Katharina Wackernagel im Interview

"Mord mit Aussicht"-Comeback: "Ich kann diese Reaktion verstehen"

04.03.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Katharina Wackernagel hat sich auf ein Experiment eingelassen, das sie als bekannte Schauspielerin eigentlich nicht nötig hätte. Nach acht Jahren Pause verkörpert sie die neue Kommissarin in der wieder aufgelegten ARD-Erfolgsserie "Mord mit Aussicht". Die alte Besetzung der Krimikomödie war Kult. Kann man da nicht nur verlieren?

Das war eine Überraschung: "Mord mit Aussicht", eine der beliebtesten und quotenstärksten Serien des deutschen Fernsehens, kehrt nach acht Jahren zurück. Zur Erinnerung: Damals spielte Caroline Peters die Kölner Exil-Ermittlerin Sophie Haas, Bjarne Mädel und Meike Droste gaben die "Dorfpolizisten" in der Eifel-Gemeinde Hengasch, dem Inbegriff provinzieller Langsamkeit und ebensolchem Eigensinn. In sechs neuen Folgen "Mord mit Aussicht" (ab Dienstag, 8. März, 20.30 Uhr, Das Erste) soll nun versucht werden, die alte Magie des Kultprogrammes zwischen Landkrimi und menschlicher Porträts voller Schratigkeit wiederaufleben zu lassen. Schauspielerin Katharina Wackernagel (43, "Aenne Burda - Die Wirtschaftswunderfrau") hat sich auf das Experiment eingelassen, eine Kultserie wiederzubeleben. Aber kann das gutgehen?

teleschau: Die Urbesetzung von "Mord mit Aussicht" war extrem populär. Kann man nicht eher nur verlieren, wenn man die Rolle der Kommissarin Sophie Haas übernimmt?

Katharina Wackernagel: Ich sehe es ein bisschen entspannter. Ich spiele ja nicht Sophie Haas, sondern eine neue Figur. Eine andere Kommissarin, die nach Hengasch kommt. Dazu kommt, dass ich im deutschen Fernsehen bisher so gut wie keine Komödien gespielt habe. Insofern liegt in der Rolle für mich ziemlich viel Neues drin. Um ehrlich zu sein: Mir hat es einen Riesenspaß gemacht, in dieses Universum "Mord mit Aussicht" einzutauchen.

teleschau: Wie haben sie sich vorbereitet?

Katharina Wackernagel: Ich habe mir alle Serienfolgen und den Film angeschaut. Sozusagen "durchgebingt", was eine reine Freude war. Es ist eine Serie mit extrem gut gezeichneten, sympathischen Figuren. Da schaut man auch als Schauspielerin gerne zu. Während der Dreharbeiten ging es mir eher so, als könnten Caroline Peters und Bjarne Mädel jederzeit vorbeikommen und in die Szene einsteigen. Es hat sich alles richtig angefühlt. Nur dass ich plötzlich im selben "Bild" saß, das ich mir kurz zuvor über eine lange Strecke selbst im Fernsehen angeschaut hatte.

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"Die alte Magie wiederentdecken"

teleschau: Rechnen Sie mit der typischen Reaktion von Fans, die eine Neubesetzung ihrer Lieblingsserie emotional komplett ablehnen?

Katharina Wackernagel: Damit rechne ich schon - und ich kann diese Reaktion auch verstehen. Fans einer Serie wollen immer, dass diese geliebte Welt so bleibt, wie sie ist. Was in diesem Fall gut gelungen ist: Auch die Autoren haben gewechselt. Wir spielen Geschichten, die sich mit Johannes Rotter ein anderer Mensch ausgedacht hat. Er hat es geschafft, den "Kosmos" Hengasch zu erhalten und mit neuen Figuren zu beleben.

teleschau: Sie haben die alten Folgen gesehen - und nun die neuen beim Drehen erlebt. Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen "Mord mit Aussicht"?

Katharina Wackernagel: Ich finde, die neuen Folgen experimentieren mehr mit dem altbekannten Setting. Doch alle sechs neuen Folgen sind sehr unterschiedlich. Jeder, der Lust hat, sich darauf einzulassen, kann in den neuen Folgen auch die alte Magie wiederentdecken. Wir haben nichts drübergestülpt, das dem Ganzen eine neue Farbe geben soll. Wer harter Fan der drei Hauptdarsteller war, wird wahrscheinlich etwas mehr Mühe haben, sich auf die neuen Charaktere einzulassen. Weil aber deren Konstellation zueinander recht ähnlich ist, könnte es den Fans auch etwas leichter fallen.

teleschau: Und wo findet das Experiment statt?

Katharina Wackernagel: In der Unterschiedlichkeit der einzelnen Folgen, die es so früher eher nicht gab. Nun ist beispielsweise eine Grusel-Folge dabei, wo es ein bisschen in Richtung Mystery-Drama geht. Natürlich ist alles immer sehr lustig und skurril angelegt. Doch wir versuchen schon, im altbekannten Kosmos neue Wege zu erforschen.

"Hätte man meine Lieblingsserie mit neuen Leuten besetzt ..."

teleschau: Rechnen Sie auch mit totaler Ablehnung?

Katharina Wackernagel: Solange sie friedlich bleibt, ist das für mich okay. Es wird Menschen geben, die uns Neue total ablehnen. Aber ich habe auch noch nie einen Film gedreht, der jedem gefallen hätte.

teleschau: Sie haben aber keine Angst vor den Reaktionen des Publikums ...

Katharina Wackernagel: Angst wäre ein zu großes Wort. Dass wir Gegenwind haben werden, hat sich sofort abgezeichnet, als die Fortsetzung von "Mord mit Aussicht" verkündet wurde. Ich bin nicht so aktiv bei Instagram und anderen sozialen Medien, aber mein Kollege Sebastian Schwarz ist es schon. Er erzählte mir, dass es Leute gibt, die es ätzend finden, dass die Serie mit anderen Schauspielern fortgesetzt wird. Die erste Reaktion im Netz auf die Fortsetzung war insgesamt eher kritisch.

teleschau: Hat man da überhaupt noch Lust auf das Projekt? Weil man sich ja Mühe gibt, intensiv arbeitet. Und dann wird man abgeurteilt, bevor jemand das Ergebnis gesehen haben kann ...

Katharina Wackernagel: Aber so ist es eben bei Serien, Filmreihen oder vergleichbaren Kunst-Projekten, die eine richtige Fan-Basis haben. Wäre es nicht schlimmer, wenn es den Leuten egal wäre, ob eine alte Serie mit neuen Leuten weitergedreht wird? Ich habe diese Reaktionen am Anfang als verletzend empfunden - obwohl ich damit gerechnet habe. Doch hätte man meine Lieblingsserie mit neuen Leuten besetzt, vielleicht wäre es mir gefühlsmäßig ebenso ergangen.

Befreundet mit den "alten" Darstellern

teleschau: Sie müssen aber auch Vorteile sehen, sonst hätten Sie die Rolle ja nicht übernommen!

Katharina Wackernagel: Der Vorteil ist natürlich die Qualität, der Riesenerfolg und hervorragende Ruf des alten Formats. Und im zweiten Schritt die Tatsache, dass wir Leute überraschen können, indem sie merken: Hoppla, das ist ja eigentlich ganz gut, was die da jetzt machen. Sich auf den zweiten Blick einen guten Ruf zu erspielen, hätte einen besonderen und ganz eigenen Reiz.

teleschau: Waren Sie selbst ein Fan der alten Folgen?

Katharina Wackernagel: Ich habe damals ein paar Folgen der alten Serie gesehen, sie aber nicht durchgängig verfolgt. Es gibt bei mir aber noch eine andere emotionale Verbindungen zur Serie, weil ich Caroline Peters kenne, mit der ich vor 15 Jahren den Zweiteiler "Contergan" gedreht habe. Das war ein sehr wichtiger Film für mich. Auch Bjarne (Mädel, Anm. d. Red.) kenne ich schon sehr lange, er hatte einen grandiosen Cameo-Auftritt in meinem Film "bestefreunde".

teleschau: Einige Kritiker finden ja, dass nur die ersten sechs "Mord mit Aussicht"-Folgen grandios waren. Danach gab es eine längere Produktionspause und die Serie wurde sehr viel "mainstreamiger" fortgesetzt ...

Katharina Wackernagel: Das habe ich nicht so empfunden. Ich konnte nach Folge sechs keinen Bruch oder einen Qualitätsabfall erkennen.

"Das Durchdringen des Hengasch-Kosmos"

teleschau: Der größte Unterschied zu den alten Folgen dürfte in ihrer Figur liegen. Ihre Kommissarin wirkt trockener und nicht so überdreht wie Sophie Haas. Stimmen Sie mir da zu?

Katharina Wackernagel: Vom Charakter sind sie gar nicht so unterschiedlich, finde ich. Es sind beides sehr kraftvolle Frauen: zielstrebig, ehrgeizig und auf ihre Art ein bisschen mit ihrem Beruf verheiratet. Klar, meine Figur ist ruhiger als Sophie Haas. Aber sie ist auch sehr schlau, was das Durchdringen des Hengasch-Kosmos betrifft. Sie versteht sehr schnell, was man tun muss, um dort anzukommen.

teleschau: Sie haben gesagt, dass Sie sowohl Caroline Peters als auch Bjarne Mädel gut kennen. Haben Sie gefragt, wie die beiden das finden, dass Sie jetzt ihre alte Serie übernehmen?

Katharina Wackernagel (lacht): Nein, das habe ich nicht - aber nicht aus Feigheit, sondern weil man sich wegen Corona einfach schon lange nicht mehr gesehen hat. Früher sah man viele Kolleginnen und Kollegen immer wieder mal bei Events. Ich habe mich in den letzten anderthalb Jahren ein wenig eingeigelt, muss ich zugeben. Ich bin keine, die viel "zoomt" oder sehr aktiv sämtliche Kontakte pflegt. Aber glauben Sie mir: Wenn ich die Kollegen treffe, werden wir wahrscheinlich über "Mord mit Aussicht" reden.

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