Jenseits der Spree: Blutsbande - Fr. 24.09. - ZDF: 20.15 Uhr

Jürgen Vogel als "Hauptmann" von Köpenick

19.09.2021 von SWYRL/Eric Leimann

Jürgen Vogel auf den Spuren von Derrick? Nein, nur der Sendeplatz stimmt. Im neuen ZDF-Freitagskrimi verkörpert der 53-Jährige den alleinerziehenden Vater dreier Töchter, der am Berliner Stadtrand plötzlich vom Innendienst-Job wieder zur Verbrecherjagd wechseln muss.

Polizeiermittler Robert Heffler (Jürgen Vogel) hat sich nach einem familientraumatischen Ereignis in den Innendienst versetzen lassen. Schließlich ist der Mann alleinerziehender Vater dreier Töchter im Alter zwischen Pubertätsbeginn und Post-Abi-Reisefieber. Statt Verbrecher in Brennpunktvierteln zu jagen, zieht der verständnisvolle Mann mit Wollmütze lieber Gemüse am grünen Stadtrand Berlins und sorgt dafür, dass bei seinen Mädels gesunde Kost auf den Tisch kommt. Weil die Töchter das mit dem gesunden und vorsichtigen Leben altersbedingt anders sehen, wird der Papa hin und wieder mit einem liebevoll ätzenden Spruch abgewatscht. Dennoch muss Robert es vor seiner Familie verheimlichen, als seine Chefin (Elisabeth Baulitz) ihn wegen akutem Personalmangel bittet, für eine Weile wieder in den Außendienst zu gehen.

Eine seiner Aufgaben: Robert soll seine neue, junge Kollegin Kay Freund (Seyneb Saleh) einarbeiten. Wie im 60-Minuten-Freitagskrimi nicht anders zu erwarten, kommt schneller als gedacht der Fall um die Ecke: Ein unbekannter Toter wird in der Spree gefunden, er wurde zuvor betäubt, erschlagen und ins Wasser geworfen. Über eine frisch behandelte Wunde nähern sich Freund und Heffler der Identität des jungen schwarzen Mannes an. Er war erst vor kurzem nach Deutschland eingereist und hatte illegal in einer Spedition gearbeitet. Traf er hier auch seinen Mörder? Bald landen die Ermittelnden in einer vornehmen Stadtrand-Villa voll mit exquisiter Kunst. Wie hängt der Tod des Immigranten mit dieser Welt zusammen?

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Früher Heinz Rühmann, heute Jürgen Vogel

Zugegeben, der ZDF-Freitagskrimiplatz war selten ein Ort krimiästhetischer Innovation. Hier wird solide, ja klassische deutsche TV-Krimiunterhaltung geboten, die einst bei "Derrick", Der Alte" und "Ein Fall für zwei" begann, um mit Serien wie "Letzte Spur Berlin" oder "Die Chefin" fortgesetzt zu werden. Meistens sind die hier gebotenen Formate extrem langlebig. Auch deshalb, weil Zuschauerinnen und Zuschauer wissen, was sie bekommen. Traditionskrimi und Traditionspublikum gehen auf diesem Sendeplatz kurz vorm Wochenende eine markentreue Symbiose ein, so wie man eben schon immer Nivea-Creme oder Küchenrolle von Zewa benutzte. Nur einmal scheiterte das Arrangement, als man den Leuten zwischen 2007 und 2010 die Serie "KDD - Kriminaldauerdienst" unterjubeln wollte. Für die innovative und horizontal erzählte Ensemble-Erzählung über eine Berliner Polizeieinheit unter Verbrechens- und Lebensstress regnete es damals zwar Preise, aber das Publikum schaltete lieber ab.

So ist man elf Jahre später - die internationale Serienkultur hat seitdem Quantensprünge vollzogen - wieder bei neuen Krimiformaten, die gegenüber dem deutschen Urkrimi eher sanft modernisiert wurden. "Jenseits der Spree" ist so eines. Die horizontale Erzählkunst rund um den von "Gärtner" Rober Heffler geführten Frauenhaushalt ist eigentlich der charmanteste Erzählbaustein in erst einmal vier Folgen mit jeweils 60 Minuten Länge. Leider bekommt dieser Aspekt recht wenig Zeit, denn in nur einer Stunde will man einen wendungsreichen Fall (Buch: Felix Benesch, Regie:Marcus Ulbricht) mit relativ Personal erzählen, da muss das Tempo hochgehalten werden. Auch die Beziehung zwischen Heffler und seiner jungen forschen Kollegin Kay Freund will etabliert und noch ein paar nette Ecken der Köpenicker Vorstadt untergebracht werden. Hier spielt jetzt nicht nur Union Berlin europäisch, sondern auch der ZDF-Freitagskrimi hat den wald- und wasserreichen Südosten der Hauptstadt für sich entdeckt. Klingt nach klarer Aufwertung jener Provinz, in der Heinz Rühmann einst den "Hauptmann von Köpenick" gab.

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