Ein starkes Team - Verdammt lang her - Sa. 27.11. - ZDF: 20.15 Uhr

Jegliches hat seine Zeit

23.11.2021 von SWYRL/Wilfried Geldner

Tiefer als sonst geraten Garber (Florian Martens) und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) in ihre DDR-Vergangenheit. Was geschah damals vor 30 Jahren, kurz vor der Währungsreform? Ein neuer Fall für "Ein starkes Team".

30 Jahre sind eine lange Zeit - besonders, wenn man im Gefängnis gesessen hat. Peter Kniesbeck (André M. Hennicke) hat dieses Schicksal ereilt. Aber war er wirklich der Mörder, der damals so kurz vor der Währungsunion einen Transporter mit frischem Westgeld überfallen und einen Bankbeamten erschossen hat? Er hatte damals gestanden, Otto Garber (Florian Martens) hatte ihn selbst gefasst. Nun wird er entlassen. Es ist der Beginn einer lange Zeit sehr intensiven Ost-West-Geschichte, die Leo P. Ard in der 90-Minuten-Episode "Verdammt lang her" erzählt, Krimi-Spezialist Ulrich Zrenner inszenierte.

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Wenn ein Mensch stirbt

"Wenn ein Mensch lebt", singen die Puhdys von 1973 aus dem legendären Defa-Film "Paul und Paula": "Jegliches hat seine Zeit, Leben und Sterben und Streit." Es ist eine starke Ouvertüre vor großem Berlin-Panorama, die hohe Erwartungen weckt. Lange Zeit werden sie dann auch von der neuen Ausgabe der ZDF-Samstagsreihe "Ein starkes Team" eingelöst. Kniesbecks Entlassung hat viel vom trostlosen Neustart des Franz Bieberkopf aus "Berlin Alexanderplatz". Der soeben Entlassene schaut auf seine Armbanduhr - er hat sie damals als "Sonderedition" beim "Jahrestag der Kampfgruppen" erstanden. Jetzt wartet er auf seine Tochter, die er damals noch vor der Wende gen Westen verlassen hat.

Vergeblich, wie sich versteht, stattdessen wird der Bewährungshelfer an seiner Seite von einem vermummten Motorradfahrer erschossen, der Schuss hatte Kniesbeck gegolten. Etwas zu plötzlich bricht sich mit dem etwas dürftig geratenen Stunt ein verwinkelter Krimi Bahn, der immer mehr Kniesbecks Leidensgeschichte ablösen wird. Action statt Psychodram, aus der Perspektive Kniesbecks erzählt. Er war mal staatlich geprüfter Plattenaufleger im Osten, "Discjockey würde man heute sagen". An seiner Tochter hing er damals wie heute nach 30 Jahren, sie wurde statt seiner von einem Kumpel, einem seiner Komplizen beim Überfall, betreut.

Kniesbecks Wut

Kniesbecks doppelte Wut ist nur allzu verständlich. Dennoch hat er nach seiner langen Gefängniszeit - sie wird mit einem missglückten Fluchtversuch begründet - den Humor nicht verloren. André M. Hennicke bringt die passende Coolness mit für seine rätselhafte Lonesome-Cowboy-Figur. Dass der Mann kein Rächer ist, lässt sich ahnen.

Damals waren sie zu Dritt beim Überfall. Haben die anderen Angst davor, dass Kniesbeck nun an seine Beute will? Um das zu beantworten, macht das Drehbuch dann doch einen Riesenumweg über die Wende von damals samt Treuhand und Geldunion. Ein Grundstück wurde gekauft und stieg seitdem stetig im Wert, noch einmal wird der westliche Reibach von damals hochgezogen, eine Erpressung kommt in Rückblenden ins Spiel.

Bei seiner etwas überlangen Auflösung verliert der Krimi dann zunehmend seine sentimentale Leichtigkeit des Beginns. Dass eine scharfe US-Maklerin "Bandermann" heißt, so wie der legendäre Ex-Trainer aus der DDR, an den sich Garber noch gut erinnert, trägt nichts wirklich zum Geschehen bei. Dagegen sind die Nussknacker aus dem Erzgebirge, die Sputnik (Jaecki Schwarz) Mitleid heischend in kurzen Szenen verkauft, bewusst zwecklos und reiner Dekor. Tolle Idee. Und wer durchhält, wird - bevor die Puhdys wieder singen - mit einer recht komplizierten, aber in sich schlüssigen Lösung belohnt.

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