37°: Dein Ziel ist mein Weg - Di. 28.06. - ZDF: 22.20 Uhr

"Man ist in einer anderen Welt da unten": Die Einsamkeit der U-Bahnfahrerin

24.06.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Die ZDF-Reportagereihe "37°" stellt drei Menschen vor, die andere bewegen - und das im ursprünglichen Wortsinn. Busfahrerin Mandy, U-Bahn-Lenkerin Marcela und Fährmann Jürgen erzählen, was ihr besonderer Job mit ihnen und jenen, die sie befördern, anstellt.

Ja, es kann sich durchaus stumpf anfühlen, tagtäglich einen Linienbus über die gleiche Route zu steuern, einen U-Bahn-Zug auf vorgegebener Strecke die Gleise entlang gleiten zu lassen oder mit der Fähre immer wieder denselben Fluss zu überqueeren. Doch zwischen stumpfsinnig, verantwortungsbewusst und kontemplativ erstreckt sich ein weites Feld an Gefühlen und Gedanken bei Mandy, Marcela und Jürgen. Auch deshalb, weil sie Menschen transportieren, die ihnen oft täglich begegnen und ihre ganz eigenen Geschichten mitbringen. Aljoscha Hofmann porträtiert in seinem "37°"-Film mit dem Titel "Dein Ziel ist mein Weg" die Berliner Busfahrerin Mandy (26), die Münchener U-Bahn-Lenkerin Marcela (37) und Jürgen (33), der in Neckarshausen eine Fähre zwischen der badischen und der hessischen Seite des Flusses pendeln lässt.

Drei Jobs, die zwischen Monotonie und großer Verantwortung angesiedelt sind. Fährmann Jürgen steht manchmal 16 Stunden lang im Wetter und auf dem Wasser. Marcela schaut während der Arbeit meist in eine dunkle Röhre, und Mandy wäre froh, wenn ihre Bus-Passagiere neben ihrem Ticket auch öfter mal in der Währung eines Lächelns bezahlen würden. Wer von Berufs wegen, also über viel Lebenszeit Dinge tut, die durchaus monoton sein können, muss im Inneren Zeit füllen: sich Gedanken machen, Menschen beobachten und mit ihnen kommunizieren. Dabei setzen Mandy und Jürgen sogar eine Familientradition fort. Bei der jungen Berlinerin waren schon der Großvater und Vater Busfahrer. Bei Jürgen war es der Urgroßvater, der schon die Fähre über den Fluss lenkte.

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Berufe, die still begleiten

Wegen ihres Schichtdienstes geben sich Mandy und ihr Freund im Alltag oft nur die Klinke in die Hand: Er kommt nach Hause, sie schläft bereits oder andersherum. Auch bei Marcela bestimmt der Schichtdienst das Privatleben. Was ist, wenn die Mutter einer Tochter im Kita-Alter gerade einen U-Bahn-Zug durch endlos erscheinende, spärlich beleuchtete Tunnel in München lenkt, wenn die Nachricht kommt, dass die gelernte Modeschneiderin ihr plötzlich krankes Kind von der Kita abholen soll. Auch das Gefühl im Schacht ist nichts für jede oder jeden: "Man ist in einer anderen Welt da unten. Die Einsamkeit in der Fahrerkabine verträgt nicht jeder", sagt Marcela. Ihr selbst geht es anders. Für sie ist es ein Job zum Durchatmen. Dafür nimmt sie in Kauf, dass die Augen empfindlich werden, wenn sie erst zum Feierabend wieder Tageslicht sieht.

Auch Fährmann Jürgen muss einiges aushalten. Bei Kälte und Regen bringt er seine Passagiere über den Fluss. Einen Unterstand gibt es nicht. "Wenn du den Job machst, kannst du nicht normal sein", hieß es von seinen Freunden, als er beschloss, die Ausbildung zum Fährmann zu machen. Doch der gelernte Stuckateur steht dazu: Er mag die Verantwortung, die Natur und dass jeder Tag etwas Neues bringt. Auch dass der Fluss, auch wenn die Überfahrt nur kurz ist, etwas mit den Menschen macht, davon ist er überzeugt: "Manche Leute erzählen dir hier ihre tiefsten Gefühle", sagt Jürgen. "Die wissen, was hier auf der Fähre gesprochen wird, bleibt auf der Fähre." Der "37°"-Film rückt Berufe und Menschen ins Rampenlicht, die oft übersehen werden, weil sie stille, aber oft alltägliche Begleiter vieler Menschen sind.

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