Netflix-Film "Freaks - Du bist eine von uns"

"Keine Psychos, nur anders": Netflix hat einen deutschen Superheldenfilm im Programm

03.09.2020 von SWYRL/Andreas Fischer

Eine Mutter erfährt, dass sie Superkräfte besitzt: Viel anfangen kann im deutschen Netflix-Superheldenfilm damit allerdings niemand etwas.

Die Pillen, die Wendy (Cornelia Gröschel) täglich schluckt, seien nur da, um ihr wahres Ich zu unterdrücken, sagt der Penner. Dann springt er von einer Brücke und lässt sich von einem LKW überfahren. Für die schüchterne Schnitzelverkäuferin ist das ein vergleichsweise kleiner Schock. Denn am nächsten Tag steht Marek (Wotan Wilke Möhring) putzmunter vor ihr. Er ist unverwundbar. Und vielleicht schlummern auch in Wendy ungeahnte Kräfte?

Das tun sie: Mit "Freaks - Du bist eine von uns" hat Netflix den Versuch gewagt, einen deutschen Superheldenfilm zu produzieren. Also setzt Wendy die Medikamente ab und sich plötzlich überall durch: Ihre fiese Chefin macht ungewollte Luftsprünge, die Vergewaltiger auf dem Parkplatz lernen schmerzhaft das Fliegen.

Wendy kann sie sich zwar ein wenig Glück in ihrer prekären Stadtrandhölle mit all den unbezahlten Rechnungen erkaufen. Von ihren Superkräften ist sie ansonsten aber überfordert und muss einen inneren Kampf zwischen gut sein wollen und nicht zu böse werden austragen. Und dann sind da auch noch eine fiese Ärztin (Corinna May) und ein Kollege (Tim Oliver Schultz), der sich mit seinen Kräften ziemlich schnell für die dunkle Seite entscheidet. Sätze wie "Was glaubst du, wie viele da draußen täglich ihre blauen Pillen fressen? Wir sind keine Psychos, nur anders" fallen dabei in vielen Variationen.

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Das große Durcheinander

"Freaks" ist verkopft, aber nicht durchdacht - und macht es sich ziemlich einfach. Einerseits weil das Drehbuch von Marc O. Song ("Dark") bedeutungsschwanger vieles behauptet, was der Film nicht beweisen mag. Anderseits scheint Regisseur Felix Binder ("Der Club der roten Bänder") nicht so recht zu wissen, wo er hin will. Ein bisschen Genreparodie von "Matrix" über Marvel bis hin zu den DC Comics hier, ein bisschen Gesellschaftskritik dort, dazu ein ziemliches - mit Verlaub - Gefasel, von "denen da oben" die "uns" ein Gefängnis aus Lügen bauen. Viel zusammen passt in diesem Durcheinander nicht.

Das ist ziemlich ärgerlich, weil sich "Freaks" eigentlich ziemlich gut auf einen Kern konzentrieren könnte: Viele Effekte, die ablenken würden, gibt es - vielleicht aus Budgetgründen - nicht. Wenn es dann doch mal blitzt und donnert oder Straßenlaternen verknotet werden, dann ist das charmant gemacht und sinnvoll in die Szenen eingebunden. Denn eigentlich, das haben Song und Binder erkannt, sind Superkräfte auch nur eine Metapher für den Mut, sich von Alltagsarschlöchern nicht alles gefallen zu lassen und die Überwindung, endlich aus dem Hamsterrad auszubrechen, in dem man manchmal steckt und einfach nicht vorwärtskommt, egal wie sehr man sich abstrampelt.

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