Kolleginnen - Das böse Kind - Sa. 29.01. - ZDF: 20.15 Uhr

Kommissarinnen im Psychokarussell

25.01.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Die neue ZDF-Krimireihe mit Caroline Peters ("Mord mit Aussicht") und Natalia Belitski ("Frau Jordan stellt gleich") als Berliner Ermittlerinnen erzählt von zwei Frauen, die über den gleichen (Ex)-Mann (Götz Schubert) miteinander verbunden sind. Zum Auftakt geht es um den Mord an einem 18-Jährigen.

Am Fundort der Leiche eines jungen Mannes am Berliner Stadtrand trifft Kommissarin Irene Gaup (Caroline Peters) auf ihre neue Kollegin, die 15 Jahre jüngere Julia Jungklausen (Natalia Belitski). Die Energy Drink-Dauerkonsumentin ist nicht nur bis hin zum Autismus-Verdacht unfreundlich, sie erweist sich auch noch wenig später als Geliebte von Irenes Noch-Ehemann, dem Staatsanwalt Hans Gaup (Götz Schubert). Was ein bisschen nach dem schnell heruntergeschriebenen Plot eines der verblichenen ARD-Schmunzelkrimis am Vorabend unter dem Namen "Heiter bis tödlich" klingt, ist vom ZDF durchaus ernst gemeint: Ein durchaus dunkles Krimidrama mit viel Psychologie soll "Kolleginnen - das böse Kind" sein. Und sogar mehr als das! Die Dreierkonstellation, bei der die ermittelnden Kommissarinnen im Vordergrund stehen, soll - wenn die Quoten stimmen - beim ZDF zur Reihe werden. Ein zweiter Fall unter dem Arbeitstitel "Für immer" ist bereits abgedreht.

Das Opfer wird auf einem abgelegenen Selbstversorger-Hof zwischen Berlin und Brandenburg gefunden. Was aber brachte den 18-jährige Korbinian aus Berlin-Wedding dorthin? Auf dem Hof scheint ihn niemand zu kennen. Ein Indiz am Körper des Toten führt Irene und Julia zu einem vier Jahre zurückliegenden Vermisstenfall. Die damals 13-jährige Emma Lennartz verschwand nach der Geburt ihrer kleinen Tochter spurlos mitsamt ihrem Kind. Auch damals leitete Irene Gaup den Fall, der sie nie losgelassen hat. Irene haderte damals auch mit ihrer eigenen, schweren Kindheit. Nun stellt sich die Frage: Ist Emma noch am Leben? Hat sie möglicherweise die Tat begangen oder schwebt das Mädchen selbst in Gefahr?

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Ein bisschen zu viel Dr. Freuds Psychokiste ...

Beim neuen ZDF-Krimi schwingen weibliche Kreative das Zepter, zumindest in Fall eins. Neben dem gut spielenden Hauptdarstellerinnen-Duo, das sich einige sehr schöne Dialoge zuwirft, sind auch zwei Frauen hinter der Kamera für wichtige kreative Entscheidungen zuständig: Neben Regisseurin Vanessa Joop, die zuletzt die Literaturverfilmung "Gut gegen Nordwind" betreute, ist es Annette Simon - jene Drehbuchautorin, die auch für die ungewöhnlichen ZDF-Krimis "Der Kommissar und das Kind" beziehungsweise "Der Kommissar und die Wut" mit Roeland Wiesnekker verantwortlich zeichnet. Simon versucht, auch in "Kolleginnen" einen originellen Grundtwist einzuarbeiten: Wie, so lautet ihre Versuchsanordnung, arbeitet man mit einer Frau zusammen, die das eigene Leben weiterführt? Eventuell auch die Kinder mit dem Ex-Mann bekommt, zu denen es in der eigenen Beziehung nie kam? Hass oder Miesepetrigkeit wäre da eine zu einfache Lösung. Und Caroline Peters, eine der besten deutschen Bühnendarstellerinnen ihrer Generation, versteht es, eine solch komplexe Rolle so zu tragen, dass man der 50 Jahre alten ehemaligen "Mord mit Aussicht"-Hauptdarstellerin gern dabei zusieht.

Den ersten Fall der Ermittlerinnen Gaup und Jungklausen zu bewerten, ist gar nicht so einfach. Einerseits gibt es zahlreiche Szenen, gerade wenn das emotional verbandelte Trio aus Kommissarinnen und Staatsanwalt in den emotionalen Infight geht, die sind wirklich prima geschrieben: Da hört man gute Dialoge oder wohnt interessanten Charakter-Offenbarungen bei. Doch dann ist da wieder das große Ganze: der eher holzschnittartige Fall mit vielen Krimi- und Beziehungsklischees aus Dr. Freuds in der hintersten Dachbodenecke unter einer dicken Staubschicht gefundenen Psychokiste.

In Sachen Plot dürfen die beiden ZDF-Kommissarinnen also gern noch etwas zulegen, wenn auch einiges sehr zuversichtlich stimmt. Das Darstellerinnen-Duo nebst Götz Schubert ("Wolfsland"), der ja immer eine Bank ist, lässt darauf hoffen, dass beim x-ten Berlin-Krimi der letzten Jahre vielleicht in Zukunft noch etwas mehr gewagt wird.

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