignerstuhl
Für einen 1960er-Designerstuhl aus Dänemark des Herstellers A.J. Iversen setzte Experte Kümmel einen hohen Preis an: zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Am Ende zahlte Händler Julian Schmitz-Avila 1500 Euro.
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