"It's a Sin" bei Starzplay

Die andere Pandemie

19.06.2021 von SWYRL/Sven Hauberg

Die erschütterndste, berührendste und wahrscheinlich beste Serie des Jahres: "It's a Sin" erzählt vom Tod und feiert das Leben.

Menschen, die allein sterben, weil ihre Angehörigen nicht zu ihnen gelassen werden: Das waren vielleicht die erschütterndsten Bilder der Corona-Pandemie. Man fühlt sich auf schmerzhafte Weise daran erinnert, wenn man nun "It's a Sin" (ab 20. Juni bei Starzplay) anschaut, eine fünfteilige britische Serie, die zum Besten gehört, was das Fernsehen seit langem hervorgebracht hat. Da fährt die Kamera über lange Krankenhausflure, und in jedem Zimmer liegt ein Mensch, von Krankheit gezeichnet, dem Tode nahe, und viele von ihnen sind völlig allein. Weil ihre Angehörigen sie verstoßen haben, weil unwissende Ärzte ihre Patienten für ansteckend halten, weil sich die Kranken selbst schämen für das, was sie sind und für das, woran sie leiden: Es sind schwule Männer, die an AIDS zugrunde gehen, die sterben, weil die Gesellschaft sie verachtet.

"It's a Sin" erzählt von fünf Freunden, die sich im London des Jahres 1981 erstmals begegnen. Über zehn Jahre hinweg zeichnet Serienmacher Russell T Davies ("Queer as Folk", "Doctor Who") das Leben, Leiden und Sterben seiner Protagonisten nach, schonungslos, aber voller Liebe und so herzzerreißend, dass man am Ende in Tränen aufgelöst vorm Fernseher sitzt.

Zentrum des Freundeskreises ist Ritchie, mit wahnsinnig viel Charme gespielt von Years & Years-Sänger Olly Alexander. Richtie stammt von der Isle of Wight und kommt nach London, um zu studieren. Vor allem aber will er, weit weg von seiner Familie, endlich leben. Und das heißt für ihn: schwul leben, ungezwungen und frei.

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Leben inmitten der Katastrophe

1981 ist auch das Jahr, in dem in den USA erstmals bei fünf schwulen Männern eine bislang unbekannte Krankheit beschrieben wurde. In London weiß man davon freilich noch nichts. Ritchie geht feiern, hat Sex und lernt seine besten Freunde kennen: Nathaniel (Ash Mukherjee), der sein Liebhaber wird, Roscoe (Omari Douglas), dessen aus Nigeria stammende Familie ihn verstoßen hat, den braven Colin (Callum Scott Howells), der in der Savile Row bei einem Maßschneider lernt, und Jill (Lydia West), die gute Seele, die alles zusammenhält.

Irgendwann aber erreicht auch die "Schwulengrippe aus San Francisco" das alte Europa, und während die ersten Aktivisten warnen, dass man sich schützen müsse, machen Richtie und seine Freunde weiter wie zuvor. Die Freiheit, die ihnen ihr Leben in der Großstadt bietet, wollen sie sich nicht nehmen lassen. Doch irgendwann, die Serie ist da längst Mitte der 80-er angekommen, trifft das Virus auch sie.

Inmitten all des Leids, der Ablehnung und der Verzweiflung ist "It's a Sin" vor allem eine Feier des Lebens, des schwulen Lebens in all seinen Facetten. Russell T Davies, der in seiner Serie eigene Erlebnisse verarbeitet, lässt seine Protagonisten strahlen, zeigt Schwulsein in all seiner Schönheit, mit allen Tiefen, aber auch unendlich hohen Höhen.

"It's a Sin" ist keine Serie über eine Krankheit, sondern über die Menschen, die inmitten der Katastrophe einfach nur leben wollten, und all das ist so unglaublich berührend erzählt, dass einem der Atem stockt. Eine bessere Serie wird es in diesem Jahr kaum geben.

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