Ukrainischer Botschafter im RTL-Interview

Melnyk bei RTL: "Die Deutschen wollen nicht wahrhaben, in welcher Welt sie leben"

11.10.2022 von SWYRL

Wenige Tage vor seinem Abschied als Ukraine-Botschafter hat Andrij Melnyk seinen oftmals ruppigen Umgangston verteidigt. Im "RTL Nachtjournal Spezial" erklärte er, weshalb "härtere Worte" aus seiner Sicht manchmal notwendig seien.

Deutschland befinde sich "auf einem guten, aber noch langem Weg", befand Andrij Melnyk am Montag zu später Stunde. Wie der scheidende ukrainische Botschafter im "RTL Nachtjournal Spezial" betonte, seien viele Deutsche noch nicht "erwacht". Melnyk erklärte: "Ich glaube, die Deutschen wollen nicht wahrhaben, in welcher Welt sie leben. Sie wollen sich zurücklehnen und genießen, doch das geht nicht immer."

Der Diplomat, der am Freitag sein Amt als Botschafter niederlegen und zurück nach Kiew reisen wird, hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Schlagzeilen gemacht: Melnyk hatte sich häufig recht undiplomatisch in TV-Talkshows, Interviews und Twitter-Beiträgen in Rage geredet und deutsche Politikerinnen und Politiker, darunter auch Olaf Scholz und Angela Merkel, mit markigen Worten bedacht.

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"Wir wollen nicht, dass ein dritter Weltkrieg ausbricht"

Im RTL-Interview rechtfertigte der 47-Jährige nun seinen rhetorisch rauen Ton. "Es lässt sich nur schwer nachvollziehen, wie es mir beispielsweise nach dem Beschuss auf Kiew geht. Das ist, wie wenn Raketen neben der Humboldt-Universität in Berlin einschlagen würden. Um das verständlicher zu machen, war es aus meiner Sicht manchmal notwendig, härtere Worte zu wählen."

Je schneller man in Deutschland verstehe, wie ernst die Lage sei, "umso besser wird es dieser Welt gehen", beteuerte Melnyk. Es sei nicht ausreichend, die völkerrechtswidrigen Annexionen ukrainischer Gebiete durch Russland nicht anzuerkennen. "Es sollten auch Taten folgen. Wir erwarten zu Recht, dass Deutschland uns unterstützt", forderte der Botschafter.

Zudem sei Deutschland - ebenso wie die Atommächte - in der Pflicht, "Putin klarzumachen, dass er seine Drohungen nicht in die Tat umsetzen soll". Nun sei "präventive Diplomatie" gefragt - und im Falle eines Atomschlags durch Russland auch die Bereitschaft zur Gegenwehr. "Wir wollen nicht, dass ein dritter Weltkrieg ausbricht", sagte Melnyk. "Wir wollen keinen Atomkrieg herbeireden. Aber es sind nicht wir, die damit drohen."

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