Spaghetti-Stühle ohne Design?
"Als hätte man Spaghetti zum Trocknen aufgehängt!" beschrieb Horst Lichter in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" seinen ersten Eindruck zu den zwei Design-Stühlen - die eigentlich gar keine waren. Doch dieses wichtige Detail wurde den Verkäufern erst im Händlerraum zum Verhängnis.
© ZDFWassily-Chairs
Julia und Roland Altenbrand aus Karlsruhe wollten ihre Wassily-Chairs veräußern und mit dem Erlös neue Designermöbel kaufen - für ihr Mehrgenerationenhaus im Bauhausstil. Dazu passten eigentlich auch ihre Wassily-Chairs, immerhin waren sie im Design von Bauhaus-Künstler Marcel Breuer gefertigt. Aber die Stücke hatten einen entscheidenden Nachteil.
© ZDFKein Original
Leider waren die bekannten Stahlrohrmöbel keine Originale, sondern nachgebaut und damit aktuelleren Datums, schätzte Design-Experte Sven Deutschmanek. Er datierte die Möbel "vielleicht auf Anfang der 1990er-Jahre". Die echten Design-Klassiker hätten auch "keine Spaghetti-Fäden" aus Kunststoff gehabt, witzelte der Experte, sondern seien typischerweise mit schwarzem Leder bespannt gewesen.
© ZDFKein Leder ...
Die Original-Stühle wurden ab 1925 in Dessau produziert und nach dem bekannten Künstler Wassily Kandinsky benannt. Der russische Maler und Grafiker, ebenfalls am Bauhaus, war derart versessen auf die Möbelstücke, dass er sich sein Exemplar frisch aus der Produktion in die eigene Wohnung gestellt hatte.
© ZDFExpertenpreis: bis 1.000 Euro
Experte Sven Deutschmanek konnte bei den Repliken leider keinen Hersteller ausfindig machen, taxierte die nachgebauten Modelle dennoch auf 800 bis 1.000 Euro. Das passte zum Wunschpreis der Verkäufer, die pro Stuhl 500 Euro haben wollten.
© ZDF"Neuinterpretation"
Design-Liebhaber Jan Cizek wurde ganz nervös, als er die Objekte erblickte, aber keine entsprechende Plakette fand: "Ich habe etwas Angst, dass es sich um eine Replik handelt!" Die Verkäufer bezogen sich in ihrer Antwort ehrlicherweise auf das neuartige Material, das so im Bauhaus nie Verwendung fand, und nannten ihre Stühle kurzerhand "Neuinterpretation".
© ZDFLetztes Gebot 550 Euro
Fabian Kahl (links) ließ sich zu einem ersten Gebot von 200 Euro für das Duo hinreißen, wurde aber schnell übertrumpft. Das letzte Gebot kam von Jan Cizek: 550 Euro. Doch das war den Verkäufern zu wenig. Ihre Schmerzgrenze lag bei mindestens 800 Euro.
© ZDFViel zu hoch!
"Für Nachbauten bin ich nicht bereit, 800 Euro zu bezahlen!", erklärte Händler Cizek (links) mit ernster Stimme. Und auch Walter "Waldi" Lehnertz ergriff Partei für seinen Kollegen und wetterte empört: "Wir müssen ja auch noch was dran verdienen!"
© ZDFKein Verkauf
"Vielleicht sollten die bei Euch zuhause bleiben", kanzelte Lehnertz die uneinsichtigen Verkäufer schließlich ab - und die konnten ihm nur noch trocken beipflichten: "Ja, vielleicht soll es so sein." Die Stühle nahmen sie wieder mit. Kein Deal.
© ZDFRadierungen von Günter Grass
Als weitere Objekte der Sendung wurden drei handsignierte Radierungen samt Buch von Günter Grass für 450 Euro an Händler Friedrich Häusser verkauft. Experte Albert Maier hatte das Konvolut von 1982 mit einer Stückzahl von 150 auf 400 Euro geschätzt.
© ZDFArmband mit Diamanten
Das filigrane Armband mit Diamanten taxierte Expertin Heide Rezepa-Zabel auf 1.800 Euro. Händlerin Lisa Nüdling bezahlte für die "wunderschöne Goldschmiedearbeit aus den 1930er-Jahren" letztlich 1.400 Euro.
© ZDFMenage von Christofle
Eine französische Menage der Marke Christofle datierte Experte Albert Maier zwischen 1921 und 1931. Er schätzte den Wert auf 200 bis 300 Euro. "Waldi" Lehnertz bezahlte 200 Euro.
© ZDFKrabbelpuppe
Eine Krabbelpuppe aus den 1970-ern samt Original-Karton wurde von Jan Cizek für 60 Euro erworben. Die Verkäufer hatten sich ohnehin nur 20 Euro für das Spielzeug der Firma Max Carl gewünscht.
© ZDFSavonette-Taschenuhr
Eine Savonette-Taschenuhr mit hübschem Emaille-Ziffernblatt stammte laut Expertin Heide Rezepa-Zabel von 1910 und war 1.200 bis 1.400 Euro wert. Nach einem Bieter-Duell mit Fabian Kahl erwarb "Waldi" Lehnertz die Uhr für stolze 1.400 Euro.
© ZDF