Miniserie "Faking Hitler" bei RTL+

Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu entdecken die Hitler-Tagebücher neu

26.11.2021 von SWYRL/Eric Leimann

Über sechs Serienfolgen zeichnet "Faking Hitler" nach Helmut Dietls Filmklassiker "Schtonk" ein weiteres Mal den ziemlich unglaublichen Skandal um angebliche Hitler-Tagebücher nach. 1983 glaubte der "Stern", sie entdeckt zu haben. Ein faszinierender Podcast gab nun den Anstoß zur Neubearbeitung.

Der preisgekrönte Podcast "Faking Hitler", den der "Stern" 2019 produzierte, dient als Inspiration für die Miniserie "Faking Hitler". Gut dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Skandal um gefälschten Hitler-Tagebücher, auf die das Magazin 1983 hereinfiel, sorgte die Hamburger Illustrierte für ein faszinierendes, zehnteiliges Feature über den Presseskandal von einst. Darin sind lange Interviews mit dem heute knapp 90-jährigen "Stern"-Reporter Gerd Heidemann zu hören und vor allem viele Telefonmitschnitte seiner Gespräche mit dem Fälscher Konrad Kujau. Eine faszinierende Hör-Reise ins Zentrum einer der größten Betrugsgeschichten, die Deutschland je gesehen hat.

Bereits 1992 verfilmte Helmut Dietl den Stoff unter dem Titel "Schtonk". Was RTL+ nicht davon abhielt, ein sechsteiliges Miniserien-Update aus dem 80er-Jahre-Stoff zu machen. Ab Dienstag, 30. November, stehen alle sechs Folgen bei RTL+ zum Streamen bereit. Waren bei Dietl Götz George und Uwe Ochsenknecht als Reporter und Fälscher zu sehen, übernehmen ihre Rollen diesmal Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu. Zur Handlung: Star-Reporter Gerd Heidemann (Eidinger), der selbst von Nazi-"Fundstücken" besessen ist, braucht dringend wieder einen großen Coup. Ebenso wie Kunstfälscher Konrad Kujau (Bleibtreu) Geld. Als Kujau entdeckt, wie sehr "Hitler-Originale" im Deutschland der frühen 80-er immer noch zahlungskräftige Kunden begeistern, beginnt er mit der Herstellung von Hitler-Tagebüchern.

Nach der Anbahnung eines Kontaktes zu Heidemann, ist dieser schnell Feuer und Flamme. Er überzeugt seine Redaktion davon, jene Dokumente, die Hitler "als Mensch zeigen", einzukaufen. Gleichzeitig arbeitet die junge "Stern"-Reporterin Elisabeth Stöckel (Sinje Irslinger) an einer anderen "Enthüllungsgeschichte". Sie hat ihren Vater, den Universitätsprofessor Hans Stöckel (Ulrich Tukur), auf einem alten SS-Bild wiedererkannt ...

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Gut, aber konventionell: Der "Schtonk"-Stoff als Serie

Hätte Showrunner und Drehbuchautor Tommy Wosch die Serie wie den ihr zugrunde liegenden Podcast (Drehbuch: Nilz Bokelberg) aufgezogen, vielleicht wäre ein hochspannendes Kammerspiel aus dem Projekt geworden. Das Hörstück dringt über die Direktheit der Originalaufnahmen tief ein in menschliche Täuschungsmanöver und das Wesen von Verführung, Hochstapelei und die Scham jener, die zu Opfern von Betrug werden. Dass Gerd Heidemann glaubte, Konrad "Connie" Kujau sei sein Freund geworden, hievt die tragikomische Geschichte rund um den vielleicht größten deutschen Presseskandal noch mal auf eine andere Ebene.

Für die Streaming-Serie hat man sich - wohl im Sinne eines größeren Publikums - anders entschieden. Mit vielen Co-Stars wie Ulrich Tukur, Daniel Donskoy, Hans-Jochen Wagner, Jeanette Hain und Britta Hammelstein erzählt die Serie hochwertig in Sachen Schauspiel und Ausstattung, aber auch ein bisschen konventionell jenen Fall nach, den Helmut Dietl 1992 in seiner typisch genialen, leicht überdrehten Art zum deutschen Kinoklassiker machte. "Faking Hitler" ist eine überaus solide, unterhaltsame Serie mit zwei sehr gut aufgelegten Hauptdarstellern. Eine Sensation, wie der Original-Fall, der Podcast oder auch Dietls Film ist sie nicht. Bei allen drei "Vorbildern" liegt die Messlatte zugegebenermaßen aber auch extrem hoch.

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