12.11.2025 von SWYRL
Er ist nicht nur einer der bedeutendsten Rockmusiker, sondern auch einer der fleißigsten: Im Laufe seiner Karriere hat Neil Young fast 50 Studioalben veröffentlicht. Anlässlich seines 80. Geburtstags am 12. November zeigen wir, welche Alben des Kanadiers Sie kennen müssen.
Er ist eine der bedeutendsten Figuren der Rockmusikgeschichte, ist sowohl als Folk-Songwriter als auch als Rock-Gitarrist eine Legende und zudem einer der engagiertesten Musiker der letzten 50 Jahre: Neil Young. Das Schaffen des Kanadiers, der am 12. November seinen 80. Geburtstag feiert, zu überblicken, kann schwerfallen. Wir helfen beim Einstieg in seine umfangreiche Diskografie.
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Songs für die Ewigkeit: Das Folk-Rock-Frühwerk
Auf seinem zweiten Album "Everybody Knows This Is Nowhere" (1969) versammelte Young zum ersten Mal seine legendäre Begleitband Crazy Horse um sich. Gleich der Opener "Cinnamon Girl" präsentiert kraftvoll-kantigen Riffrock, die epischen Titel "Cowgirl In The Sand" und "Down By The River" offenbaren Youngs Können als Gitarrist, der mit scheinbar endlosen Soli aufputschmittelgleiche Ekstase verbreitet. Nicht umsonst ist "Down By The River" bis heute ein Live-Favorit seiner Fans.
Nur ein Jahr später veröffentlichte er mit "After The Gold Rush" (1970) eine Art Gegenpart: Schwärmerischer und melodieseliger als im Titeltrack und im Song "Only Love Can Break Your Heart" war Youngs Folk und Countryrock danach nie mehr. Die Kombination aus Klavier, akustischer Gitarre und Youngs brüchiger Stimme auf seinem dritten Album zeigt die zeitlose Kunst des Kanadiers und beweist, warum Neil Young auch als einer der größten Songwriter gelten darf. Für viele Kritiker gilt es als sein bestes Werk - neben seinem erfolgreichsten: "Harvest" (1972).
Mit "Harvest" "vergoldete" Young seinen Folkrock-Sound: Zum einen mit einer warm schimmernden, teils gar opulenten Produktion, die im Einsatz des London Symphony Orchestra ("A Man Needs A Maid") gipfelte. Zum anderen natürlich mit seinem Überhit "Heart Of Gold". Vor allem dank dieser Hits wurde "Harvest" zu Neil Youngs bis heute meistverkauftem Album. Das Werk machte den Musiker endgültig zum Superstar - obwohl (oder gerade weil) er nie einer sein wollte.
Düster, rau und laut: Neil Young wird zur Rock-Ikone
Düster, wütend, ehrlich: Die Songs auf "Tonight's The Night" (1975) entstanden unter dem Eindruck des Drogentods von Roadie Bruce Berry und Crazy-Horse-Gitarrist Danny Whitten. Young taumelt durch Trauer, Zynismus und Hoffnungslosigkeit - begleitet von einer Band, die klingt, als würde sie auf dem letzten Tropfen Bourbon spielen. Kein leichtes Album, aber eines der bewegendsten der 70er-Jahre.
Auf "Rust Never Sleeps" (1979), das die musikalischen Welten Youngs wie kein anderes zusammenbringt, treffen akustische Songs wie "Thrasher" auf die brachiale Energie von "Hey Hey, My My (Into The Black)". Hier legte Young den Grundstein für den Sound der 90er-Jahre - Kurt Cobain zitierte die Textzeile "It's better to burn out than to fade away" nicht umsonst in seinem Abschiedsbrief. Zeitlos und laut.
Etwas schwieriger gestalten sich die 80er-Jahre. Positiv formuliert könnte man sagen, dass Neil Young damals eine Experimentierfreude antrieb, die zu "interessanten" Ergebnissen ("Trans") führte. Mit "Freedom" (1989) und der Leadsingle "Rockin' in The Free World" kehrte er spektakulär zurück - politisch wütend und musikalisch relevant wie lange nicht. Das Album vereint viele seiner Stärken: akustische Balladen, Gitarrenbretter und gesellschaftskritische Texte. Eine künstlerische Wiedergeburt, die ihn direkt in die 90-er katapultierte.
Auf "Ragged Glory" (1990) durften dann auch Crazy Horse wieder ungehemmt mit- und aufspielen, Songs wie "Over And Over" und "Love To Burn" sind wie ein Gruß aus der Garage: rau, lang, laut. Noch mehr als der Vorgänger "Freedom" stellt das Album für Young eine Rückbesinnung auf den rohen Gitarrenrock seiner Frühwerke dar. Zudem ist es eine der besten Grunge-Platten - noch bevor es das Genre gab. Kein Wunder, dass Young als "Godfather of Grunge" verehrt wurde.
Highlights aus dem Spätwerk
Welche Young-Alben der letzten 25 Jahre wirklich essenziell sind, darüber lässt sich sicher trefflich streiten: Auch "Greendale" (2003) entzweite seine Fangemeinde. Das Konzeptalbum mit Öko-Botschaft und kleinstädtischem Drama ist fast ein Hörspiel mit Gitarrenbegleitung. Das Album ist sperrig und ungewöhnlich, wer sich dennoch auf das fast 80-minütige Epos einlässt, wird mit einem der kreativsten Spätwerke Youngs belohnt, das weit über den Tellerrand hinausblickt.
"Psychedelic Pill" (2012) ist vielleicht das entspannteste Spätwerk von Neil Young: Im Opener "Driftin' Back" lassen er und Crazy Horse sich 27 Minuten Zeit, zwei weitere der insgesamt neun Songs knacken ebenfalls die Viertelstundenmarke. Weder beherrschen unkontrollierte Rückkopplungs-Orgien noch fragil-akustischen Unplugged-Szenarien das Sound-Konzept. Gleichmut und der Blick zurück, das ist hier die Maxime - und die funktioniert auf "Psychedelic Pill" hervorragend.
Young war seiner Zeit schon immer ein Stück voraus. In "After The Gold Rush" sang er die prophetischen Zeilen: "Look at Mother Nature on the run / In the 1970s". Und auch fast 50 Jahre später war seine Wut ungebrochen: Auf "Colorado" (2019) wettert er gegen Umweltzerstörung und politische Apathie - begleitet von einem geerdeten, kraftvollen Sound, der an die 70-er erinnert. Es ist ein spätes Alterswerk, das einen immer noch unbequemen und engagierten Musiker zeigt.
Vor Neil Young war Buffalo Springfield
Und das war noch nicht alles: Zu den fast 50 Studioalben, die Neil Young inzwischen als Solokünstler oder mit wechselnden Begleitbands aufgenommen hat, kommen noch weitere Werke hinzu, an denen er als Teil berühmter Bands mitwirkte. Zwei davon sollte man unbedingt kennen.
Buffalo Springfield existierten nur kurz, doch die Band war der Startschuss für viele Karrieren (Stephen Stills, Richie Furay) - und eine Keimzelle für Youngs unverwechselbaren Stil. Auf ihrem zweiten Album "Buffalo Springfield Again" (1967) steuert er unter anderem das psychedelische Stück "Mr. Soul" bei, das wie ein früher Entwurf seiner späteren Rockhymnen klingt. Die Platte ist ein faszinierendes Zeitdokument zwischen Folk, Rock und Experiment - mit einem Neil Young, der sich bereits hier als kreativer Unruhestifter hervortat.
Crosby, Stills & Nash waren eigentlich nie eine richtige Band, trotzdem spielen sie auch in Neil Youngs Gesamtwerk eine Rolle, die über die eines bloßen Seitenprojekts hinausgeht. Seit ihrer Gründung glich das Trio immer eher einem Zusammenschluss von gleichberechtigten Songwritern. Eine eher lose Formation, der sich zeitweise auch Neil Young als viertes Mitglied anschloss, sodass das Projekt plötzlich Crosby, Stills, Nash & Young hieß. So auch bei dem Album "Déjà vu" (1970), für das Young unter anderem das bittersüße Lied "Helpless" beisteuerte. Das Album ist ein harmonisch aufgeladener Klassiker, der vom Zusammenspiel seiner musikalischen Alphatiere lebt.



