"Die Flut - Zwischen Wut und Mut"

"Katastrophe als Chance": ZDF-Flut-Doku zeugt von schier endloser Hilfsbereitschaft

15.07.2022 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Am 14. Juli 2021 ereignete sich eine Unwetter-Katastrophe, die in zwei Bundesländern ganze Orte verwüstete und 184 Menschen das Leben kostete. Eine ZDF-Reportage von Dunja Hayali und Sarah Tacke widmete sich am Donnerstagabend nun denjenigen, die vor einem Jahr zu Rettern und Geretteten wurden.

Wie machen Menschen weiter, nachdem ihnen alles genommen wurde? Wer hilft? Und: Woher kommt die Kraft, um nach einer der schlimmsten deutschen Unwetter-Katastrophen der vergangenen Jahre wieder zurück in den Alltag zu finden?

All diese Fragen versuchte das ZDF am Donnerstagabend innerhalb einer einstündigen Reportage zu beantworten - und kam dabei zu einem überraschend optimistischen Ergebnis. "Trotz des ganzen Leids, der Wut, der Trauer, sehen viele Menschen hier die bittere Katastrophe als Chance. Als Ansporn, mit ihren Ideen diese Region nicht nur wieder neu aufzubauen, sondern ganz nach vorne zu bringen", lautete Sarah Tackes Fazit am Ende des Films "Die Flut - Zwischen Wut und Mut", für den die ZDF-Reporterin und ihre Kollegin Dunja Hayali quer durch die von den Unwettern im Juli 2021 betroffenen Gebiete reisten.

Um möglichst viele unterschiedliche Perspektiven einzuholen, waren die Journalistinnen auf zwei getrennten Routen unterwegs: Dunja Hayali reiste nach Erftstadt, Bad Münstereifel, Altena, Stolberg und Mechernich (alles in NRW). Für Sarah Tacke ging es ins Ahrtal (Rheinland-Pfalz) - von Schuld bis Bad Neuenahr-Ahrweiler, von Marienthal bis Ahrbrück.

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Zuwachs bei der Freiwilligen Feuerwehr

Deutlich wurde: Auch ein Jahr nach der Katastrophe macht der Anblick von Sturzfluten, wegtreibenden Autos und zerstörten Gebäuden fassungslos. Nicht zuletzt dank des umfassenden Archivmaterials in Form von Handyvideos zeigte der Beitrag der Filmemacher Gert Anhalt, Christoph Warneck und Christine Gloos aufs Neue, welch apokalyptische Zustände vor rund zwölf Monaten in zahlreichen Städten und Gemeinden im Westen Deutschlands herrschten. Doch um herauszufinden, was die Flut mit Rettern und Geretteten gemacht hat, mussten Hayali und Tacke einen Blick in die Gegenwart werfen.

Im alten Bergbaustädtchen Mechernich etwa, das sich am Eifelrand - "fernab von schiffbaren Gewässern" - befindet, hat sich die Freiwillige Feuerwehr vor Kurzem eine Rettungsflotte zugelegt. Die Flut hat die Bewohnerinnen und Bewohner gelehrt, dass auch kleine Bäche ein Risiko darstellen.

Damals, vor einem Jahr, musste die Feuerwehr mangels Alternativen mit einem kleinen Partyboot Menschen aus dem Wasser ziehen. 19 Personen konnten auf diese Art gerettet werden; Profi-Ausrüstung und gezielte Schulungen sollen nun im Fall der Fälle dafür sorgen, dass weitaus mehr Personen vor dem Ertrinken bewahrt werden können. Auch die Mitgliedszahlen sind gestiegen - allerdings von ganz allein, wie Feuerwehrchef Jens Schreiber berichtete: "Wir haben seit der Flut 45 Neueintritte gezählt." Ganz klar: Die Menschen wollen helfen!

"Ohne Freiwillige hätte es im Ahrtal bis auf die notwendigste Überlebenshilfe erstmal gar nichts gegeben"

Diesen Eindruck bestätigte auch Nick Falkner, der seit vergangenem Jahr freiwillig im Spendenverteilzentrum in Grafschaft arbeitet. Mehr als 100 Helferinnen und Helfer engagieren sich dort regelmäßig und haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kleidung, Lebensmittel, Spielsachen, aber auch Haushaltsgeräte zu organisieren und weiterzugeben. "Ohne Freiwillige hätte es im Ahrtal bis auf die notwendigste Überlebenshilfe erstmal gar nichts gegeben", stellte Falkner im Gespräch mit Dunja Hayali fest.

Besonders betroffen, so zeigte ein Besuch von Dunja Hayali in Stolberg, sind all diejenigen, die bereits vor der Flut an der Armutsgrenze lebten. Durch die Corona-Krise seien ohnehin bereits viele Menschen finanziell in Mitleidenschaft gezogen worden, erzählte Cill Ulfig. Die junge Frau, die in einem Versorgungscontainer aushilft, war sich sicher: "Die Menschen brauchen mehr Unterstützung als je zuvor", auch heute noch. Im Container gebe es immerhin warme Mahlzeiten - häufig haben die Betroffenen bis heute keine funktionstüchtigen Küchen mehr.

Inmitten all des Leids, des Kummers und auch der titelgebenden Wut, die viele Flutopfer im Film zum Ausdruck brachten, blieb nach der 60-minütigen TV-Reise vor allem eines im Gedächtnis: die schier endlose Hilfsbereitschaft zahlreicher Menschen, die bis heute den Wiederaufbau vorantreibt.

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