15.09.2024 von SWYRL/Maximilian Haase
Was wäre, wenn Künstliche Intelligenz bald mehr über uns wüsste als wir selbst - und sogar Verbrechen vorhersehen könnte? Harald Lesch fragt in seiner neuen "Terra X"-Folge, wie KI uns heute schon überwacht und welches dystopische Potenzial in der Technologie steckt.
Vom selbstfahrenden Auto bis zur Planung komplexer Bauvorhaben: Künstliche Intelligenz soll die Arbeit erleichtern und unser Leben verbessern. Sie kann unter anderem Texte schreiben, Kunst erschaffen, Maschinen entwerfen und gigantische Datenmengen in Millisekunden auswerten. Doch wie viel KI-Einfluss wollen wir als Gesellschaft zulassen? Geht es ums Abwägen zwischen Chancen und Gefahren, landet man schnell beim Thema Sicherheit. Schon heute werden mit Hilfe von KI ganze Areale überwacht und Kriminelle aufgespürt. Dass dies nur der Anfang einer so atemberaubenden wie problematischen Entwicklung sein könnte, zeigt Harald Lesch nun in seiner neuen "Terra X"-Ausgabe. Anhand der fiktiven ZDF-SciFi-Serie "Concordia" nimmt der Professor in den Blick, "wie die KI uns überwacht" und wie sie zukünftig mehr über uns wissen könnte als wir selbst. Kann uns Künstliche Intelligenz wirklich beschützen? Welches dystopische Potenzial liegt darin - und was können wir tun, um dem entgegenzuwirken?
Es ist ein wenig wie im SciFi-Klassiker "Minority Report", der bereits vor über 20 Jahren - und in Philip K. Dicks Romanvorlage sogar schon 1956 - durchspielte, wie Kriminalitätsbekämpfung in der Zukunft aussehen könnte: Verbrechen werden einfach erkannt, bevor sie geschehen - und können so verhindert werden.
Während die "Precrime"-Abteilung in Steven Spielbergs Film jedoch auf die hellseherischen Fähigkeiten etwas esoterischer Wesen angewiesen war, braucht es im neuen ZDF-Format "Concordia" lediglich eine enorm fortgeschrittene Künstliche Intelligenz. Die sechsteilige Serie, die ab 14. September in der ZDF-Mediathek abrufbar ist, erzählt von einer schwedischen Stadt, in der lückenlose KI-Überwachung dafür sorgt, dass alle Bewohner in Sicherheit und ohne Kriminalität leben können. Die Künstliche Intelligenz analysiert zu diesem Zweck fortlaufend die Emotionen der Menschen und gleicht ab, ob Angst, Freude oder Trauer überwiegen.
Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.
Wenn die KI unsere Wünsche vorhersieht
Eine Ki, die unsere verborgenen Wünsche und Begehren kennt - und vielleicht sogar von ihnen weiß, bevor wir sie realisieren? Was in der SciFi-Serie seit Jahren zur Normalität gehört, scheint in der echten Welt noch Zukunftsmusik zu sein. Doch wie nah dran ist unsere Gegenwart an der allumfassenden KI-Überwachung? Auf der Suche nach Antworten begibt sich Harald Lesch unter anderem nach Mannheim, wo Strategien gegen die überdurchschnittlich hohe Kriminalitätsrate gesucht werden.
Damit eine hilfreiche 24-stündige Videoüberwachung nicht individuelle Merkmale wie Hautfarbe und Geschlecht in den Blick nimmt und damit gegen die Persönlichkeitsrechte der Passanten verstößt, dürfen Gesichter nicht gescannt werden. Helfen könnte eine KI, die nur die Bewegungsmuster von Personen analysiert. Sie soll etwa erkennen, ob ein Mensch aggressiv wird oder ob er nur freudig auf einen Bekannten zurennt. Aber wie lässt sich eine solche KI trainieren?
Lesch beleuchtet die aktuellen Forschungen, mit deren Hilfe Künstliche Intelligenz schon heute Stimmungen und Gefühle von Menschen erkennen lernen soll. Möglich wird dies etwa durch "intelligente Audioanalyse" und "Affective Computing", die etwa auf die Analyse von humanen Stimmen setzen und dadurch beispielsweise ablesen können, wie charismatisch eine redende Person ist. Eine Rolle spielen auch Mimik, Körperhaltung, Puls - und die sogenannten Facial-Micro-Expressions. Letztere zeigen Emotionen, die lediglich für Sekundenbruchteile im Gesichtsausdruck sichtbar sind. Weil so verdeckte Stimmungen wie Zuneigung oder Distanziertheit erkannt werden, bevor sie unser eigenes Bewusstsein erreichen, wirkt das SciFi-Szenario aus "Concordia" hier schon erstaunlich nah.
Wie bedrohlich wäre eine Super-KI?
In der ZDF-Serie mit Christiane Paul in der Hauptrolle kommt es inmitten der vorgeblich heilen Welt schließlich zum Super-GAU: Erstmals wird die angeblich sichere KI gehackt und ein Bewohner der Stadt umgebracht. Die möglichen Gefahren einer Welt, in der wir unsere Sicherheit in die Hände der KI legen, beleuchtet auch Harald Lesch in seiner Sendung: Was wäre, wenn sich KIs gegenseitig vernetzen, analysieren und korrigieren, ohne dass ein Mensch etwas tun muss? Wäre es einer solchen "Super-KI" möglich, autonome Entscheidungen zu fällen, die keiner humanen Kontrolle mehr unterliegen? Ein Gedanke, der in düsteren SciFi-Visionen von "Terminator" bis "Black Mirror" bereits ausführlich und für die Menschheit oft ungünstig endend durchgespielt wurde.
Wie realistisch derlei Dystopien sind und welche Regeln und Gesetze die Gesellschaft und ihre Politik für die Verwendung Künstlicher Intelligenz aufstellen müsste - auch diese Thematik beleuchtet Harald Lesch in seiner aktuellen "Terra X"-Ausgabe ausführlich. Zum Nischen- und Nerd-Thema wird die KI nach dem Hype der letzten Jahre jedenfalls nicht mehr werden. Vielmehr, darauf deutet vieles hin, wird sie aus unseren Leben kaum mehr wegzudenken sein.