Tino Chrupalla im ZDF-"Morgenmagazin"

"Moma"-Moderator streitet mit AfD-Fraktionschef: "Von wem lassen Sie sich denn wissenschaftlich beraten?"

15.12.2021 von SWYRL

Wie gedenkt eigentlich die AfD, Deutschland aus der Pandemie zu führen? Über diese Frage lieferten sich ZDF-"Morgenmagazin"-Moderator Andreas Wunn und AfD-Co-Fraktionschef Tino Chrupalla einen Schlagabtausch.

Wenn die allgemeine Impfpflicht zur Abstimmung im Bundestag vorgelegt wird, werden die Mitglieder der AfD-Fraktion aller Voraussicht nach in großer Geschlossenheit dagegenstimmen. Das bekräftigte Co-Fraktionschef Tino Chrupalla am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Er halte eine Impfpflicht für verfassungswidrig, auch trage sie zur Spaltung der Gesellschaft bei. Wie jedoch gedenkt die AfD, den Weg aus der Pandemie zu finden? "Moma"-Moderator Andreas Wunn lieferte sich in dieser Frage mit seinem Gesprächsgast einen Schlagabtausch.

Wunn führte den wissenschaftlichen Konsens an, das Impfen sei der Weg aus der Pandemie. Länder mit höherer Impfrate hätten niedrigere Inzidenzen. Der ZDF-Journalist: "Wir sprechen nicht von Pflicht - werben sie als verantwortungsvoller Politiker auch für das Impfen?" Chrupalla bezeichnete Impfungen als "durchaus sinnvoll für vulnerable Gruppen", also für ältere Menschen und Vorerkrankte. Eine allgemeine Empfehlung sprach er aber nicht aus.

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"Was wird hier eigentlich ausprobiert auch an den Patienten?"

So gebe es "zum Teil nicht mal valide Zahlen", wie hoch der Anteil geimpfter Covid-Patienten auf den Intensivstationen sei. "Dazu werden keine Zahlen erfasst." Stattdessen sehe man, dass man "trotz einer Impfquote von 70 Prozent das Problem nicht beherrschen konnte". Wunn hielt dagegen: "Alle Krankenhausverantwortlichen und Intensivmediziner sagen: Von den Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind 80, 90 Prozent nicht geimpft."

Chrupalla zog die Behauptung in Zweifel. "Die Zahlen kann ich Ihnen nicht bestätigten, das müssten sie mir mal sagen, wo die erfasst wurden." - "Da können sie mit ganz vielen Krankenhausverantwortlichen und Wissenschaftlerinnen sprechen", empfahl der Moderator das Offenkundige und hakte nach: "Von wem lassen sie sich denn wissenschaftlich beraten in Sachen Corona?"

Eine direkte Antwort auf die Frage gab der AfD-Politiker nicht, stattdessen thematisierte er die Wirksamkeit der zugelassenen Vakzine. "Was taugt denn eigentlich diese Impfung, was ist das eigentlich für ein Impfstoff, wenn man sich jetzt schon nach drei, vier Monaten boostern lassen muss?", monierte Chrupalla. "Was wird hier eigentlich ausprobiert auch an den Patienten?" Nähere Belege für sein Misstrauen blieb er an der Stelle schuldig.

Chrupalla vergleicht die vierte Coronawelle mit der Grippewelle 2016/17

"Was würden sie denn sonst tun, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen in die Krankenhäuser kommen?", versuchte Moderator Wunn abermals, seinem zugeschalteten Gast einen pragmatischen Lösungsansatz zu entlocken. Maskenpflicht und 3G am Arbeitsplatz nannte er exemplarisch. Doch auch darauf ging Chrupalla nicht ein. Vielmehr benannte er als eigentliche Pandemie-Ursache: "Die Krankenhäuser wurden kaputtgespart. Es wurde Personal abgebaut."

Wunn intervenierte: Der Personalschwund in den Krankenhäusern liege "ja auch daran, dass viele Pflegekräfte überfordert sind, weil so viele Patienten auf die Intensivstationen kamen. Wie will die AfD verhindern, dass noch mehr Covid-Patienten auf die Intensivstationen kommen?" Chrupalla weigerte sich, die Notlage als Problem ungekannten Ausmaßes zu betrachten: "Diese Probleme gab es schon vor Corona", behauptete er. "Das gab es auch in der Grippewelle 2016/2017, dass die Intensivstationen genauso überlastet und überfüllt waren." Man solle nicht so tun, "als wenn das mit Corona das erste Mal aufgetreten ist".

Chrupallas Forderung: "Besserstellung des medizinischen Personals". Die Pandemie offenbare ein "personelles Problem", das die abgewählte Große Koalition zu verantworten habe. Dabei ließ es ZDF-Moderator Wunn bewenden. Bei Twitter jedoch wurde das Interview überwiegend empört kommentiert. Vereinzelt wurden auch Stimmen laut, die forderten, es solle der Desinformation keine Bühne im TV gegeben werden. Eine Userin hätte sich eine noch schärfere Gesprächsführung gewünscht, sie befand, Moderator Wunn habe den AfD-Politiker "mit Samthandschuhen" angefasst.

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